Massaker in Schule US-Verschwörungstheoretiker wegen Verleumdung verurteilt

AP

19.6.2019

Alex Jones, Betreiber der Webseite «Infowars», wird vorgeworfen, das Massaker an der Grundschule Sandy Hook zu verleumden und Anhänger dazu gebracht zu haben, betroffene Familien mit Beleidigungen und Todesdrohungen zu verfolgen.
Alex Jones, Betreiber der Webseite «Infowars», wird vorgeworfen, das Massaker an der Grundschule Sandy Hook zu verleumden und Anhänger dazu gebracht zu haben, betroffene Familien mit Beleidigungen und Todesdrohungen zu verfolgen.
Bild: Keystone

Die Familien, die bei dem Massaker an der Grundschule Sandy Hook Kinder verloren, wehren sich gegen Behauptungen, das Verbrechen habe es gar nicht gegeben. Einige haben auch mit Einschüchterung und Todesdrohungen zu kämpfen. Nun wehren sie sich vor Gericht.

Hinterbliebene eines Schulmassakers in den USA haben einen juristischen Erfolg gegen Verschwörungstheoretiker erstritten, die sie unter anderem als «Krisendarsteller» verunglimpft hatten. Ein Richter in Wisconsin gab am Montag im Eilverfahren einer Verleumdungsklage gegen die Autoren des Buchs «Nobody Died at Sandy Hook» («Niemand ist in Sandy Hook gestorben») statt. Der Verlag entschuldigte sich dafür, es veröffentlicht zu haben. Ein Prozess zur Klärung von Schadensersatzansprüchen wurde für Oktober angesetzt.

Die Autoren James Fetzer und Mike Palacek hatten in dem Buch behauptet, das Massaker an der Grundschule im US-Staat Connecticut habe es nie gegeben; was im Dezember 2012 berichtet worden sei, sei eine Übung der US-Krisenmanagementbehörde Fema gewesen. Am 14. Dezember 2012 erschoss ein Attentäter in der Schule in Newtown 28 Menschen, darunter 20 Kinder.

Die Tat hatte die Diskussion über Schusswaffen in den USA bestärkt, rechte Kreise machten dagegen mit Verschwörungstheorien mobil. Der Vater, der am Montag von Bezirksrichter Frank Remington in Dane County Recht bekam, musste sich gegen Behauptungen wehren, er habe gar keinen Sohn an der Schule gehabt, die Sterbeurkunde seines sechsjährigen Jungen sei gefälscht und er sei ein «Krisendarsteller», der seine Trauer nur spiele.

Bezichtigung der Lüge

Andere Hinterbliebene schlossen sich der Klage von Lenny Pozner an, darunter Robbie Parker, dessen sechsjährige Tochter erschossen wurde. Die Familie war von der Ostküste an die Westküste gezogen und selbst da noch von Verschwörungstheoretikern und hasserfüllten Menschen aufgespürt worden, die sie der Lüge bezichtigten und sogar mit dem Tode bedrohten. Parker hat seitdem vor dem Kongress ausgesagt und für Veränderungen auf Plattformen der sozialen Medien gekämpft. YouTube erklärte infolgedessen im Mai, auf der Plattform würden künftig keine Videos mehr geduldet, die das Sandy-Hook-Massaker und andere «gut dokumentierte Ereignisse» leugnen. «Erst durch die Klagen und als es eine Nachricht in den Medien wurde, begannen einige, die merkten, dass sie sich zu Komplizen machten, ihre Inhalte zu mäßigen», sagt Parker.

Pozner ist Hauptkläger in mindestens neun Verfahren, die gegen Sandy-Hook-Leugner angestrengt wurden. Eines richtet sich gegen Alex Jones, den Betreiber der Webseite «Infowars». Jones werfen acht Familien vor, mit seinen Pamphleten seine Anhänger dazu gebracht zu haben, sie mit Beleidigungen und Todesdrohungen zu verfolgen. Jones ist inzwischen von mehreren Online-Plattformen dauerhaft gesperrt worden.

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