Ganz Europa bibbert Ausnahmezustand: Kältewelle erfasst ganz Europa

dpa

26.2.2018

In Rom blieb das verschneite Kolosseum geschlossen. In Österreich will man trotz Verhüllungsverbots ein Auge zudrücken. Eine Kältewelle hat viele Länder Europas erreicht.

Das Aufbäumen des Winters ist fast in ganz Europa spürbar. In Rom gilt der Ausnahmezustand. In Österreich ist das Verhüllungsverbot aufgehoben worden. Ein europäischer Überblick:

Italien: In Rom hat Schnee das öffentliche Leben lahmgelegt. Die italienische Hauptstadt zeigte sich am Montagmorgen mit einer ungewöhnlichen weissen Decke überzogen. Alle Schulen und Kindergärten blieben geschlossen. Auch das Kolosseum, Italiens Top-Attraktion, blieb zu. Die Millionen-Stadt rief ihre Bewohner auf, sich möglichst wenig fortzubewegen. Der Zivilschutz ordnete an, dass das Militär die Strassen räumen solle. Ganz Italien ist derzeit von einer ungewöhnlichen Kältewelle erfasst. In der Apennin-Bergregion, wo auch vom Erdbeben zerstörte Städte wie Amatrice liegen, sollte es nachts bis zu minus 20 Grad kalt werden.

Österreich: Angesichts der Kälte erlaubt Österreich Ausnahmen vom Verhüllungsverbot. «Bei diesen Temperaturen wird kein Polizist jemanden belangen, der sein Gesicht zum Schutz vor Kälte verhüllt», sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Wien am Montag. Seit dem 1. Oktober 2017 muss eigentlich jeder sein Gesicht von der Stirn bis zum Kinn zeigen. Das zielte unter anderem auf islamische Frauen, die Burka oder Nikab tragen. Das Gesetz habe aber Ausnahmen wie eisige Temperaturen vorgesehen, hiess es weiter. Ein konkreter Wert sei nicht angegeben. «Da ist das Fingerspitzengefühl der Beamten gefragt.» Generell gebe es wenig Ärger und entsprechend wenig Anzeigen rund um das Burkaverbot, das die Integration fördern soll.

Frankreich: Auch Frankreich bibberte zum Wochenanfang bei Minustemperaturen, das Wetterphänomen ist dort unter dem Namen «Moskau-Paris» bekannt - weil die eisige Luft aus Russland nach Westeuropa kommt. Betroffen war besonders der Nordosten des Landes. In den vergangenen Tagen wurden deshalb zusätzliche provisorische Notunterkünfte für Obdachlose geöffnet, allein die Hauptstadt Paris stellte seit Anfang Februar rund 700 Betten etwa in Turnhallen auf.

Polen: In Polen sind bei eisigen Temperaturen seit Freitag mindestens acht Menschen gestorben. Das teilte das Sicherheitszentrum der Regierung am Montag mit. Damit stieg die Zahl der Kältetoten seit November auf insgesamt 48. Am Wochenende waren die Temperaturen in Teilen des Landes auf bis zu minus 20 Grad gesunken. Die Behörden warnten auch am Montag vor andauerndem Frost und riefen die Bevölkerung auf, vor allem Obdachlosen und älteren Menschen zu helfen, die von der Kälte besonders bedroht seien.

Schweden: Heftiger Schneefall hat am Montag rund um die schwedische Hauptstadt Stockholm zu Chaos auf den Strassen geführt. Der Wagen von Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven kollidierte südlich von Uppsala mit einem querstehenden Laster. Verletzt wurde niemand. «Wir fuhren sehr langsam, es bestand keine Gefahr», sagte Löfven dem schwedischen Fernsehen SVT. Er habe seine Reise dennoch in einem anderen Fahrzeug fortgesetzt. Nördlich von Stockholm kam es wegen Schneefalls zu einer Massenkarambolage mit 20 Fahrzeugen. Drei Menschen wurden verletzt. Auch im Flugverkehr gab es Störungen. Auf den Flughäfen Arlanda und Bromma waren die Landebahnen zugeschneit. Zahlreiche Starts und Landungen mussten gestrichen werden.

Bulgarien: Ein heftiger Wintereinbruch hat in Bulgarien den Verkehr stark behindert. Lastwagen blieben wegen Schnees und Eis liegen und blockierten die Europastrasse 79 im Nordwesten des Landes. Auch auf der Autobahn von Sofia nach Burgas am Schwarzen Meer war der Verkehr nach Angaben des Fernsehsenders bTV erschwert. In entlegenen Gebieten fiel der Schulunterricht aus. Wegen des Sturms gab es vielerorts Schneeverwehungen. Die Behörden riefen die höchsten Warnstufen Rot und Orange für gefährliche Wetterverhältnisse aus. Flugzeuge konnten vom Flughafen der Hauptstadt Sofia nicht rechtzeitig starten. Bürgermeisterin Jordanka Fandakowa appellierte an die Einwohner, nach Möglichkeit nicht mit dem Auto zu fahren.

Griechenland: Eine Kaltfront hat am Montag den Norden des Landes an der Ägäis erreicht. Aus der Region der Hafenstadt Thessaloniki wurde leichter Schneefall gemeldet. Zahlreiche Flüge nach Thessaloniki waren bereits am Vortag ausgefallen. Viele Strassen in der nordgriechischen Provinz Mazedonien waren nur mit Schneeketten befahrbar, wie das griechische Staatsradio (ERT) berichtete. Der Unterricht fiel in vielen Provinzen im Norden Griechenlands aus. Im Süden des Landes zeigten die Thermometer dagegen frühlingshafte Temperaturen um die 15 bis 16 Grad Celsius, wie das Wetteramt mitteilte. Auf Kreta wurden noch höhere Werte erwartet.

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