Thailand Jungen bekamen vor Höhlenrettung Beruhigungsmittel

dpa

9.7.2018

Die vier aus der thailändischen Höhle geretteten Jungen haben vor ihrem Tauchgang starke Medikamente bekommen. "Die Jungs standen unter Beruhigungsmitteln, damit sie nicht in Panik gerieten", sagte der dänische Taucher Ivan Karadzic dem dänischen Radio.

"Sie waren nicht total betäubt, aber sie reagierten nicht mehr richtig." Karadzic war an der Rettungsaktion am Sonntag beteiligt und half etwa auf halben Weg in der überschwemmten Höhle dabei, Druckluftflaschen auszuwechseln.

"Wir hatten uns alle möglichen Katastrophenszenarien ausgemalt - Ausrüstung, die kaputt geht, und Kinder, die in Panik geraten, ertrinken und wiederbelebt werden müssen", erzählte er der Nachrichtenagentur Ritzau. "Wir waren darauf vorbereitet, doch nichts ist passiert. Alle waren auf ihren Posten und taten genau, was sie sollten."

Die Jungen hätten Taucheranzüge und Masken getragen. "Sie sahen etwas verängstigt aus, aber sie waren nicht in Panik oder so. Und sie lächelten und sagten Danke", berichtete der Taucher.

Die Rettungsaktion laufe weiter, er selbst müsse allerdings erstmal Kräfte sammeln und werde voraussichtlich am Dienstagmorgen wieder eingesetzt. Er hoffe, die gesamte Rettung könne am Dienstag abgeschlossen werden.

Höhlendrama zieht sich in die Länge

Die ersten vier Jungen sind gerettet. Ihnen geht es verhältnismässig gut. Aber immer noch sitzen acht Thailänder in der Höhle fest. Möglicherweise wird ihre Rettung noch Tage dauern. Alle hoffen, dass es gelingt.

Das Höhlendrama in Thailand wird sich möglicherweise noch weiter in die Länge ziehen. Nach der glücklichen Rettung der ersten vier Jungen aus 15 Tagen Gefangenschaft machte sich ein Team von Spezialtauchern am Montag für weitere Einsätze bereit. Der Beginn zögerte sich jedoch hinaus, ohne dass dafür Gründe bekannt wurden. Insgesamt sind noch acht Spieler der jugendlichen Fussballmannschaft und ihr Trainer in der Höhle. Weil schwere Regenfälle drohen, ist der Einsatz auch ein Wettlauf gegen die Uhr.

Dem internationalen Taucherteam war es am Sonntag mit einer spektakulären Rettungsaktion gelungen, die ersten vier Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren herauszubekommen. Die Kinder werden jetzt in einem Krankenhaus der Provinzhauptstadt Chiang Rai behandelt, etwa 50 Kilometer von der Höhle entfernt. Noch am Montag sollten sie ersten Besuch von ihren Familien bekommen dürfen. Ihr Gesundheitszustand ist nach Angaben der Behörden zufriedenstellend.

Über das weitere Vorgehen schwiegen sich die thailändischen Rettungskräfte am Montag zunächst einmal aus. Der Gouverneur der Provinz, Narongsak Osottanakorn, hatte nach der Rettung der ersten Kinder eine Pause von 10 bis 20 Stunden angekündigt. Dies würde einen Neubeginn um spätestens 12.00 Uhr MESZ bedeuten. In dieser Zeit sollten die Atemluftvorräte in der Höhle aufgefrischt werden. Die Höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non liegt ganz im Norden Thailands an der Grenze zu Myanmar.

Thailands Innenminister Anupong Paojinda kündigte an, dass die Taucher, die mit ihrer ersten Aktion am Sonntag Erfolg hatten, wieder zum Einsatz kommen. Vor dem Eingang waren vormittags Krankenwagen und Hubschrauber zu beobachten. Die Rettung der Jugendmannschaft, die in etwa vier Kilometern Tiefe festsitzt, gilt als äusserst gefährlich. An manchen Stellen ist der Weg hinaus extrem eng. Darüber hinaus kann man im Wasser kaum sehen. Jeweils zwei Retter nehmen die Jungen ins Schlepptau. Die Kinder sind alle mit Taucherbrille ausgerüstet und werden von den Männern mit Sauerstoff versorgt.

Insgesamt sind etwa 90 Taucher im Einsatz. Das Kernteam besteht aus 18 Spezialtauchern, davon der grösste Teil aus dem Ausland, aus Ländern wie Australien und Grossbritannien. Die australische Aussenministerin Julie Bishop äusserte die Erwartung, dass die Jungen wie am Sonntag in Vierer-Gruppen aus der Höhle gebracht würden. Dies würde bedeuten, dass sich die Aktion noch mehrere Tage hinzieht. Nach heftigen Regenfällen in der Nacht schien am Montag in der Gegend die Sonne.

Die Retter hatten sich nach langen Vorbereitungen erst am Sonntagmorgen endgültig zu dem Einsatz entschlossen. Das Drama dauert seit dem 23. Juni, als Wassermassen die Gruppe mehrere Kilometer tief in der Höhle eingeschlossen hatten. Die Rettung ist äusserst gefährlich: Bei den Vorbereitungen kam ein thailändischer Taucher in der Nacht zum Freitag ums Leben.

Mit dem ersten Wiedersehen mussten sich die Familien der vier geretteten Jungen zunächst gedulden. Der achte Stock der Klinik in Chiang Rai, wo die Jungen die erste Nacht nach ihrer Rettung verbrachten, ist von der Polizei abgesperrt. Am Montag war zu beobachten, wie eine erste Gruppe von Zivilisten eingelassen wurde. Von Seiten des Krankenhauses gab es aber keine Bestätigung dafür, dass dies bereits Familienangehörige waren.

Schule mahnt mit Höhlendrama zum Aufpassen in Englisch-Unterricht

Das Drama um die in einer Höhle eingeschlossene Fussballmannschaft wird in Thailand jetzt auch als Mahnung genutzt, im Englisch-Unterricht besser aufzupassen. In der Prasitsart-Schule der nordthailändischen Gemeinde Mae Sai, wo sechs der zwölf Jungen unterrichtet werden, hängt nun ein grosses Plakat zu ihrer Unterstützung. Darauf steht: "You never know when you will need your English." ("Man weiss nie, wann man sein Englisch brauchen wird.")

Dazu wird der Wortwechsel wiedergegeben, den einer der Schüler auf Englisch mit dem britischen Taucher John Volanthen führte, der das Team nach tagelanger Suche in der Höhle entdeckt hatte. ("Wie viele seid ihr hier?" "13" "Brillant.") In Thailand, wo sich viele Leute mit der englischen Sprache eher schwer tun, bekam der Junge dafür bereits viel Lob. Zudem kündigte die Schule am Montag an, dass die Jungen bei einem glücklichen Ausgang des Dramas zunächst einmal keine Klassenarbeiten mitschreiben müssen.

Der Lehrer Thongyaud Kejorn berichtete, dass sowohl Lehrer als auch Mitschüler auf eine Rückkehr vorbereitet würden. Dazu gehöre, dass dann keine Themen angeschnitten werden sollten, die "ihre Gefühle verletzen". Von den zwölf Jungen konnten am Sonntag vier gerettet werden. Acht der Kinder befanden sich am Montag zusammen mit dem Trainer noch in der Höhle.

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