Ein Teil eines im letzten Jahr vertrockneten Kartoffelfeldes: Für die in den letzten zwei Wochen gepflanzten Kartoffeln ist der Regen nun existenziell. (Archivbild)
Noch herrscht in der Schweizer Landwirtschaft im Vergleich zu Deutschland keine Alarmstimmung wegen Trockenheit. (Archivbild)
Die Regenarmut im Sommerhalbjahr 2018 ist nach Einschätzung von MeteoSchweiz nicht Teil eines laufenden Klimatrends. (Archivbild)
Im vergangenen Sommer musste zahlreiche Landwirte in den Bergen per Helikopter mit Wasser versorgt werden.
Trotz Regen anhaltende Trockenheit
Ein Teil eines im letzten Jahr vertrockneten Kartoffelfeldes: Für die in den letzten zwei Wochen gepflanzten Kartoffeln ist der Regen nun existenziell. (Archivbild)
Noch herrscht in der Schweizer Landwirtschaft im Vergleich zu Deutschland keine Alarmstimmung wegen Trockenheit. (Archivbild)
Die Regenarmut im Sommerhalbjahr 2018 ist nach Einschätzung von MeteoSchweiz nicht Teil eines laufenden Klimatrends. (Archivbild)
Im vergangenen Sommer musste zahlreiche Landwirte in den Bergen per Helikopter mit Wasser versorgt werden.
Eine Alarmstimmung wie in Deutschland herrscht in der Schweiz noch nicht: Trotzdem sitzen die Landwirte wegen der Trockenheit «wie auf Nadeln. Immer mehr Bauern versichern sich gegen Ernteausfälle.
«Erst gestern haben wir die Wasserbilanz angeschaut: Im Vergleich mit den letzten vier Jahren war es noch nie so trocken wie jetzt», schildert Bauernverbands-Sprecherin Sandra Helfenstein die aktuelle Situation der Schweizer Landwirte. «Im Moment ist die Lage sicher nicht dramatisch. Aber die Bauern sitzen wie auf Nadeln», sagt sie.
Bis jetzt habe es für die Kulturen gerade noch ausreichend geregnet. In den letzten beiden Wochen seien nun aber Zuckerrüben gesät und Kartoffeln gepflanzt worden: «Für diese Kulturen ist der Regen jetzt existenziell», sagt Helfenstein.
Vielen Landwirten machen auch noch «Altlasten» aus dem sehr trockenen Vorjahr zu schaffen. Der Grundwasserspiegel ist nach wie vor sehr tief. Und gerade Bauern, die über eigene Quellen verfügten, könnten deshalb rasch Probleme bekommen, wenn es nicht ausreichend regnet. Auch die Schweizer Wälder müssen für den Klimawandel fit gemacht werden.
(Noch) Kein Aktivismus in der Schweiz
Während die deutschen Bauern angesichts der anhaltenden Trockenheit bereits nach Brüssel schauen und die EU-Kommission Hilfe für die Landwirte erwägt, herrscht in der Schweiz kein Aktivismus auf politischer Ebene. «Die Lage ist im Moment nicht dramatisch – was nicht heisst, dass es noch anders kommen könnte», sagt Jürg Jordi, Informationschef im Bundesamt für Landwirtschaft.
Krisenszenarien würden noch nicht ausgearbeitet. Viele Bauern hätten auch vorsorglich reagiert. So würden etwa trockenheitsresistentere Sorten angebaut. Vermehrt würden Bauern auch Ernteausfallversicherungen abschliessen. Derzeit wird im Rahmen der Agrarpolitik 2022 plus diskutiert, ob der Bund sich an der Versicherung finanziell beteiligen soll. Spruchreif ist das Projekt noch nicht.
Historisch niedrige Wasserstände in der Schweiz
Historisch niedrige Wasserstände in der Schweiz
Wegen der weiterhin anhaltenden Trockenheit steuern die Pegelstände des Rheins auf ein historisches Tief zu. Diese Aufnahme wurde im rheinland-pfälzischen Bodenheim (D) gemacht.
Direkt bertroffen ist die Binnenschifffahrt. Im Basler Hafen können keine Containerschiffe mehr anlegen.
Das Personenschiff Thurgau fährt im August bei geringem Wasserstand im Bodensee bei Steinach. Auch der sonnige Herbst brachte bisher keine nennenswerten Niederschläge.
An einem Einstiegsgeländer im Goldacher Freibad Seegarten am Bodensee zeigt sich der niedrige Pegel.
Ein Ende der Trockenperiode ist derzeit nicht in Sicht.
Das Maggia-Delta in der Nähe von Locarno. Wegen ausbleibender Niederschläge erreicht der Wasserpegel des Lago Maggiore einen rekordverdächtigen Tiefstand.
Der Wasserstand ist so tief wie seit den 1950er Jahren nicht mehr.
Besonders die grossen Kähne aus Italien könnten nicht mehr überall am Lago Maggiore anlegen.
Immer mehr Bauern versichern ihre Ernte
Tatsache aber ist, dass bei der Hagel-Versicherung vermehrt Landwirte ihre Ernte gegen Ausfälle wegen Trockenheit versichern lassen. So verzeichnete Hagel Schweiz im letzten Jahr rund 1430 Policen mit einer gegen Trockenheit versicherten Fläche von 32'200 Hektaren. Für das laufende Jahr wird mit einer weiteren Zunahme gerechnet, wie Hagel Schweiz auf Anfrage weiter bekannt gab.
