Sprachwissenschaft«Gendersternchen» ist der «Anglizismus des Jahres»
SDA
29.1.2019
Der Begriff «Gendersternchen» ist zum Anglizismus des Jahres 2018 gekürt worden. Gemeint ist damit das Schriftzeichen * zwischen Wortstamm und weiblicher Nachsilbe «in», also etwa bei «Lehrer*innen». Der Stern soll es ermöglichen, alle Geschlechter zugleich anzusprechen.
Überzeugt habe die Jury neben der sprunghaften Verbreitung im öffentlichen Sprachgebrauch die zentrale Bedeutung, die das Zeichen und das Wort dafür in der Auseinandersetzung «mit dem schwierigen und heftig umstrittenen Thema der sprachlichen Gleichbehandlung aller Geschlechter eingenommen hat», teilte der Jury-Vorsitzende Anatol Stefanowitsch am Dienstag in Berlin mit.
Der Sprachwissenschaftler von der Freien Universität Berlin ist ein Verfechter geschlechtergerechter Sprache und begrüsst die Absicht bei Personenbezeichnungen, Geschlechter jenseits von Mann und Frau sichtbar zu machen.
Aufnahme in Rechtschreibung
Zuletzt gab es viel Aufmerksamkeit für die Stadt Hannover, weil sie eine neue «Empfehlung für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache» einführte (also zum Beispiel Lehrende statt Lehrer). 2018 gab es auch eine Diskussionen um eine mögliche Aufnahme des Gendersternchens in die amtliche Rechtschreibung. Der Rat für deutsche Rechtschreibung beschäftigte sich damit.
Die Anglizismus-Jury betont, das Wort Gendersternchen zeige auch, wie schnell das Deutsche aus dem Englischen entlehntes Wortgut produktiv zur Bildung neuer Wörter nutze. Aus dem sogenannten Scheinanglizismus «Gender Star» sei innerhalb weniger Jahre «Gendersternchen» geworden.
Die Berliner Jury will mit ihrer Wahl auch ausdrücklich die Rolle des Wortstamms «Gender» und speziell des daraus abgeleiteten Verbs «gendern» würdigen. «Der Wortstamm Gender bezeichnet eine Perspektive auf Geschlecht als kulturell hergestellter und damit veränderbarer Kategorie und ergänzt so das Wort Geschlecht, das eher eine biologische Perspektive einnimmt.»
«Gendern»: geschlechtergerecht
Das Verb «gendern» finde sich seit der Jahrtausendwende in der fachsprachlichen Bedeutung: «Die Gleichstellung von Mann und Frau verwirklichen». In diesem Sinne «gegendert» werden können Texte, aber auch Institutionen oder Gesellschaftsbereiche.
Im Sprachgebrauch bedeutet es «in einem Text typische Formen der geschlechtergerechten Sprache verwenden» – also zum Beispiel das Gendersternchen. Beide Bedeutungen sind sehr deutsch, wie die Jury betont.
Das «Gendern» von Institutionen wird im Englischen als «to mainstream gender» bezeichnet, das von Texten als «to make gender inclusive».
Das *-Zeichen heisst in der Typografen-Fachsprache übrigens Asterisk; das Wort heisst im Altgriechischen «Sternchen» und soll auch Pate für den Namen der Comicfigur Asterix gestanden haben.
blue News fragt bei Experten nach // Trauen Sie künstlicher Intelligenz?
Alle reden von KI und alle nutzen sie auch. Doch wie denkt die Wirtschafts-Elite darüber, wenn es darum geht, dass Künstliche Intelligenz auch negative Folgen haben kann? blue News geht dieser Frage auf dem Grund.
28.10.2024
Horror auf acht Beinen: So lernt man seine Spinnenangst zu überwinden
Fünf Prozent der Menschen in der Schweiz leiden an Arachnophobie. Auch blue News Redaktorin Stéphanie Süess hat Angst vor Spinnen. Im Arachno-Room in Liestal BL soll Vogelspinne Lisi ihr helfen, diese zu überwinden.
10.10.2022
ESA-Sonde «Hera» soll Asteroiden-Abwehr erforschen
Eine Mission zum Schutz der Erde vor Gefahren aus dem All. Mit ihrer Raumsonde «Hera» will die Europäische Weltraumorganisation erforschen, wie eine mögliche Bedrohung durch Asteroiden abgewehrt werden könnte. Holger Krag, Leiter des ESA-Programms für Weltraumsicherheit
04.10.2024
blue News fragt bei Experten nach // Trauen Sie künstlicher Intelligenz?
Horror auf acht Beinen: So lernt man seine Spinnenangst zu überwinden
ESA-Sonde «Hera» soll Asteroiden-Abwehr erforschen