Törchen 16 Die kleine Mikaela bringt einen Funken Hoffnung in den Tschad

Von Vanessa Büchel

16.12.2023

Dieses kleine Bündel hatte keinen leichten Start ins Leben: Im September 2023 kam in einem Flüchtlingslager im Osten Tschads ein 800 Gramm schweres Baby zur Welt. Ein Funken Hoffnung in Zeiten der Krise.

Von Vanessa Büchel

Titelbild

In der heutigen Medienlandschaft dominieren negative Meldungen, die den Effekt haben, den Leser*innen ein einseitiges Bild der Realität zu vermitteln. blue News versucht stets, eine ausgewogene Perspektive zu bieten. In der Adventszeit möchte die Redaktion den positiven Ereignissen mehr Aufmerksamkeit schenken und Hoffnung machen. Vieles ändert sich zum Guten – über solche positiven Entwicklungen berichtet blue News in seinem Adventskalender.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In Adré, Tschad, kam in einem Geflüchtetenlager ein 800 Gramm schweres Frühchen zur Welt. 
  • Die Mutter brachte das Baby in die Neugeborenenstation von Ärzte ohne Grenzen in Adré.
  • Seine Überlebenschancen waren sehr gering.
  • Das Team konnte das kleine Mädchen retten und ihr eine Chance auf ein Leben geben. 
  • Die Mutter hat das Baby nach dem Kinderarzt von Ärzte ohne Grenzen, Michael Malley, benannt. Das Mädchen heisst Mikaela.

Der Tschad ist nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt, sondern hat seit Monaten eine enorme Flüchtlingswelle zu stemmen. Denn im benachbarten Sudan herrscht Krieg. Allein der Osten des Tschads beherbergt derzeit schätzungsweise rund eine halbe Million Flüchtlinge. 

Zwischen Leid und Not brachte Ende September eine Mutter ihr Frühchen in die Neugeborenenstation von Ärzte ohne Grenzen in Adré. 800 Gramm wog das kleine Mädchen damals. Die Chancen, dass ein solches Neugeborenes überlebt, sind sogar in einem viel besser ausgestatteten Umfeld sehr gering. Ein Wunder also, dass dieses Baby seinen schweren Start ins Leben geschafft hat.

Der Überlebenskampf eines 800 Gramm schweren Babys

Zu verdanken ist das vor allem dem Team von Ärzte ohne Grenzen, das über Wochen alles dafür gegeben hat, dass die Mutter ihr Kleines mit nach Hause nehmen kann.

«Um ein 800 Gramm schweres Baby am Leben zu erhalten, muss man über einen langen Zeitraum hinweg äusserst sorgfältig auf jedes Detail achten. Viele aus dem Team hier sind nicht auf  Neonatologie spezialisiert, sodass ihre Hingabe und Motivation diese Leistung noch bemerkenswerter macht», so Michael Malley, Kinderarzt bei Ärzte ohne Grenzen.

Alle zwei oder drei Stunden mussten die Vital- und Blutzuckerwerte überprüft, unzählige Dosen an Antibiotika verabreicht und regelmässig darauf geachtet werden, ob der Ernährungsschlauch richtig sitzt. Malley sagt: «Wenn es einen Fall gibt, der die unglaublichen Anstrengungen und den Erfolg des riesigen medizinischen Teams hier verdeutlicht, dann ist es dieses Mädchen.»

Mit 1320 Gramm in die Zukunft entlassen

Für die Mutter, die gerade aus einem Land geflohen ist, das vom Krieg beherrscht wird, ist es ein Hoffnungsschimmer in dunklen Zeiten, dass am Ende alles gut gekommen ist. Am 1. November durften die beiden das Spital verlassen. Das kleine Mädchen wog dann gerade einmal 1320 Gramm.

Aus tiefer Dankbarkeit dafür, was Michael Malley und der Rest des Teams alles für sie und ihr Baby geleistet haben, taufte die Mutter ihre Kleine schliesslich Mikaela. Benannt nach ihrem Helden, der ihr eine Chance auf ein Leben in dieser Welt ermöglicht hat. Auch wenn es kein leichter Start war, hat Mikaela jetzt eine Zukunft vor sich.

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