Aussenminister in SambiaCassis macht Werbung für Glencores schmutziges Kupferbergwerk
phi
9.1.2019
Ignazio Cassis Visite in Sambia sorgt für Kritik: Der Aussenminister hat nicht nur eine umstrittene Kupfer-Mine besucht, sondern sich dadurch auch noch zum Werbe-Träger für Glencore gemacht.
Zehn Prozent des weltweiten Kupfervorkommens liegen im Copperbelt, der sich von Sambia bis in den Kongo erstreckt. Es ist also nicht verwunderlich, dass ein Unternehmen aus dem Kanton Zug, das zu den grössten Kupferhändlern der Welt gehört, hier tätig ist: Glencore aus Baar hat von seinen 5,2 Milliarden Dollar Gewinn im Jahr 2017 einen Grossteil mit diesem Edelmetall verdient.
Nach eigenen Angaben hat der Schweizer Konzern 4,4 Milliarden Dollar allein mit dem Verkauf von Kupfer eingenommen. Doch während der Rohstoff-Riese in Sambia gutes Geld verdient, sieht der afrikanische Staat davon nicht einen Rappen – ganz zu schweigen von den Kosten, die das regelmässige Übersteigen von Schadstoff-Grenzwerten in den Glencore-Minen verursacht.
Nichts sehen, nichts hören, nichts twittern
Doch all diese Details sind für den Magistraten bei seiner Visite kein Thema gewesen. Im Gegenteil: Der Aussenminister ignoriert die immer wieder geäusserte Kritik von Nichtregierungsorganisationen und Aktivisten – Cassis hat bloss Augen für die «Modernisierung der Anlagen und die Ausbildung der Jugendlichen», wie sein Tweet zeigt:
Premières impressions de Zambie 🇿🇲: visite des installations de Mopani Copper Mines. Impressionné par les efforts en faveur de la modernisation des installations et de la formation des jeunes. pic.twitter.com/2BduUDPzHw
Doch seien die Schweizer eigentlich nicht die barmherzigen Samariter, sondern vielmehr die heuchlerischen Pharisäer, kritisiert der Sprecher von «Public Eye», Oliver Classen, im «Tages-Anzeiger» scharf: «Glencore ist heute Teil der Probleme von Sambia, nicht Teil der Lösung», so Classen weiter.
Das hindert den Konzern aber nicht daran, das Loblied des Aussenministers in einem Tweet aufzugreifen und zu verbreiten: Mit Ignazio Cassis' Gesicht wird nun für Glencores Ausbildung in Sambia geworben, die auch noch auf «neueste Technologien inklusive virtueller Realität» setze.
Earlier today we welcomed Ignazio Cassis - Swiss Federal Councillor and head of the Department of Foreign Affairs - to our Mopani training centre in Zambia. Located in Mufulira, the centre uses the latest technology, including virtual reality, to train students and employees. https://t.co/fSp5An6YRO
«Wir haben uns über den Besuch von Cassis gefreut»
Cassis' Sprecher zufolge ist der Werbe-Tweet mit Bern nicht abgesprochen gewesen, doch er stelle auch kein Problem dar. Das gilt selbstredend auch für das Unternehmen selbst, denn positive Polit-PR kann Glencore derzeit gut gebrauchen: Im Februar berät die Rechtskommission des Ständerats über die Konzernverantwortlichkeitsinitiative.
Und die nennt Glencores Sambia-Geschäft pikanterweise explizit als Fallbeispiel – Cassis Minen-Tweeet kommt für den Konzern zum perfekten Zeitpunkt: «Wir haben uns über den Besuch von Ignazio Cassis gefreut», bekundet dann auch Glencore-Sprecherin Sarah Antenore. «Mit dem Tweet wollten wir zeigen, dass das Team vor Ort gute Arbeit leistet.»
Nationalrat Carlo Sommaruga kritisiert dagegen den Minen-Besuch: Cassis sei kein Wirtschaftsminister und solle sich auf politische Beziehungen konzentrieren. «Ich bin zutiefst schockiert», sagt der SP-Politiker im «Tages-Anzeiger».
Kampf um Seltene Erden - Metallrecycling als Alternative?
Seltene Erden, zu denen Neodym, Lanthan und Cer gehören, werden wegen ihrer chemischen und physikalischen Ähnlichkeit oft als Stofffamilie betrachtet - und sind sehr gefragt. Genutzt werden sie etwa für LCD-Bildschirme, Windkraftanlagen oder Magnete. Im Bild: Alte Festplatten und Mobiltelefone sowie Proben von seltenen Metallen wie Tantal und Wolfram stehen im Verfahrenstechnischen Zentrum des Chemieunternehmens H.C. Starck.
Bild: dpa
Die Stoffe kommen dabei auch hierzulande vor. Europa ist jedoch von chinesischen Importen abhängig, weil Seltene Erden in den westlichen Industriestaaten aus Kosten- und Umweltgründen kaum abgebaut werden. Im Bild: In einem Tagebau in Ganxian, China, werden Seltene Erden gefördert. Die dominierende Rolle Chinas wird besonders deutlich bei den für die Hightech-Industrie unverzichtbaren Seltenen Erden.
Bild: dpa
Recycling könnte ein Weg sein, sich zumindest etwas unabhängiger zu machen - auch für die Umwelt. Nach Angaben des Öko-Instituts fallen beim Abbau Seltener Erden «sehr grosse Mengen an Rückständen an, die giftige Abfälle enthalten». Im Bild: Ein junger Arbeiter schaufelt in einer Mine bei Nzibira in der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu Schlamm und Geröll bei Seite, um es auf Rückstände wertvoller Metalle zu prüfen.
Bild: dpa
Die Lagerstätten enthielten zudem radioaktive Materialien. Ganz zu schweigen von den Abgas-Emissionen, die beim Transport der jährlich rund 130'000 weltweit geförderten Tonnen Seltener Erden entstehen. Im Bild: Noelle Buhashe wäscht in der Mine Zola Zola bei Nzibira in der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu auf der Suche nach wertvollen Mineralien Gestein aus. Im Kongo liegen grosse Vorkommen von Rohstoffen, die weltweit für Elektronikbauteile benötigt werden.
Bild: dpa
Doch trotz dieser Anreize ist das Recycling Seltener Erden in Deutschland und Europa noch eine Nische. Eine vorgeschriebene Wiederverwertungsquote gibt es nicht und angesichts der derzeit niedrigen Preise ist es für Firmen lukrativer, Seltenerdmetalle neu zu kaufen. Im Bild: Eine Frau hält im Hochsicherheitslager der Firma Metlock GmbH in Frankfurt am Main einen 3 Kg schweren Indiumbarren in der Hand.
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