Was das Bundesamt für Umwelt rät Antibiotikaresistente Keime in Gewässern

dpa/grö

21.3.2018

Wie stark sind Schweizer Gewässer belastet?
Wie stark sind Schweizer Gewässer belastet?
Keystone

Zu den grössten Gesundheitsgefahren weltweit gehört die Ausbreitung von Keimen, gegen die kaum noch ein Antibiotikum wirkt. Besonders erschreckend: Nun wurden auch in deutschen Badeseen Erreger entdeckt. Wie sieht es in der Schweiz aus?

Es ist die Horrorvorstellung von Ärzten und Patienten: Ein kranker Mensch liegt in einer Klinik, doch das ihm verabreichte Antibiotikum wirkt nicht. Denn der Erreger ist resistent gegen das Medikament. Manche Keime sind sogar unempfindlich gegenüber vielen Antibiotika. Man spricht von multiresistenten Erregern. Solche besonders gefährlichen Keime kommen auch in der Umwelt vor, wie erst kürzlich eine Untersuchung im Auftrag des NDR, dem Norddeutschen Rundfunk, zeigte. 

Dabei nahmen Reporter an insgesamt zwölf Stellen im deutschen Niedersachsen Proben – unter anderem an Badeseen, Flüssen und Bächen. Sie füllten Wasser in sterile Flaschen ab, zudem wurde Sand und auch Erde gesammelt. Experten der Technischen Universität Dresden und der Justus-Liebig-Universität Giessen untersuchten dann, ob Bakterien aus den Proben auf Nährböden wachsen, die mit bestimmten Antibiotika versehen sind. Wächst dort ein Keim, kann ihm das Medikament nichts anhaben – er ist resistent. 

In allen Proben fanden die Forscher Keime, denen mindestens zwei der vier Standard-Antibiotikaklassen nichts anhaben können. Unter den Erregern waren Darmkeime, die zu schweren Erkrankungen führen können. An fünf der 12 Probenorte konnten Resistenzen gegen das Reserveantibiotikum Colistin nachgewiesen werden. 

Gesundheitsexperten zeigten sich besorgt über die Ergebnisse: «Das ist wirklich alarmierend», erklärte Tim Eckmanns vom Robert Koch-Institut damals gegenüber dem NDR. «Die Erreger sind anscheinend in der Umwelt angekommen und das in einem Ausmass, das mich überrascht.»

Schwimmt die Angst mit?

Muss man sich jetzt Sorgen machen, wenn man zum offiziellen Start der Badesaison – üblicherweise im Mai – in einen See hüpft? Und sind auch in Schweizer Gewässern solche Erreger zu finden?

«Bluewin» hat beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) nachgefragt. «Die Schweiz ist im internationalen Vergleich sowohl im medizinischen als auch im Umweltbereich eher gering mit antibiotikaresistenten Keimen belastet», beruhigt BAFU-Sprecherin Rebekka Reichlin.

Bereits im November 2015 hat der Bundesrat die Nationale Strategie Antibiotikaresistenzen der Schweiz (StAR) ins Leben gerufen. Die Schwerpunkte würden dabei aber klar auf dem Gesundheitsmanagement in Spitälern, Arztpraxen sowie in der Tierhaltung liegen.

Weiter erklärt Reichlin vom Bundesamt für Umwelt: «Studien haben in Schweizer Gewässern vereinzelt antibiotikaresistente Keime nachgewiesen. Diese stellen für den Menschen nach heutigen Erkenntnissen keine Gefahr dar.» Denn: Die heutigen Kläranlagen würden zu einer massiven Reduktion der Einträge von antibiotikaresistenten Keimen in die Gewässer führen. Und es würden derzeit weitere Möglichkeiten gesucht, diese Einträge aus vorsorglichen Gründen weiter zu reduzieren.

Dennoch rät die Sprecherin des BAFU generell fürs Baden in Gewässern: «Wir empfehlen, nach starken Regenereignissen in Flüssen und Seen nicht baden zu gehen. Dies, da Kanalisationen und Kläranlagen überlastet sind und unter diesen Bedingungen ungereinigtes und mit Fäkalkeimen belastetes Abwasser entlasten können.»

Bilder aus der Schweiz
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