KanadaVerdächtige nach Messerattacken weiter auf der Flucht
AP
5.9.2022
Zehn Menschen kommen in einer der opferreichsten Bluttaten in der jüngeren Geschichte Kanadas ums Leben. Die beiden Verdächtigen sind auch am Montag noch nicht gefunden. Was steckt hinter der Tat?
AP
05.09.2022, 18:35
AP
Nach einer Serie von Messerattacken mit zehn Toten in Kanada waren die beiden mutmaßlichen Täter am Montag weiter auf der Flucht. Die Polizei in der Provinz Saskatchewan rief die Bürger auf, mögliche Hinweise auf den Aufenthaltsort der beiden Männer im Alter von 30 und 31 Jahren sofort zu melden. «Wir werden nicht aufhören, bis wir diese beiden in sicherem Gewahrsam haben», sagte Evan Bray, der Polizeichef der Provinzhauptstadt Regina am Montag in einem Video auf Twitter. Das Motiv der Taten in einem Reservat für indigene Einwohner und einem nahe gelegenen Ort war weiter unklar.
Monday, Sept 5th morning update. The two suspects are still at large, despite efforts through the night by @reginapolice and @RCMPSK. If anyone has information that would assist in locating and safely taking Myles and Damien Sanderson into custody, we urge you to call police. pic.twitter.com/9DCJqo1Vj6
Der Chef der Vereinigung der Indigenen Nationen Kanadas, Bobby Cameron, ging aber von einem Zusammenhang mit Drogenkriminalität aus. «Das ist die Verwüstung, der wir uns gegenübersehen, wenn illegale Drogen in unsere Gemeinden eindringen», sagte er. Die Lage in den Reservaten müsse sich verbessern.
Fahndung läuft auf Hochtouren
Ganz Kanada war erschüttert von den Geschehnissen im Reservat der sogenannten James Smith Cree Nation und dem Dorf Weldon am Sonntag, war es doch eine der opferreichsten Bluttaten in der jüngeren Geschichte des Landes. Am Sonntag hatte Rhonda Blackmore, Vize-Chefin der Polizei von Saskatchewan, erklärt, einige Opfer seien offenbar gezielt attackiert worden, während die Verdächtigen andere wahllos getötet hätten. Neben den zehn Toten gab es an den 13 Tatorten auch 15 Verletzte.
Als Tatverdächtige wurden zwei Männer mit gleichem Nachnamen genannt. Ob sie auch verwandt waren, gab die Polizei zunächst nicht bekannt. Nach einem von ihnen war bereits im vergangen Mai in einem anderem Zusammenhang gefahndet worden. Nach Erkenntnissen der Ermittler wurden die beiden zuletzt am Sonntagmittag (Ortszeit) in Regina gesehen, rund 335 Kilometer südlich der Tatorte. Auch in den Nachbarprovinzen von Saskatchewan, in Manitoba und Alberta, riefen die Behörden die Bewohner zur Wachsamkeit auf. In vielen Orten im ansonsten eher ruhigen ländlichen Kanada ging am Montag weiter die Angst um.
Geschockte Gemeinde
Die ganze Gemeinde sei bis ins Mark erschüttert, sagte Ruby Works, eine Einwohnerin von Weldon, wo sich einige der Taten ereigneten. «Niemand in diesem Ort wird je wieder schlafen können. Sie werden Angst davor haben, die Tür zu öffnen.» In der James Smith Cree Nation kamen Menschen an einem Nachbarschaftsladen zusammen, um einander Trost zu spenden. Etliche hatten Tränen in den Augen und hielten sich in den Armen.
Die bisher folgenschwerste Bluttat in Kanadas jüngerer Geschichte ereignete sich 2020, als ein als Polizist verkleideter Mann in der Provinz Nova Scotia bei einem Amoklauf 22 Menschen tötete. Ein Jahr zuvor lenkte ein Mann in Toronto sein Fahrzeug in Passanten und tötete zehn Menschen. In Kanada kommen derartige Gewaltverbrechen im Verhältnis deutlich weniger häufig vor als in den benachbarten USA.