Die Trockenheitsdeckung in der heutigen Form wird für Ackerkulturen seit 2013 und für Grasland seit 2016 angeboten. Im Vergleich von 2015 zu letztem Jahr betrug die Zunahme bei den Policen 214 Prozent und bei der versicherten Fläche 200 Prozent.
Weltwirtschaftsforum liefert alarmierenden Risikobericht
Weltwirtschaftsforum liefert alarmierenden Risikobericht
Aussenansicht des schneebedeckten Steigenberger Grandhotel Belvedere in Davos. Knapp eine Woche vor Beginn seiner Jahrestagung in Davos hat das Weltwirtschaftsforum (WEF) am seinen Weltrisikobericht veröffentlicht.
Am Ufer des Niederrheins bei Düsseldorf (D) sind durch die anhaltende Trockenheit Risse entstanden. Seit dem Frühjahr trocknete der Boden immer weiter aus. Andernorts auf der Welt kosten Dürren Menschenleben.
Ein besonders hohes Risiko sieht der Bericht im Klimawandel.
Neben Umweltkatastrophen warnt der Bericht auch vor Datenbetrug und -raub sowie Cyberattacken.
Beim 48. Weltwirtschaftsforum 2018 hatte auch Trump einen Auftritt. Dieses Jahr hat der US-Präsident wegen des «Shutdowns» seine Teilnahme am WEF abgesagt.
Klaus Schwab, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Weltwirtschaftsforums (WEF), spricht am 15. Januar 2019 auf einer Pressekonferenz in Cologny GE.
Das WEF findet vom 22. bis 25. Januar 2019 in Davos statt.
In diesem Kongresszentrum in Davos wird das WEF abgehalten. Vor der Zusammenkunft mit mehr als 3000 Teilnehmern liegen im Konferenzort Rekordschneemengen.
Verfügbare Wassermenge sinkt
Doch, wie entwickeln sich die Niederschlagsmengen? «Auch wenn das vergangene Jahr 2018 extrem wenig Niederschlag brachte, ist in den langen Niederschlags-Messreihen der Schweiz grundsätzlich keine Abnahme der Niederschlagsmengen zu beobachten», wie der Klimatologe Stephan Bader vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) auf Anfrage sagte.
Einen langfristigen Trend zu mehr Niederschlag zeige der Winter auf der Alpennordseite. Für die anderen Jahreszeiten sei in allen Regionen der Schweiz keine signifikante langfristige Niederschlagsänderung feststellbar. «Die Regenarmut im Sommerhalbjahr 2018 ist also nicht Teil eines laufenden Klimatrends», sagt Bader. Das Niederschlagsregime in der Schweiz sei vielmehr seit Messbeginn sehr stabil, was die Niederschlagssummen betreffe, zeige aber hohe Jahr-zu-Jahr-Schwankungen.
Weniger Regen im Sommer ab 2060
Doch auch ohne Änderung des mittleren Niederschlags habe sich die verfügbare Wassermenge verringert. Die seit den 1990er-Jahren markant angestiegene Sommertemperatur verstärke die Verdunstung. Entsprechend sei heute häufiger mit Sommertrockenheit zu rechnen als früher.
«Mit der erwarteten weiteren Sommererwärmung wird die Sommertrockenheit in den nächsten Jahrzehnten zunehmend akuter, auch ohne Änderung der sommerlichen Niederschlagssummen», sagt Bader. Die Sommerniederschläge würden sich in der Schweiz gemäss aktuellem Wissen erst ab dem Jahr 2060 verringern und die Sommertrockenheit zusätzlich verstärken.
So sehr setzte die Trockenheit 2018 der Schweiz zu
So sehr setzt die Trockenheit der Schweiz zu
Ein trockenes Chicoree-Feld, aufgenommen am 10. Juli 2018, in Jenins. Die Ostschweiz und Graubuenden haben mit grosser Trockenheit zu kaempfen.
Um komplette Ernteausfälle zu vermeiden, werden die Felder künstlich bewässert.
Bereits im Vorjahr litt die Schweiz im Juli unter grosser Trockenheit.
Der zum Teil völlig ausgetrocknete Ballenbach bei Escholzmatt, am, 18. Juli 2018.
Der Ballenbach muss wegen der Trockenheit und geringen Wasserstandes abgefischt werden.
Die abgefischten Bachforellen werden anschliessend in einem sicherem Gewaesser unweit des Ballenbach wieder freigelassen.
Junge Reben werden bewaessert, am Dienstag, 10. Juli 2018, in Maienfeld.
Aufgrund der Trockenheit steigt auch die Waldbrandgefahr. Ein Schild verbietet das Entfachen von Feuer, am Dienstag, 10. Juli 2018, in Maienfeld.
Ein trocken gelegter Brunnen, aufgenommen am Dienstag, 10. Juli 2018, in Malans. Das Dorf hat mehrere Brunnen abgestellt, um Wasser zu sparen.
Im Thurgau gilt seit Kurzem ein Wasser-Entnahmeverbot aus Gewässern. Bauern muessen ihre Felder daher anderweitig bewässern.
Ein Arbeiter trifft Vorbereitungen zur kuenstlichen Bewaesserung, am Freitag, 13. Juli 2018, in Stettfurt.
Die Schweiz leidet unter einer Trockenperiode. Die einzige Möglichkeit, Missernten zu verhindern: künstliche Bewässerung.
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