Interview Luftfahrtexperte Sepp Moser: «Airbus hätte den A380 nie bauen sollen»

tsha

14.2.2019

Der A380 ist bald Geschichte: Airbus stellt 2021 die Produktion des Flugzeugs ein.
Der A380 ist bald Geschichte: Airbus stellt 2021 die Produktion des Flugzeugs ein.
Bild: Ali Haider/dpa

Der A380, das grösste Passagierflugzeug der Welt, ist Geschichte. Für den Schweizer Luftfahrtexperten Sepp Moser kommt die Entscheidung nicht überraschend, wie er im «Bluewin»-Interview sagt.

Am Donnerstag verkündete Airbus, die Produktion des weltgrösten Passagierjets A380 einstellen zu wollen. Die letzte Auslieferung des Luftgiganten sei für 2021 geplant, teilte der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern mit. Die arabische Fluggesellschaft Emirates, grösste Kundin des A380, habe ihre letzte Bestellung um 39 Maschinen reduziert. Man sehe daher keine Grundlage mehr für eine Fortsetzung der Produktion.

«Bluewin» sprach mit dem Luftfahrtexperten Sepp Moser über die Entscheidung von Airbus und über die Zukunft der Riesenflieger.

Herr Moser, überrascht Sie die Ankündigung, dass Airbus die Produktion des A380 einstellt?

Sepp Moser: Nein, überhaupt nicht. Es gibt ja nur eine Fluggesellschaft, die dieses Flugzeug wirklich braucht, und das ist Emirates. Die anderen haben eigentlich keinen Bedarf. Singapore Airlines und Air France haben ihren Bestand ja schon reduziert. Dieses Flugzeug hat der Markt nie verlangt.

Was ist das Hauptproblem des A380?

Sepp Moser: Der A380 ist einfach nur gross. So wie die Concorde einfach nur schnell war. Der A380 ist nur auf sehr wenigen Strecken einsetzbar, auf denen ein sehr hohes Verkehrsaufkommen herrscht. Wenn es voll ist, ist es ökonomisch. Aber es gibt eben wenig Strecken, auf denen es voll ist. Ich vermute, dass das Flugzeug vor allem ein Prestigeprojekt von Airbus war.

Hätte Airbus den A380 nie bauen sollen?

Sepp Moser: Natürlich. Heute muss man das so sehen. Das Flugzeug hat ein riesiges Defizit eingefahren.

Der Airbus A380

Hätte Airbus das nicht wissen können?

Sepp Moser: Es gab damals schon warnende Stimmen.

Ist die Ära der Riesenflieger jetzt endgültig vorbei?

Sepp Moser: Das weiss ich nicht. Aber es gibt wenig Routen, die genau die Passagierstruktur für so ein grosses Flugzeug haben. Wenn Sie in einem kleinen Kurort ein Hotel mit 1‘000 Zimmern bauen, dann macht das keinen Sinn. Das ist bei Flugzeugen nicht anders.

Was passiert mit den A380, die jetzt noch im Einsatz sind?

Sepp Moser: Die bleiben im Einsatz, so lange sie fliegen. Schon heute werden einzelne A380 im Charterverkehr eingesetzt, und das wird auch in Zukunft so sein: Immer da, wo man sehr viele Menschen transportieren muss. Wenn heute eine Charterairline einen A380 von einer Linienfluggesellschaft billig übernehmen kann, dann sind die Kosten so gering, dass es sich eben doch noch lohnt. Ich denke etwa an Grossveranstaltungen wie die Hadsch, wo es einen riesigen Bedarf gibt, viele Menschen unter minimalem Komfort nach Saudi-Arabien zu fliegen.

Was der A380 ein grössenwahnsinniges Projekt?

Sepp Moser: So würde ich das nicht sehen. Man hat damals offenbar ein Bedürfnis gesehen, das es heute nicht mehr gibt.

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