Ex-Manager überwacht Mittelsmann im CS-Beschattungsskandal begeht Suizid

dor

1.10.2019

Nachbarn und Konkurrenten: Die Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS am Paradeplatz in Zürich.
Nachbarn und Konkurrenten: Die Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS am Paradeplatz in Zürich.
Bild: Keystone/Gaetan Bally

Der Überwachungsskandal der Credit Suisse eskaliert: Der Sicherheitsexperte, der für die Bank eine Detektei mit der Beschattung eines früheren Topmanagers beauftragte, nimmt sich das Leben. 

Der Privatermittler, der zwischen der Credit Suisse (CS) und dem mit der Beschattung eines früheren CS-Top-Managers beauftragten Detektivbüro vermittelte, hat sich das Leben genommen. Der Sicherheitsexperte soll am 24. September – eine Woche nach Bekanntwerden der Beschattung von Iqbal Khan – Suizid begangen haben. Das meldete die Finanznachrichten-Website «InsideParadeplatz» am Montagabend. Der Anwalt der Sicherheitsfirma Investigo bestätigte am Dienstag den Suizid.

Der Mann soll um seine berufliche Existenz gefürchtet und zudem befürchtet haben, dass die Schweizer Grossbank dafür sorgen würde, dass er als «Mitschuldiger und Versager» in der Affäre dargestellt würde, schreibt «InsideParadeplatz» unter Berufung auf eine nicht näher genannten Quelle.

Der Sicherheitsexperte hatte den Auftrag für die Beschattung Khans laut dem Bericht vom Sicherheitschef der CS erhalten. An einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag übernahm der Chief Operating Officer (COO) der Credit Suisse, Pierre-Olivier Bouée, die alleinige Verantwortung für den Entscheid, Khan überwachen zu lassen. 

Mit der Überwachung soll die CS versucht haben, ihren früheren Topmanager zu überführen. Khan hatte vor drei Monaten seinen Posten als Chef der internationalen Vermögensverwaltung verlassen. Acht Wochen später wurde bekannt, dass er zur Konkurrenz geht. Ab dem heutigen Dienstag leitet Khan die Vermögensverwaltung des CS-Konkurrenten UBS.

Die CS vermutete, dass Khan einige CS-Führungskräfte ansprach – mit dem Ziel, sie zur UBS zu locken. Die Bank hielt es daher für legitim, ihren ehemaligen Mitarbeiter beschatten zu lassen. Er sollte wohl bei Treffen mit ehemaligen CS-Kollegen ertappt werden.

Zeitlich begrenzte Verbote für das Abwerben von Kollegen sind beim Wechsel von Managern zur Konkurrenz üblich und werden vertraglich geregelt. Die Credit Suisse ist Berichten zufolge der Meinung, dass Khan mit seinem Verhalten gegen die Vereinbarungen in seinem Ende Juni abgeschlossenen Aufhebungsvertrag verstossen hat.



Am 24. September soll die CS den Namen der vom Mittelsmann in der CS-Sache beauftragten Detektei Investigo bei den Medien gestreut haben. Mehrere Journalisten erfuhren aus einer bisher unbekannten Quelle auch den Namen des Mittelmannes. Nachdem sich Journalisten bei ihm gemeldet hatten, soll er sich noch am gleichen Morgen das Leben genommen haben, schreibt die «Neue Zürcher Zeitung».

CS informiert über Khan-Beschattung

Die CS hat am heutigen Dienstag über die Vorgänge im Zusammenhang mit dem Beschattungsskandal informiert. Bei der Pressekonferenz wurden auch die Ergebnisse der internen Untersuchung vorgestellt, die von der Zürcher Wirtschaftskanzlei Homburger durchgeführt wurde. Gemäss dieser habe weder die Überwachung noch die anschliessende Untersuchung Anhaltspunkte geliefert, dass Khan gegen vertragliche Verpflichtungen verstossen und versucht habe, Mitarbeiter oder Kunden der Credit Suisse abzuwerben. 


Brauchen Sie Hilfe? Hier können Sie darüber reden:

Dargebotene Hand: Telefon 143 oder www.143.ch
Online-Beratung für Jugendliche mit Suizidgedanken: www.U25-schweiz.ch
Angebot der Pro Juventute: Telefon 147, www.147.ch
Kirchen: www.seelsorge.net

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