Das Antikenmuseum in Basel beleuchtet in einer neuen Ausstellung Nacktheit und Erotik in der Antike.
Entblössende Lichtspiele führen im Museum ins Thema ein: Ein Gipsabguss einer römischen Marmorkopie einer griechischen Aphrodite wird so beleuchtet, dass die steinern neutrale Skulptur mit Farbe zur nackten Frau wird.
Nacktheit und Erotik in der Antike werden anhand von 120 Exponaten dokumentiert.
Wie viel Nackheit darf man zeigen? Diese Thema war schon in der Antike aktuell.
In der Klassischen Antike war der Frauenkörper stark sexualisiert. Aus diesem Grund wurde er vor allem verhüllt gezeigt, mitunter mit gezielten Busenblitzern.
Satyr und Hermaphrodit: Ein wilder Satyr ist über eine vermeintliche Mänade hergefallen. Er merkt (noch) nicht, dass sein Lustopfer kein weibliches Wesen, sondern ein Hermaphrodit ist. Die triebhaften Satyrn dienten den Griechen als eine Art Gegenwelt zum eigentlichen Ideal des zivilisierten, sexuell beherrschten griechischen Mannes.
Nackheit im antiken Griechenland: Der Bildhauer Polyklet prägte mit seinen Skulpturen das Schönheitsideal.
Der Männer-Akt dominierte das alte Griechenland. Wohlproportioniert und durchtrainiert steht der nackte Körper für den zivilisierten Mann, Heros und Gott.
Ein schöner Hintern kann auch entzücken. Dieses Ideal galt in der Antike ebenso wie es heute gilt.
Erotische Handlungen und Liebesakte wurden oft explizit dargestellt.
Ein Trinkgefäss mit Erosfiguren aus Griechenland (Attika), um 470 v. Chr.
Ein grinsender Tanzzwerg aus Speckstein aus dem Ägypten der 12. Dynastie, frühes 2. Jahrhundert v. Chr.
Tonfigur einer so genannten Baubo. Ägypten, römisch, ca. 2 Jh. n. Chr. Die Baubo geht auf den griechischen eleusinischen Mysterienkult zurück. Sie ist die Begleiterin der Demeter, deren Tochter Persephone vom Unterweltsgott Hades entführt wurde. Baubo muntert die trauernde Demeter durch obszöne Scherze wie das Entblössen der Vulva auf.
Die Ausstellung spannt den Bogen thematisch gebündelt in sechs Adjektiven: von fruchtbar über unschuldig, unzivilisiert, zivilisiert und legitimiert bis zu schamlos.
Busenblitzer bis Schambein: Museum zeigt nackte Körper und antike Blösse
Das Antikenmuseum in Basel beleuchtet in einer neuen Ausstellung Nacktheit und Erotik in der Antike.
Entblössende Lichtspiele führen im Museum ins Thema ein: Ein Gipsabguss einer römischen Marmorkopie einer griechischen Aphrodite wird so beleuchtet, dass die steinern neutrale Skulptur mit Farbe zur nackten Frau wird.
Nacktheit und Erotik in der Antike werden anhand von 120 Exponaten dokumentiert.
Wie viel Nackheit darf man zeigen? Diese Thema war schon in der Antike aktuell.
In der Klassischen Antike war der Frauenkörper stark sexualisiert. Aus diesem Grund wurde er vor allem verhüllt gezeigt, mitunter mit gezielten Busenblitzern.
Satyr und Hermaphrodit: Ein wilder Satyr ist über eine vermeintliche Mänade hergefallen. Er merkt (noch) nicht, dass sein Lustopfer kein weibliches Wesen, sondern ein Hermaphrodit ist. Die triebhaften Satyrn dienten den Griechen als eine Art Gegenwelt zum eigentlichen Ideal des zivilisierten, sexuell beherrschten griechischen Mannes.
Nackheit im antiken Griechenland: Der Bildhauer Polyklet prägte mit seinen Skulpturen das Schönheitsideal.
Der Männer-Akt dominierte das alte Griechenland. Wohlproportioniert und durchtrainiert steht der nackte Körper für den zivilisierten Mann, Heros und Gott.
Ein schöner Hintern kann auch entzücken. Dieses Ideal galt in der Antike ebenso wie es heute gilt.
Erotische Handlungen und Liebesakte wurden oft explizit dargestellt.
Ein Trinkgefäss mit Erosfiguren aus Griechenland (Attika), um 470 v. Chr.
Ein grinsender Tanzzwerg aus Speckstein aus dem Ägypten der 12. Dynastie, frühes 2. Jahrhundert v. Chr.
Tonfigur einer so genannten Baubo. Ägypten, römisch, ca. 2 Jh. n. Chr. Die Baubo geht auf den griechischen eleusinischen Mysterienkult zurück. Sie ist die Begleiterin der Demeter, deren Tochter Persephone vom Unterweltsgott Hades entführt wurde. Baubo muntert die trauernde Demeter durch obszöne Scherze wie das Entblössen der Vulva auf.
Die Ausstellung spannt den Bogen thematisch gebündelt in sechs Adjektiven: von fruchtbar über unschuldig, unzivilisiert, zivilisiert und legitimiert bis zu schamlos.
Wie nackt darf man Körper in der Öffentlichkeit zeigen? Das brandaktuelle Thema wurde schon in Zeiten der Antike heiss diskutiert, wie eine Ausstellung in Basel jetzt aufzeigt.
Mit der MeToo-Debatte wird auch intensiver über öffentliche Nacktheit diskutiert. Das Thema beschäftigte schon in der Antike, wie eine kleine Ausstellung im Basler Antikenmuseum über verschiedene Kulturen und Epochen mit rund 120 Exponaten dokumentiert.
