In der Stadt gesichtet In der Stadt gesichtet: Biber entzückt Zürcher Spaziergänger

von Cilgia Grass

30.7.2018

Wer derzeit in der Nähe des Escher-Wyss-Platzes in Zürich an der Limmat flaniert, erlebt möglichweise eine süsse pelzige Überraschung.

Wenn man nach dem Abendessen zu einem gemütlichen Spaziergang loszieht, rechnet man nicht unbedingt mit etwas Spektakulärem. Diesmal kommt es anders: Zwei Steinwürfe vom Escher-Wyss-Platz, auf dem Kloster-Fahr-Weg, tauschen meine Freundin und ich gerade alte Geschichten aus, als am Limmatufer plötzlich etwas Dunkelbraunes durchs Gras wuselt. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Hund, ist in Tat und Wahrheit ein Biber!

«Wow, ist der aber gross!», meint ein Spaziergänger, der ebenfalls verblüfft stehen bleibt. «Unglaublich! So etwas habe ich noch nie gesehen!», staunt eine weitere Passantin. «Meine Mutter ist viel an der Limmat unterwegs und hat noch nie etwas von einem Biber gesagt. Das muss selten sein», fügt sie an.

Fasziniert schauen wir zu, wie der Nager Gräser umlegt und wegfuttert, Blümchen abknabbert und sich zwischendurch am Hintern und hinter den Ohren kratzt. «Der hat sicher Wasserflöhe. Wie wir manchmal», sagt eine Dame im Mittleren Alter – die umstehenden Kinder kichern belustigt.

Auch wenn der Biber schnucklig aussieht und in diesem Fall zum Greifen nah ist: Es gilt, unbedingt Distanz zu wahren und allfällige Hunde sofort an die Leine zu nehmen. Experten empfehlen 10 bis 20 Meter. Nicht nur zum Schutz des Nagers, sondern auch zum eigenen: Ausgewachsene Biber sind um die 1,35 Meter lang, können bis zu 25 Kilogramm schwer werden, haben Krallen und ordentliche Zähne. Sie können rabiat reagieren, wenn man sie in die Enge treibt oder wenn sie Nachwuchs haben.

«Unser» Biber ist zum Glück nicht auf Krawall gebürstet. Seelenruhig geht er seinen Aktivitäten nach, lässt sich von den Gaffern nicht stören. Ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt, können wir Hobbybiologen nicht beurteilen. Wahrscheinlich handelt es sich aber um die eine Hälfte eines Biberpärchens, das sich 2016 an der rechten Seite der Limmat zwischen Hardegg­steg und Europabrücke niedergelassen hat und inzwischen zwei Junge hat. Soweit bekannt, sind das die einzigen Biber in der Stadt. Insgesamt leben im Kanton Zürich derzeit gegen 400 Biber. Von uns aus dürfen es ruhig mehr werden.

Autofahrer sollten jedoch aufpassen: Parkiert man in der Nähe von Bibern, kann der Wagen Schaden nehmen. So fällte gemäss «Blick» ein Nager am Wochenende in Rottenschwil AG am Ufer der Reuss einen Baum. Dummerweise fiel dieser auf ein Auto und drückte die Frontscheibe ein. Wenig amüsant für den Fahrzeughalter. Aber süss sind die pelzigen Racker trotzdem.

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