Forscher Werden Schulen im Mai wieder geöffnet, droht eine zweite Welle

tafu

27.3.2020

Einer neuen Studie der TU Wien zufolge kann eine Wiederaufnahme des Schulbetriebs im Mai zu einer erneuten Ausbreitung des Coronavirus führen. (Symbolbild)
Einer neuen Studie der TU Wien zufolge kann eine Wiederaufnahme des Schulbetriebs im Mai zu einer erneuten Ausbreitung des Coronavirus führen. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Wann können Massnahmen wie Kontakteinschränkungen und Schulschliessungen wieder heruntergefahren werden? Forscher der TU Wien sind der Frage in drei möglichen Szenarien auf den Grund gegangen. 

Im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie wurden bereits weitgehende Massnahmen getroffen: Schulschliessungen, Home-Office-Gebot, Kontaktreduzierungen. Doch sind diese Massnahmen wirklich nachhaltig sinnvoll und helfen langfristig? Oder sollte man möglichst bald zum Normalzustand zurückkehren?

Forscher der TU Wien sind dieser Frage auf den Grund gegangen und haben mittels Simulationsrechnungen gezeigt, wie sich weitere mögliche Massnahmen auf die Ausbreitung des Coronavirus auswirken könnten. Dabei sind sie zu dem Ergebnis gekommen, dass «ab einem gewissen Punkt eine weitere Verschärfung keinen spürbaren Nutzen mehr bringt», so Niki Popper, Leiter des Forschungsteams.

Einfluss der Kontaktreduktion auf die Ausbreitung der Epidemie.
Einfluss der Kontaktreduktion auf die Ausbreitung der Epidemie.
Bild: TU Wien /dwh

So schnell wie möglich zum Normalzustand zurückzukehren, wäre allerdings ebenfalls nicht angebracht – das würde umgehend zu einer neuen Ausbreitung führen und alle Massnahmen der vergangenen Wochen wären umsonst gewesen.



Man gehe davon aus, dass bei Fortführung der aktuellen Massnahmen der Höhepunkt der Anzahl Infektionsfälle bald erreicht sein werde. «Wenn die Kontaktzahl der Leute dann aber sofort wieder auf das früher übliche Niveau ansteigt, wird auch die Zahl der Krankheitsfälle sehr rasch wieder zunehmen», erklärt Popper weiter. Diese zweite Corona-Welle könne dann sogar zu deutlich höheren Krankheitszahlen führen.

Mögliche Szenarien werden analysiert

Um herauszufinden, wie und wann eine Reduzierung der Massnahmen sinnvoll ist, analysiert das Forschungsteam derzeit drei mögliche Szenarien. Im ersten Szenario geht man davon aus, dass Schulen und etwa 25 Prozent der Arbeitsstätten geschlossen bleiben, Freizeitkontakte werden um 50 Prozent reduziert. Bei einer Beibehaltung dieser Massnahmen würde die Zahl der Erkrankten über den Sommer kontinuierlich sinken.

Kontrollierte Rücknahme: Im Vergleich die aktuellen Massnahmen (schwarz), mit Öffnung der Arbeitsstätten (rot) sowie mit Wiederaufnahme des Schulbetriebs (gelb).
Kontrollierte Rücknahme: Im Vergleich die aktuellen Massnahmen (schwarz), mit Öffnung der Arbeitsstätten (rot) sowie mit Wiederaufnahme des Schulbetriebs (gelb).
Bild: TU Wien / dwh

Das wäre allerdings ebenfalls der Fall, wenn nach Ostern die Arbeitsstätten wieder komplett geöffnet werden würden. In diesem Szenario bleiben die Schulen weiterhin geschlossen, auch Freizeitkontakte bleiben reduziert. Zwar würde dann die Zahl der Erkrankungen langsamer sinken, doch das Gesundheitssystem werde nicht an seine Belastungsgrenzen kommen, so die Forscher.

Zweite Welle könnte extremer ausfallen

Im dritten analysierten Szenario geht man sowohl von einer Öffnung der Arbeitsstätten nach Ostern aus, als auch von einer Wiederaufnahme des Schulbetriebs ab Anfang Mai. Lediglich die Freizeitkontakte bleiben reduziert. Das Ergebnis: eine zweite Infektions-Welle. Zwar würden die Zahlen in dieser nicht explosionsartig ansteigen, aber sie würden über das Niveau der ersten Welle steigen.



Solche Prognosen seien natürlich immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, betont Niki Popper. Umso wichtiger sei es, die Modelle nach und nach zu verbessern und anzupassen. «Je mehr wir über die Ausbreitung von COVID-19 lernen, umso zuverlässiger wird auch unser Blick in die Zukunft sein», so Popper.

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