Sheikha Latifa bint Mohammed al-Matkum wollte nicht in Unfreiheit leben, doch ein Fluchtversuch der Tochter des Herrschers von Dubai scheitert im Februar. Seitdem fehlt jede Spur von ihr.
Es war einmal eine schöne Prinzessin. Sie lebte mit ihrer Familie in Saus und Braus in einem Palast in Dubai. Doch viel Geld macht mitunter nicht glücklich: Irgendwann empfand die Prinzessin ihr Leben in einer der reichsten Familien der Welt nur noch als einengend und qualvoll. Und so entschied die junge Frau: Ich will hier raus.
Das letzte Lebenszeichen
Das war im vergangenen Februar – seitdem gibt es keine Spur von Sheikha Latifa bint Mohammed al-Matkum. Das letzte Lebenszeichen ist ein YouTube-Video: Aufgenommen wurde es anscheinend in einem Hotel. Man sieht die Frau vor geschlossenen Gardinen, sie trägt kein Kopftuch, ist ungeschminkt.
Sie spricht ruhig, wirkt aber dennoch nervös. «Wenn Ihr das Video seht, bedeutet das nichts Gutes für mich», sagt sie in gutem Englisch. Mehr als eineinhalb Millionen Zuschauer haben das 40-minütige Video bis heute gesehen.
Sheikha Latifa bint Mohammed bin Rachid al-Maktoum: «Wenn ihr das Video seht, bedeutet das nichts Gutes für mich»
Video: YouTube
Der Film ist die Lebensversicherung der Prinzessin: Es sollte nur im Ernstfall veröffentlicht werden. Mitte März trat dieser Worst Case ein – das Video ging online. Das geschah eine Woche nach einem spektakulären Fluchtversuch der Prinzessin vor der indischen Küste – er scheiterte.
Gefangen im goldenen Käfig
Wer ist die Prinzessin, die offenbar in einem goldenen Käfig gefangen war? Sheikha Latifa bint Mohammed bin Rachid al-Maktoum ist die Tochter des Herrschers von Dubai, Mohammed bin Rashid al-Maktoum. Jener ist milliardenschwer, ein Machtmensch, befreundet mit vielen wichtigen Politikern dieser Welt.
Ein Dokumentarfilm der BBC hat das Schicksal der Prinzessin aus Dubai nun aufgegriffen. Er heisst «Escape from Dubai» (Flucht aus Dubai) und kommt wohl nicht zufällig zu dieser Zeit, schreibt die NZZ: Es ist mittlerweile offenbar eine gängige, zwielichtige Praxis der Golfmonarchien, abtrünnige Prinzen und andere Dissidenten zu entführen und gegebenenfalls auch zu ermorden.
Sheikha Latifa ist eines von mehr als zwei Dutzend Kindern, die der Emir mit seinen sechs Frauen hat. Die Geschichte ihrer spektakulären, aber missglückten Flucht, hat der «Spiegel» recherchiert: Wer sie liest, denkt an ein Drehbuch für einen besonders krassen Thriller.
Demnach war es so: Im Februar flieht Latifa aus dem Palast. Ein Ex-Spion namens Hervé Jaubert hilft ihr dabei. Zuerst fährt die Prinzessin mit einer Freundin in einem Geländewagen durch die Wüste, dann mit Jetskis auf das offene Meer hinaus. Später werden die Frauen von einem Schlauchboot aufgenommen. In internationalen Gewässern wartet Jaubert und segelt mit der Begleitung auf der luxuriösen Jacht «Nostromo» Richtung Indien.
Bewaffnete Männer kapern Jacht
Mehrere Tage segeln sie durch den Golf von Oman. Als die Prinzessin schon glauben muss, die Rettung sei vollbracht, kommt alles anders: Viele Seemeilen vor der Küste Indiens wartet die indische Küstenwache auf die Flüchtlinge, berichtet ihre Begleiterin dem «Spiegel».
Auch ein Helikopter kreist über ihren Köpfen: Schliesslich kapern bewaffnete Männer die Jacht. Nun wird spekuliert, Vater Mohammed habe seine Leute losgeschickt. Wohl in Absprache brachten die indischen Schiffe dann die Yacht auf.
Ist die «Rückholaktion» so verlaufen, lässt es den Emir in schlechtem Licht dastehen.
Der «Spiegel» fragt dann auch, ob der Emir womöglich gar nicht so tolerant ist, wie er sich immer gibt – dessen Tochter zumindest meint, er sei «allein an seinem Ruf interessiert, seinem Ego». Oder ist der Emir nur gestraft mit einer rebellischen Tochter, der Hauptfigur dieser denkwürdigen Geschichte, die immer absurdere Züge annimmt und auch Menschenrechtsorganisationen auf den Plan ruft?
Bereits die zweite Flucht
Die schöne, aber einsame Prinzessin ist übrigens nicht zum ersten Mal geflohen. 2002 kommt Latifa, damals war sie erst 16 Jahre alt, bis zur Grenze zum Oman. Die Strafe für den Fluchtversuch ist hart: Fast dreieinhalb Jahre muss sie in einem Privatgefängnis ausserhalb des Palastes in völliger Isolation leben.
Scheicha Latifa ist auch nicht die einzige Tochter, die abzuhauen sich vornahm: Shamsa, ihre vier Jahre ältere Schwester, entwischt dem Vater im Jahr 2000 in den Ferien in Grossbritannien. Der Emir setzt Spezialisten auf sie an, die Männer entdecken und kidnappen Shamsa schliesslich in Cambridge. Seitdem soll sie laut «Spiegel» wieder in Dubai sein – bewacht und angeblich mit Medikamenten ruhiggestellt.
Wo ihre jüngere Schwester Latifa steckt, weiss heute ausserhalb von Dubai niemand. Aus dem Herrscherhaus heisst es zwar, sie sei zurück im Schosse ihrer Familie, es gehe ihr «blendend». Aber warum sieht man die Scheicha dann nirgends, warum darf niemand mit ihr sprechen?
Eine Organisation in London setzt sich für ihre Freilassung ein. Die «Detained in Dubai»-Anwältin Radha Stirling ist die letzte, die am Telefon mit Latifa gesprochen hat. Sie sagt: «Wir glauben, dass Latifa wieder in Gefangeschaft ist wie ihre Schwester. Was wir fordern, ist ein Beweis dafür, dass sie lebt.»
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