Extremes Wetter Hitze wegen Höhenwind: Geht dem Jetstream die Puste aus?

dpa/tsch

3.8.2018

Weil die Jetstreams mittlerweile immer mal im Stau stecken, kommen Hoch- und Tiefdruckgebiete nicht vom Fleck.
Weil die Jetstreams mittlerweile immer mal im Stau stecken, kommen Hoch- und Tiefdruckgebiete nicht vom Fleck.
NASA Scientific Visualization Studio

Jetstreams rasen in grosser Höhe um die Erde und prägen unser Wetter. Weil sich die Winde verändern, kommt es immer häufiger zu extremen Lagen wie der derzeitigen Hitzewelle über Europa.

Hitze in Nordeuropa und Japan, Waldbrände in Griechenland und Kalifornien – wegen des Klimawandels sind extreme Wetter-Ereignisse häufiger geworden. Forscher registrieren dabei immer öfter eine Wetterlage, bei der eine bestimmte Höhen-Luftströmung immer welliger wird: Der so genannte Jetstream kommt dadurch ins Stottern und kann sich sogar stauen.

Jetstreams sind bis zu 500 km/h schnelle Starkwinde, die den Globus in acht bis 18 Kilometer Höhe von Ost nach West umkreisen. Der Polarfront-Jetstream, der das Wetter auf der nördlichen Erdhalbkugel bestimmt, bereitet den Experten derzeit Kopfweh. «Seit Wochen steckt ein ungewöhnlich scharf gewellter Jetstream an einem Ort fest», sagt Jeff Masters, Direktor der Privatfirma Weather Underground. Dadurch sammelt sich Hitze an drei Gebieten unter den Wellen: in Europa, Japan und im Westen der USA.

Das gleiche Jetstream-Muster habe schon 2003 in Europa und 2010 in Russland Hitzewellen verursacht. Das Schema sei auch 2011 vor Dürren in Texas und Oklahoma sowie vor den Waldbrände in Kalifornien 2016 nachweisbar, berichtet der Klimaforscher Michael Mann von der Pennsylvania State University unter Berufung auf entsprechende Studien.

Der vom Mensch verursachte Klimawandel ist seiner Meinung nach Schuld: Gerade die schnellere Erwärmung der Arktis beeinflusse den Jetstream, der dadurch mehr Luftmassen aufnehmen müsse. Die Wellen des Jetstreams würden daduch stationär und bewegten sich tage- oder wochenlang nicht mehr vom Fleck.

Das sei vergleichbar mit dem klassichen Verkehrsstau, vergleicht Naburo Nakamura and Clare S.Y. Huang von der University of Chicago. Ähnlich wie Autobahnen nur für eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen ausgelegt sind, habe der Jetstream eine Art limitierte Kapazität für «Wetterverkehr». Wenn diese überschritten wird, bilden sich jene Blockaden, die Staus erstaunlich ähnlich sind. Darin stecken dann Hoch- oder Tiefdruckgebiete fest, sodass sich das Wetter über lange Zeit nicht ändern kann.

So drastisch sind die Auswirkungen des Klimawandes
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