Absturz einer «Tante Ju» Absturz einer «Tante Ju»: Ursachenforschung ohne Blackbox

dpa

6.8.2018

Nach dem Flugzeugabsturz am Piz Segnas haben die Ermittler wenige Anhaltspunkte für ihre Suche nach den Gründen. Die Maschine war alt und hatte keine modernen Geräte wie eine Blackbox an Bord.

Auf die Unglücksermittler wartet eine schwierige Aufgabe. Anders als moderne Flugzeuge hatte die 79 Jahre alte Maschine vom Typ Junkers Ju-52 keine Blackbox an Bord. Zudem gibt es in Bergtälern wie dem, wo die Maschine abstürzte, nur wenige Radaraufzeichnungen, wie der Unfallermittler der Sicherheitsuntersuchungsstelle berichtete.

Damit gibt es keine technischen Aufzeichnungen zu dem Unglücksflug, die den Experten beim Erkunden der Absturzursache helfen könnten. Die beiden Piloten sowie die anderen 18 Menschen in der Maschine kamen bei dem Unglück am Samstag ums Leben. Die Oldtimer-Flüge mit der «Tante Ju», wie die Maschine genannt wird, sind beliebt. Mehr als 14'000 Passagiere hat die Fluggesellschaft Ju-Air in 35 Jahren bei Rundflügen über die Alpen geflogen.

Völlig zerstört: Die Überrese der Ju-52 am Piz Segnas überhalb von Flims GR.
Völlig zerstört: Die Überrese der Ju-52 am Piz Segnas überhalb von Flims GR.
Keystone

Ju-Air gehört einem Verein von Flugenthusiasten, die seit 35 Jahren ohne tödliche Unfälle touristische Rundflüge anbieten. Er hatte bislang drei Maschinen. Das Unglück ereignete sich am Berg Piz Segnas etwa 100 Kilometer südöstlich von Zürich.

Als Unglücksursachen kommen bei Flugzeugabstürzen in der Regel technische Mängel, menschliches Versagen oder äussere Umstände in Frage. Technische Mängel schliesst der Verein eigentlich aus: Das Flugzeug sei seit der letzten Wartung ohne jegliche Mängel erst fünf Stunden geflogen. Auch das Alter der Maschine spielt nach Angaben des Flugermittlers keine Rolle. «Wenn sie richtig gewartet wird, kann sie betrieben werden», sagt Daniel Knecht von der Unglücksuntersuchung.

Ju-52: «Tante Ju», die Ikone der Luftfahrt

Menschliches Versagen hält der Gründer des Vereins ebenfalls für unwahrscheinlich, da sowohl der 62-jährige Pilot als auch der 63-jährige Copilot mehr als 30 Jahre Erfahrung bei der Luftwaffe und in der Zivilluftfahrt hatten. Eine Kollision mit Kabeln oder anderen Hindernissen oder Fremdeinwirkung von aussen haben die Ermittler auch schon praktisch ausgeschlossen, wie Knecht sagte.

Bleibt die Hitze. Bei hohen Temperaturen ist die Luft dünner und das Fliegen anspruchsvoller, weil etwa beim Starten oder in den Kurven weniger Leistung zur Verfügung steht, wie Knecht erklärte. Erfahrene Piloten könnten damit aber umgehen. Die Ermittler werden untersuchen, ob das seit Tagen anhaltende Wetter mit den hohen Temperaturen eine Rolle spielte. «Wir schliessen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts aus», sagte Knecht am Sonntag bei einer Pressekonferenz.

Zurück zur Startseite