Ein drastischer Fall von Antisemitismus sorgt in Italien für Aufsehen: Liliana Segre hat das Konzentrationslager in Auschwitz überlebt – und wird nun täglich in einem Masse angefeindet, das nicht nur Politiker bestürzt.
Dass die italienische Holocaust-Überlebende Liliana Segre mit zahllosen antisemitischen Schmähungen konfrontiert wird, wurde bereits im Oktober bekannt. Über soziale Medien erhält die 89-Jährige täglich rund 200 antisemitische Hass-Nachrichten von Holocaust-Leugnern und anderen Extremisten.
Nun steht Segre unter Polizeischutz. Das berichteten am Donnerstag mehrere italienische Medien unter Berufung auf die Mailänder Behörden. Segre war Anfang 2018 von Staatspräsident Sergio Mattarella zur Senatorin auf Lebenszeit ernannt worden.
Flucht in die Schweiz scheiterte
Segre wurde 1930 in einer jüdischen Familie in Mailand geboren. Nach einer gescheiterten Flucht mit ihrem Vater in die Schweiz wurde sie Ende 1943 verhaftet und im Januar 1944 ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Sie überlebte dort als Arbeiterin in einem Rüstungsbetrieb.
Nachdem im Oktober die täglichen Attacken auf Segre publik geworden waren, richtete der Senat einen Sonderausschuss gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus ein. Die Mitte-Rechts-Parteien enthielten sich in der entsprechenden Abstimmung, was in Italien heftige Kontroversen auslöste.
Der italienische Abgeordnete Emanuele Fiano (PD), Sohn eines Holocaust-Überlebenden, zeigte sich am Donnerstag bestürzt. «Es ist ein fürchterliches Signal, es ist eine Welt im Rückwärtsgang. Jemanden zu verteidigen, der die Hölle durchgemacht hat, ist eine Pflicht, aber auch eine Niederlage», sagte er zum Polizeischutz für Segre.
«Holocaust» – diese Fernsehserie veränderte das Denken
40 Jahre nach der Erstausstrahlung senden mehrere dritte Programme der ARD noch einmal die Serie «Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss». Die Eltern Berta (Rosemary Harris, links) und Josef Weiss (Fritz Weaver) feiern die Hochzeit ihres Sohnes Karl (James Woods) mit Inga Helms (Meryl Streep). Für Meryl Streep war es der Beginn einer grossen Karriere.
Bild: WDR / Degeto
Berlin 1938: Der deutsche Staatsbürger Dr. Weiss (Fritz Weaver, Zweiter von rechts) wird nach Polen deportiert. Noch erkennen er und seine Frau (Rosemary Harris) den Befehl der Nazis nicht in seiner ganzen Tragweite.
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Dr. Josef Weiss (Fritz Weaver, links) verabschiedet sich von seiner Schwiegertochter (Meryl Streep, Zweite von links), seiner Frau Berta (Rosemary Harris, Zweite von rechts), seiner Tochter Anna (Blanche Baker) und seinem Sohn Rudi (Joseph Bottoms), bevor er nach Polen deportiert wird. (Aus «Holocaust», Teil eins.)
Bild: WDR / Degeto
«Wie ‹Holocaust› ins Fernsehen kam» (WDR, 14.01.): Im Film von Alice Agneskirchner erzählt der amerikanische Schauspieler Michael Moriarty – er spielte die Rolle des SS-Juristen Erik Dorf – von den schwierigen Dreharbeiten an Originalschauplätzen wie Mauthausen.
Bild: WDR
Der ehemalige Fernsehspielchef des WDR, Günter Rohrbach, erinnert sich im Film von Alice Agneskirchner an die Zeit, als er die in Deutschland zunächst umstrittene Serie «Holocaust» im Januar 1979 ins deutsche Fernsehen brachte.
Bild: WDR
Rosemary Harris (links) und Blanche Baker, die in der Serie Berta Pallitz-Weiss und ihre jüngste Tochter Anna spielen, sprechen in der Dokumentation «Wie ‹Holocaust› ins Fernsehen kam» über die Dreharbeiten zu «Holocaust».
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