Der Ausstellungstitel «nackt! Die Kunst der Blösse» spielt auf das Spannungsfeld zwischen Voyeurismus und Darstellung an. Wie stark die Perspektive der Betrachtenden die Wahrnehmung prägt, erlebt man selber gleich im Eingangsraum anhand einer Marmor-Aphrodite: In Stein neutral, macht die Beleuchtung sie mit farbigen Brustwarzen zur nackten Frau – bis Zensurbalken die sekundären Geschlechtsmerkmale verhüllen.
Im Fokus früher Kulturen des Orients und Griechenlands standen Frauenkörper als Fruchtbarkeitssymbole, mit entsprechend betonten Proportionen. Nicht selten bilden die – teils nur handgrossen – Skulpturen bloss den Torso ab, also ohne individualisierenden Kopf, wie Kurator Tomas Lochman am Donnerstag vor den Medien ausführte.
Gezielte Busenblitzer
Bei den Ägyptern bekommt ein Sargboden mit der Darstellung der Himmelsgöttin Nut als auffälliges hervorragendes Merkmal einen Buckel mit Kante für das Schambein – im Antikenmuseum markant ausgeleuchtet. Nut gebiert jeden Tag Sonne und Sterne, was diese visuelle Betonung mit erklärt.
Während in der frühen Antike Frauen im Zentrum der Familie und so des Interesses standen, dominiert im archaischen und klassischen Griechenland der Männer-Akt. Wohlproportioniert und durchtrainiert steht sein nackter Körper für den zivilisierten Mann, Heros und Gott.
Weil in der klassischen Antike der Frauenkörper stärker sexualisiert ist, wird er verhüllt gezeigt, mitunter mit gezielten Busenblitzern: «Solche Tricks sind ganz wichtig», sagte Lochman. Oder man zeigte sie in legitimierenden Situationen wie beim Baden.
Explizite Liebesakte mit selbstbewussten Frauen
Daneben sind nackte Frauen auch in explizit sexuellen Zusammenhängen dargestellt worden. Erotische Handlungen und Liebesakte sind teils sehr explizit dargestellt worden, nicht nur in Griechenland, sondern auch in Ägypten oder im Vorderen Orient. «Ausgesprochen populär» waren laut Lochman nackte selbstbewusste Frauen, etwa Hetärendarstellungen auf Vasen.
Bei Götterdarstellungen symbolisierte Nacktheit derweil auch rohe Kraft und Naturgewalt. Das gilt neben Kämpfen unter Göttern auch für Triebe. Eine Szene zeigt lebensgross eine versuchte Vergewaltigung: Ein Satyr geht von hinten einen zunächst nicht als solchen erkannten Hermaphroditen an, der sich wehrt. Diese Skulptur hat Römern so gefallen, dass sie das griechische Original kopierten.
Nackte Kinder dagegen standen für Unschuld, selbst in körperlicher Interaktion. Das gilt auch für Darstellungen von Kontakten zwischen Jugendlichen und Männern; dieser Übergang war laut Lochman wichtiges Thema. Päderastie war bei den Griechen nicht so negativ konnotiert wie Pädophilie heute, sagte Museumsdirektor Andrea Bignasca.
So spannt die Ausstellung den Bogen thematisch gebündelt in sechs Adjektiven: von fruchtbar über unschuldig, unzivilisiert, zivilisiert und legitimiert bis zu schamlos. Alle 120 Exponate – darunter acht Gipsabgüsse von Objekten in ausländischen Museen – stammen aus den eigenen Beständen des Antikenmuseums.
Sexismus in der Kunst nach MeToo
«Hylas und die Nymphen»: Sexismus in der Kunst nach #MeToo
Im Rahmen der #MeToo-Debatte machte auch das Kunstwerk «Hylas und die Nymphen» des Malers John William Waterhouse Schlagzeilen. Das Bild zeigt den jungen Mann Hylas, der beim Wasserholen von verführerischen Nymphen in ihren Tümpel gelockt wird.
Die nackten Nymphen sehen aus wie 13 oder 14 Jahre alte Mädchen. Kürzlich wurde das Bild, das der Manchester Art Gallery gehört, demonstrativ abgehängt.
Nach eigener Darstellung wollte das Museum mit der Entfernung des Bildes eine Debatte auslösen. Und die kam zustande - in Ausmassen, wie sie das Museum keinesfalls vorhergesehen hatte. Besucher hefteten zahlreiche Zettel mit Kommentaren an die leere Stelle an der Museumswand oder posteten ihre Meinung auf der Website.
Die Aktion sorgte für jede Menge Kritik. Stephan Berg etwa, Direktor des Kunstmuseums Bonn, findet es «wohlfeil», jetzt noch auf den #MeToo-Zug aufzuspringen, «der im Moment mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in die falsche Richtung fährt».
Auch von «Zensur» war die Rede, von «Bildersturm» und «Talibanisierung». «Sind die Nackten von Tizian und Picasso die nächsten?», fragte der britische Kultur-Kolumnist Jonathan Jones. «Sogar ein abgedrehter alter viktorianischer Perversling hat das Recht, Softporno-Nymphen zu malen.»
Die Aktion des Museums in Manchester war unter Marketing-Aspekten sicherlich erfolgreich. Allerdings fielen die Reaktionen überwiegend ablehnend aus, so dass das Bild schon bald wieder an seinem Platz hing. Museumsdirektor Berg meint: «Ich hoffe, dass wir diesen Wellenkamm der schrillen Hysterie bald hinter uns lassen.»
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