Fieberhaft suchen Forschungsgruppen weltweit nach Medikamenten gegen das neue Coronavirus. Basler Forscher liefern eine wichtige Grundlage: Mit computergestützten Methoden durchforsteten sie 678 Millionen Substanzen und identifizierten vielversprechende Kandidaten.
Ein Impfstoff gegen das neue Coronavirus wird noch Zeit brauchen. Antivirale Medikamente könnten helfen, schwere Verläufe der Infektion zu verhindern, aber ein spezifisches Medikament gegen Sars-CoV-2 fehlt noch.
Eine Forschungsgruppe um Markus Lill von der Universität Basel hat sich mit computergestützten Methoden auf die Suche nach Wirkstoffkandidaten gemacht. Das Team durchforstete 678 Millionen Substanzen mit dem Ziel, Kandidaten zu finden, die an einem essenziellen Enzym des Virus angreifen – seiner Haupt-Protease, die er zum Bau neuer Viren braucht. Sie testeten die Substanzen dabei rein virtuell, wie die Uni Basel am Montag mitteilte.
Ein Dutzend Kandidaten
Die Forscher identifizierten laut Fachartikel ein Dutzend Kandidaten, die das Potenzial hätten, das essenzielle Enzym des Virus und damit seine Vermehrung zu blockieren. Normalerweise würden die Wissenschaftler diese aussichtsreichen Kandidaten in Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen experimentell testen, bevor die Ergebnisse patentiert und veröffentlicht würden, schrieb die Uni Basel.
Aufgrund der derzeitigen Notlage veröffentlichten Lill und sein Team ihre Ergebnisse jedoch bereits auf dem Preprint-Sever ChemRxiv, um sie anderen Forschenden zur Verfügung zu stellen. Ihre Studie durchlief demnach noch nicht den üblichen Begutachtungsprozess vor der Veröffentlichtung in einem Fachmagazin.
Die Basler Forscher hoffen darauf, dass andere Forschungsgruppen weltweit nun ohne Zeitverlust die Ergebnisse für weiterführende Studien nutzen können. Seit die Studie vor fast einer Woche auf dem Preprint-Server hochgeladen wurde, wurde sie bereits fast 4000 mal angeklickt und über 900 mal heruntergeladen.
Mehrere Medikamente nötig
Auch die Medikamentenentwicklung braucht indes Zeit. Dass die Ergebnisse noch im Zuge der derzeitigen Epidemie zu einem Wirkstoff führen, ist daher eher unwahrscheinlich, räumt Lill gemäss der Mitteilung ein. Dennoch sei wichtig, Wirkstoffe für zukünftige Coronaviren zu entwickeln. «So können ähnliche Gesundheitsnotstände wie der momentane im Keim erstickt werden.»
Für die derzeitige Epidemie setzen Forschungsgruppen vor allem darauf, die Wirksamkeit bereits existierender Medikamente gegen Sars-CoV-2 zu prüfen. Bereits in klinischen Studien getestet wird beispielsweise ein Wirkstoff namens Remdesvir, der ursprünglich gegen das Ebolavirus gedacht war. Andere Ansätze beruhen auf Wirkstoffen, die das Eindringen des Virus in die Zelle verhindern soll. Im Rennen sind beispielsweise Mittel gegen Malaria, Grippe und Krebs.
Da Viren sich anpassen und resistent gegen Medikamente werden können, wird es mittel- bis langfristig allerdings mehrere Wirkstoffe gegen Sars-CoV-2 brauchen. Daher stellt die Kandidatenliste der Basler Forschungsgruppe eine wertvolle Grundlage dar.
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