Ausgereifte DistanzwaffeAthleten testen Neandertaler-Speer – Frühmensch konnte präzise töten
dpa/jfk/tjb
2.2.2019
Am Bild vom minderbemittelten Neandertaler hat schon so manche Studie gerüttelt. So auch die neueste: Bei der Anfertigung von Spiessen stellte sich unsere ausgestorbene Verwandtschaft anscheinend überraschend geschickt an.
Schon der Neandertaler war in der Lage, Beute auf grosse Distanz zu erlegen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des University College London in einer originellen Studie. Wie sie im Fachmagazin «Scientific Reports» berichten, liessen sie trainierte Athleten Nachbauten der berühmten «Schöninger Speere» werfen, die im norddeutschen Bundesland Niedersachsen gefunden wurden. Das Ergebnis: Die Sportler konnten Ziele bis auf eine Entfernung von 20 Metern treffen – und das mit einer Wucht, die ein Beutetier getötet hätte.
Bisher ging man davon aus, dass der Neandertaler (Homo neanderthalensis), ein ausgestorbener Verwandter des modernen Menschen, seine Waffen nur in einem begrenzten Radius einsetzen konnte – indem er etwa seiner Beute einen tödlichen Stoss versetzte oder seinen Speer auf kurze Distanz warf. Die Arbeit der Archäologin Annemieke Milks und ihres Teams ist nun ein weiterer Hinweis darauf, dass diese Vorstellung falsch ist.
Wurfspeere aus der Altsteinzeit
Die Forscher liessen zunächst eine exakte Replik eines Schöninger Speers anfertigen. Diese Wurfspeere aus der Altsteinzeit wurden zwischen 1994 und 1998 bei Ausgrabungen im Braunkohletagebau Schöningen in Niedersachsen gefunden.
Die etwa 300'000 Jahre alten, aus Fichten- und Kiefernholz gefertigten Waffen gelten als älteste vollständig erhaltene Jagdwaffen der Welt und werden dem Homo heidelbergensis zugerechnet. Die Trennlinie zwischen ihm und dem Neandertaler ist allerdings fliessend, sodass die Forscher aus London einfach von Speeren des Neandertalers sprechen.
Tödliche Wucht
Die per Hand aus Fichtenholz gefertigten Speere wogen zwischen 760 und 800 Gramm, was dem Gewicht der Originale nahe kommt. Im Anschluss testeten sechs Speerwerfer, ob die Waffen genutzt werden konnten, um ein Ziel auf Distanz zu treffen. Dafür warfen sie die Speere auf Heuballen, die in unterschiedlicher Entfernung platziert waren.
Das Resultat: Die Sportler trafen die Heuhaufen bis auf 20 Meter recht genau, und das mit einer Wucht, die für ein Beutetier tödlich gewesen wäre. Für Studienleiterin Milks ist das ein klarer Beleg dafür, dass der Neandertaler durchaus technologisch geschickt und in der Lage war, Grosswild mit verschiedenen Strategien zu jagen.
Hochkomplexe Fähigkeit
Dafür spricht auch die Ausgereiftheit der Originale: Ihr Schwerpunkt liegt nicht in der Mitte, sondern Richtung Spitze. Die Spitze wiederum lag etwas versetzt zum weichen Mark, welches die anfälligste Stelle des Stammes ist. Zudem wählten die Frühmenschen Stämme von Bäumen, die sehr langsam gewachsen waren. Diese verfügten entsprechend über viele Baumringe, aber einen geringen Durchmesser, was sie zu idealem Material für die Waffen machte.
Der Archäologe Jordi Serangeli von der Universität Tübingen, der nicht in die Studie involviert war, betont, dass die Nutzung von Speeren eine hochkomplexe Fähigkeit ist, die Planung und eine mehrteilige Arbeitskette erfordert. «Man braucht zunächst Werkzeuge, um einen Baum zu fällen, dann, um die Speere herzustellen und sie zu bearbeiten. Nicht zuletzt müssen diese Werkzeuge zunächst einmal produziert werden.»
Entsprechend interessant ist die Studie aus London für den Leiter der Grabungen in Schöningen. «Die Arbeit ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Menschen vor 300'000 Jahren dem modernen Menschen nicht nur ein wenig ähnlich waren, sondern in vielen Aspekten sogar identisch, wenn man etwa ihre motorischen Fähigkeiten betrachtet.» Daher sei die Arroganz des Homo sapiens unangebracht, der «Neandertaler» als Schimpfwort benutze.
