Bund rätselt über Erreger Grippe im Anflug: «Wir wissen nicht, welcher Virus kommt»

Silvana Guanziroli

22.11.2018

Die Grippesaison hat in der Schweiz begonnen. Bereits wurden erste Fälle gemeldet. 
Die Grippesaison hat in der Schweiz begonnen. Bereits wurden erste Fälle gemeldet. 
Keystone

Die Grippe-Saison steht vor der Tür. Erste Infektionen werden bereits aus den Kantonen gemeldet. Gemäss Bundesamt für Gesundheit ist noch unklar, ob es sich um den Erreger handelt, der im Sommer auf der Südhalbkugel wütete.

Die Grippe kommt und sucht auch in diesem Jahr die Schweiz heim. Das ist so  sicher wie das Amen in der Kirche. Doch viel mehr weiss man derzeit noch nicht über die diesjährige Influenza. «Von den bislang gemeldeten Fällen wurden zwei Fälle positiv getestet, davon war ein Virus vom Typ A (H3N2)», sagt Mark Witschi, Leiter Sektion Impfempfehlung und Bekämpfungsmassnahmen beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). «Ob es sich hier um den Erreger handelt, der im Sommer auf der Südhalbkugel auftrat, können wir derzeit noch nicht sagen.»

Aktuell vermeldet die Innerschweiz eine sporadische Verbreitung von Grippefällen. Aus dieser Region stammen momentan die positiv getesteten Fälle.

Das Bundesamt für Gesundheit erhält derzeit die meisten Grippeverdachtsmeldungen aus der Innerschweiz.
Das Bundesamt für Gesundheit erhält derzeit die meisten Grippeverdachtsmeldungen aus der Innerschweiz.
BAG

Während Deutschland bereits einen Engpass bei den Grippe-Impfstoffen meldet, scheint die Schweiz aber gut gerüstet. «Wir gehen davon aus, dass die vorhandenen Impfdosen ausreichen», sagt Witschi. «Die Zahl der nachgefragten Impfdosen ist in der Regel konstant. Es handelt sich um rund 1,2 Millionen Einheiten.»

Der grössere Teil der Dosen besteht aus dem verbesserten Impfstoff, der gegen vier Virentypen hilft. Der restliche Anteil schützt gegen drei Erreger.

Grippewelle 2017/2018 legte Jüngere flach

Viele können sich noch gut an die letzjährige Grippewelle erinnern, die deutlich stärker wütete als die Viren in den Jahren davor. «Es war auffallend, dass vor allem jüngere, eigentlich gesunde Menschen häufiger erkrankten», so Witschi. «Wir gehen heute davon aus, dass es sich beim Erreger um ein Virus handelte, der unserem Immunsystemen fremd war.»

Sorgen bereitet dem BAG im Moment eine Entwicklung auf dem politischen Parket. «Wir sind vom europäischen Frühwarnsystem für Infektionskrankheiten abgeschnitten», erklärt Witschi.«Seit die Verhandlungen mit der EU über ein Rahmenabkommen blockiert sind, werden wir nicht mehr direkt informiert. Das ist suboptimal, im dümmsten Fall erfahren wir den Ausbruch einer Krankheit erst aus den Medien.»

Angst vor der grossen Pandemie

Trotzdem sieht sich die Schweiz für den Fall einer Pandemie – einer Seuche, die sich über ganze Landstriche ausbreitet – gut gerüstet. «Zu diesem Schluss kam auch die Weltgesundheitsorganisation im Rahmen einer Überprüfung», so Witschi. Vor einem Szenario hat der Seuchenexperte selber aber auch grosse Bedenken. «Wenn eine Pandemie so viele Menschen erkranken lässt, dass die Spitäler die Behandlung der Betroffenen nicht mehr bewerkstelligen könnten. Das wäre in der Tat eine Situation, die uns vor grosse Probleme stellt.»

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