Messerattacke Täter von Chemnitz zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt

SDA/gbi

22.8.2019 - 14:27

Ein Gerichtsangestellter führt den Angeklagten in den Gerichtssaal in Dresden.
Ein Gerichtsangestellter führt den Angeklagten in den Gerichtssaal in Dresden.
Source: Keystone/EPA

Knapp ein Jahr nach dem tödlichen Messerangriff auf einen Mann in Chemnitz ist der Angeklagte zu neun Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. In Folge der Tat hatten in Chemnitz Neonazis gewütet.

Nach 19 Verhandlungstagen waren die Richter davon überzeugt, dass der Angeklagte am 26. August 2018 in Chemnitz gemeinsam mit einem flüchtigen Iraker einen 35-jährigen Deutschen erstochen hat. Der mutmassliche Mittäter ist weiterhin zur Fahndung ausgeschrieben.

Das Landgericht Chemnitz sprach den Syrer am Donnerstag wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung schuldig und verurteilte ihn zu neuneinhalb Jahren Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann angefochten werden.



Der verurteilte Mann hatte in der gesamten Verhandlung zu den Vorwürfen gegen ihn geschwiegen. In seinem letzten Wort vor Gericht sprach sich der Angeklagte am Donnerstag für ein faires Urteil aus. «Ich kann nur hoffen, dass hier die Wahrheit ans Licht gebracht wird und ein gerechtes Urteil gesprochen wird», liess er durch einen Dolmetscher mitteilen.

Der Verteidiger hatte kurz vor dem Urteil auf Freispruch plädiert. Er appellierte an die Kammer des Landgerichts, sich bei der Urteilsfindung nicht von Forderungen aus Politik, Gesellschaft oder von einem «marodierenden Mob» beeinflussen zu lassen.

Bilder von Neonazis gingen um die Welt

In Folge der Messerattacke war es im vergangenen Jahr in Chemnitz zu rassistisch motivierten Übergriffen gekommen, die mehr als das Verbrechen selbst auch international zu reden gaben. Bilder von rechten Demonstrationen, Aufmärschen von Neonazis und Fussball-Hooligans, von Übergriffen sowie dem Zeigen des Hitlergrusses in zahlreichen Fällen gingen um die Welt.

Der Streit um die Frage, ob es «Hetzjagden» gegeben habe, wurde in Berlin sogar zur Zerreissprobe für die grosse Koalition aus Union und SPD – und führte letztlich dazu, dass der damalige Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maassen, seinen Posten verlor.

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