Post Neuer Post-CEO Cirillo stellt sich vor

SDA

3.4.2019 - 12:04

Roberto Cirillo, neuer CEO der Schweizerischen Post, gibt ein Interview während einer Medienkonferenz am Mittwoch in Bern.
Roberto Cirillo, neuer CEO der Schweizerischen Post, gibt ein Interview während einer Medienkonferenz am Mittwoch in Bern.
Source: Keystone/PETER KLAUNZER

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt am Mittwoch hat der neue starke Mann bei der Schweizerischen Post, Roberto Cirillo, noch keine Zukunftsstrategie vorgelegt. Zuerst will er Mitarbeitende im ganzen Land besuchen, um die «Gene der Post» kennen zu lernen.

Der 48-jährige Tessiner nahm am 1. April seine Tätigkeit als neuer Post-CEO auf. Nach der Generalversammlung der Post am 16. April wird er die operative Führung des Konzerns übernehmen.

Er löst Ulrich Hurni ab, der die Konzernleitung nach dem Rücktritt von Susanne Ruoff im Juni 2018 interimistisch übernommen hatte. Ruoff war wegen des Buchungsskandals bei Postauto zurückgetreten.

Der Verwaltungsrat hatte Cirillo im November 2018 zum CEO gewählt. Am Mittwoch nun präsentierte sich Cirillo an einer Medienkonferenz am Post-Hauptsitz in Bern der Öffentlichkeit.

Zu früh für Zukunftsstrategie

Es sei heute zu früh, eine Strategie zu präsentieren, wie er die Post in die Zukunft zu lenken gedenke, erklärte der neue Post-CEO vor den Medien. «Ich will zuerst herausfinden, was die Gene der Post sind.» Deshalb werde er die Mitarbeitenden in der ganzen Schweiz besuchen. «Sie sind nicht nur das Gesicht der Post, sie sind die Post.»

Er glaube an eine starke und selbstfinanzierte Post, betonte Cirillo. «Wir sind bereits zweimal zur besten Post der Welt gewählt worden. Das wollen wir bleiben, dafür müssen wir uns beweisen.»

Der neue Chef wird unter anderem wieder Ruhe in den krisengebeutelten Konzern bringen müssen. «Die Baustellen sind mir bekannt», versicherte er. Eine seiner Hauptsorgen ist die Konzerntochter Postfinance. Deren Gewinne fehlen, um wenig lukrative Bereiche innerhalb der Post weiterhin zu unterstützen.

Gute alte Zeit kommt nicht zurück

«Postfinance steckt in einem sehr engen Korsett», sagte Cirillo. Sie brauche mehr unternehmerische Freiheit. Fakt sei auch, dass die Menge Brief zurückgehe. «Wir haben kürzlich dreissig Jahre Internet gefeiert, die gute alte Zeit kommt sicher nicht zurück.»

Eine weitere Baustelle ist der Umbau des Poststellennetzes und der damit verbundene Stellenabbau. Die Post will die Zahl der Postbüros bis Ende 2020 von 1400 auf 800 bis 900 senken. Im Gegenzug sollen die Zugangspunkte für Postdienste von 3800 auf mindestens 4200 erhöht werden.

Gesamtschau vornehmen

«Wir brauchen eine Gesamtschau», sagte Cirillo. Es sei an der Zeit, ein Gesamtbild zu schaffen über das Angebot und die Finanzierung der Grundversorgung der Zukunft. Schon als heranwachsender Bub im Südtessiner Dorf Novazzano habe er die Wichtigkeit von Service public erfahren: «Das Postauto war mein Tor zur Welt.» Service public schaffe gleiche Chancen für Stadt und Land.

Eine Journalistenfrage nach dem Lohn des neuen Postchefs wurde von Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller beantwortet: «Maximal eine Million, alles inbegriffen», laute die Vorgabe des Eigners. «Und wir halten das ein.»

Fünfsprachig Klartext sprechen

Der in Zürich geborene und im Tessin aufgewachsene Cirillo ist diplomierter ETH-Maschinenbauingenieur. Er schloss unter anderem die Columbia Business School in New York ab und war bisher als Mitglied des Verwaltungsrates der Croda International Plc, einem britischen Spezialchemieunternehmen, tätig.

Zuvor war er vier Jahre lang Chef der international tätigen Spitalgruppe Optegra und acht Jahre lang Mitglied der Konzernleitung des Dienstleistungsunternehmens Sodexo SA, zuletzt als CEO der Aktivitäten in Frankreich, wo er 45'000 Mitarbeitende leitete. Er lebte bisher in London und nun im Kanton Zürich.

Roberto Cirillo besitzt die schweizerische und italienische Staatsbürgerschaft und ist verheiratet. Kinder habe er keine, sagte er am Mittwoch. Er spricht fliessend Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Englisch.

«Ich werde bei allen Fragen Klartext sprechen», versicherte er. «Wenn auch mit einem kleinen Tessiner Akzent.»

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