«Massive Übertreibung» Risikoforscher warnt vor Panik wegen Coronavirus

tsha

13.2.2020

In China erkranken immer mehr Menschen am Coronavirus.
In China erkranken immer mehr Menschen am Coronavirus.
Bild: Keystone

«Keine Panik»: Der Risikoforscher Didier Sornette plädiert dafür, die Gefahren durch das Coronavirus rational zu betrachten.

Es vergeht derzeit kein Tag ohne neue Meldungen aus China. So hat sich zuletzt die Zahl neu nachgewiesener Todesopfer durch das Coronavirus in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei im Vergleich zum Vortag mehr als verdoppelt. Die Zahl der neu nachgewiesenen Infektionen verzehnfachte sich dort sogar fast. Risikoforscher Didier Sornette warnt dennoch vor Panikmache. 

«Man muss die Sache relativieren», so der Professor für unternehmerisches Risiko an der ETH Zürich im Interview mit der «NZZ». In China würden jedes Jahr rund zehn Millionen Menschen sterben, davon 150'000 an einer normalen Grippe. Das Coronavirus hingegen habe bislang nur einige Hundert Todesopfer gefordert. «Blickt man auf die Zahlen, kommt es zu einer massiven Übertreibung», glaubt Sornette.

Schuld daran hätten auch die Medien, die die Bedeutung des Virus verstärkten. Journalisten seien «ein Teil des Problems» und machten «viel unnützen Lärm», sagt der Forscher. Was Aufmerksam schaffe, werde «medial ausgeschlachtet», aber: «Über die eine Million Toten, die jedes Jahr an einer Grippe sterben, liest man hingegen nichts.»

«Kein Grund zur Panik»

Die Gesellschaft müsse akzeptieren, dass Leben auch Risiko bedeute. Andererseits sei die Angst vor Gefahren Teil der menschlichen DNA. «Unser Immunsystem funktioniert am besten, wenn es Stressoren ausgesetzt ist, also Reizen, die Stress verursachen und eine Reaktion erzwingen.» Der Mensch müsse aber lernen, die Risiken, die die moderne Welt bietet, realistisch einzuschätzen.

Entwarnung wegen des Coronavirus will aber auch Sornette nicht geben. So liege die Sterberate von Erkrankten bei zwei Prozent – deutlich höher also als bei einer normalen Grippe, an der zwischen 0,1 und 0,01 Prozent der Infizierten sterben. Aber auch diese Zahlen seien «kein Grund zur Panik». Schliesslich seien unter den Todesopfern vor allem ältere und schwache Menschen; zudem hätten etwa Sars und die Spanische Grippe deutlich mehr Todesopfer unter den Infizierten gefordert.

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