Todesengel von Auschwitz SS-Arzt Josef Mengele: Sein Schädel dient heute der Ausbildung

afi

6.4.2018

Er war einer der schlimmsten Verbrecher des Nazi-Regimes in Deutschland: SS-Arzt Josef Mengele schickte als «Todesengel von Auschwitz» Hunderttausene in den Tod und führte in dem Vernichtungslager grausame Experimente durch. Seine sterblichen Überreste dienen heute der Ausbildung junger Mediziner in Brasilien.

Wie das deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» in seiner Online-Ausgabe berichtet, werden Mengeles Gebeine an der Gerichtsmedizinischen Abteilung der Medizinischen Fakultät der Universität von São Paulo zu Forschungszwecken benutzt. «Mengeles Knochen sind das perfekte Demonstrationsobjekt für angehende Gerichtsmediziner», sagte Instititusdirektor Daniel Romero Muñoz dem «Spiegel».

Mengele war im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an der Selektion der neu ankommenden Häftlinge beteiligt und schickte diejenigen, die nicht für die Zwangsarbeit geeignet schienen, in die Gaskammern.

Der für seine grausamen medizinischen Experimente berüchtigte KZ-Arzt floh nach dem Zweiten Weltkrieg nach Lateinamerika. Trotz internationaler Fahndung wurde er nie gefasst. 1979 starb er im Alter von 67 Jahren bei einem Badeunfall in Brasilien. Seine Leiche wurde erst 1985 entdeckt.

Dass Mengeles Skelett zweifelsfrei identfiziert werden konnte, lag an der Pedanterie von Hitlers Bürokraten. Die Nazi-Ärzte hätten laut «Spiegel» 1938 «ein detailliertes anatomisches und medizinisches Profil» Mengeles erstellt, als dieser in die SS eintrat. Sein Schädel wurde vermessen, die Haare genau beschrieben, der Körperbau analysiert und die Länge der Beine verglichen.

Nach der Exhumierung und Analyse wurden die Knochen des Nazi-Verbrechers jahrelang in einem Tresor verwahrt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Bis Muñoz vor drei Jahren entdeckte, dass sie sich «hervorragend als Unterrichtsmaterial eignen», wie der «Spiegel» schreibt. Moralische Bedenken würden Daniel Romero Muñoz nicht plagen. «Mengeles historische Rolle interessiert mich nicht, ich sehe ihn unter rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten.»

Das Mengele-Dossier der Nazis würde den bestialischen KZ-Arzt zu einem exemplarischen Fall machen, so Muñoz. «Noch nie habe ich einen Toten auf den Tisch bekommen, dessen Vorgeschichte so gut dokumentiert war.» Aus diesem Grund habe er sich entschlossen, die Knochen von einem der grausamsten Verbrecher der Nazizeit als Unterrichtsmaterial für angehende Mediziner einzusetzen. «Wenigstens als Toter erweist Mengele der Wissenschaft einen Dienst.»

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