Breites Waffenarsenal
Ähnlich äussert sich Felix Hillgruber, Kurator am Paläon, dem eigens für die Speere gebauten Museum und Forschungszentrum: «Die Studie erlaubt uns, ein besseres Bild von der Vergangenheit zu zeichnen.» Schon die Entdeckung der Schöninger Speere habe die bis dahin geltenden Annahmen über die Altsteinzeit komplett umgeworfen.
Dieser Fingerknochen versetzt Forscher in Aufregung
Dieser Fingerknochen versetzt Forscher in Aufregung
Das Fingermittelglied, 32,3 Millimeter lang und etwa 8,5 Millimeter dick, stamme eindeutig von einem modernen Menschen.
Bild: Keystone
Ausgrabung in Al Wusta in Saudi-Arabien: Hier fanden Forscher den 88'000 Jahre alten Fingerknochen.
Bild: Keystone
Die Urmenschen stammen vom afrikanischen Kontinent. So wie dieses Skelett. Es sind die Gebeine eines vor etwa 3,3 Millionen Jahren verstorbenen Urmenschen. Gefunden wurde es in den versteinerten Sedimenten der Höhlen von Sterkfontein in Südafrika am 1. Sept. 2002.
Bild: Keystone
Die Nefud-Wüste in Saudi-Arabien.
Bild: Gettyimages
Der menschliche Schädel im Vergleich mit anderen Primaten.
Bild: Christopher Walsh, Harvard Medical School
«In den 70er- und 80er-Jahren ging man davon aus, dass unsere Vorfahren aus dieser Zeit Aasfresser und opportunistische Jäger waren.» Die Speere zeigten, dass die Menschen aus dem Mittelpleistozän stattdessen mit Spitzenprädatoren wie Löwen und Säbelzahnkatzen auf einer Stufe standen.
Neben sieben Holzspeeren wurden in Schöningen auch eine Stosslanze und ein kürzerer Wurfstock gefunden. «Die Menschen hatten damals also ein ganzes Kit an Waffen, mit dem sie unterschiedlichen Jagdsituationen begegnen konnten», führt Archäologe Serangeli aus. Trotzdem die aktuelle Studie nun belege, dass die Speere zum weiten Werfen genutzt werden konnten, ist sich der Archäologe sicher, dass sie vielfältige Einsatzzwecke hatten. «Wenn ich auf eine Säbelzahnkatze treffe, werde ich mir zweimal überlegen, ob ich meinen einzigen Speer nach ihr werfe.»
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Bild: KEYSTONE
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Bild: Georg Wendt/dpa
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Bild: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Bild: Stefan Jaitner/dpa
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
Bild: Cecilia Fabiano/dpa
Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
Bild: Julian Stratenschulte/dpa
Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Abgeschirmte Speisekuppel. So geht es auch. Im israelischen Jerusalem speisen Restaurantbesucher abgeschirmt von anderen Gästen in einer Kuppel. Israel plant trotz anhaltend hoher Infektionszahlen erste Lockerungen einleiten. (06.02.2021)
Bild: Muammar Awad/XinHua/dpa
Ein überfluteter Platz beim Flussufer in Saint-Ursanne. Der Fluss Doubs trat nach starken Regenfällen über die Ufer. (31.1.2021)
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Während einer Demonstration gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny führen russische Polizisten einen Mann ab. (31.1.2021)
Bild: Aleksander Khitrov/AP/dpa
Imposante Kulisse: In Los Angeles können sich die Menschen unter anderem auf dem Parkplatz des Dodger Stadium gegen Corona impfen lassen. (31.1.2021)
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Bild: Felix Kästle/dpa
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
Vor einem pittoresken Wolkenhimmel zeigt Max Ross auf einer Slackline im Hillcrest Park im kalifornischen Fullerton sein Können. (30.1.2021)
Bild: Mark Rightmire/The Orange County Register/dpa
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Bild: Frank Glaw/SNSB-ZSM/dpa
Und dann hatte Hamburg eine Mülldeponie mehr: Im Stadtteil Norderstedt der Hansestadt türmt sich in einem Gewerbegebiet bis zu sechs Meter Müll wie Bauschutt, Teerpappe, Dämmstoffe, Asbest und anderes. Der Unternehmer, der dort bestimmte Stoffe nur zwischenlagern durfte, ist verschwunden. Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach ihm. (27.1.2021)
Bild: Christian Charisius/dpa
«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Bild: Noah Berger/AP/dpa
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Bild: Armando Franca/AP/dpa
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Bild: APA/Keystone
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Bild: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
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Bild: Slamet Riyadi/AP/dpa
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Bild: Darko Vojinovic/AP/dpa
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Bild: Daniel Bockwoldt/dpa
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Bild: Kapo TG
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Bild: KEYSTONE
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Bild: Keystone
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