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Pro
Die Parteien in der politischen Mitte stellen sich auf den Standpunkt, dass die Schweiz nun Position beziehen und Waffenlieferungen zulassen müsse.
Gleich mehrere Länder wollen Schweizer Waffen an die Ukraine weitergeben. Konkret geht es um Panzer, Munition oder Artilleriegeschütze. Weil sie aber beim Kauf zugesichert haben, dass sie die Waffen nicht weitergeben, dürfen sie das nicht.
Das politische Bedürfnis, dass dies möglich sein soll, wächst – wohl auch wegen des internationalen Drucks – bei der Mehrheit der SP, der FDP, der Mitte und der GLP. So sind derzeit drei Vorstösse hängig, die sich dieses Themas annehmen. Die Beweggründe? Man befürchtet, dass die Schweizer Rüstungsindustrie darunter leiden könnte, wenn grosse Kunden wie etwa Deutschland sein Kriegsmaterial anderswo kauft. Dies wurde verschiedentlich angedeutet. Die bewaffnete Neutralität der Schweiz funktioniere nur mit einer gesunden Rüstungsindustrie, sagt etwa FDP-Präsident Thierry Burkart im «Tages-Anzeiger».
Darüber hinaus habe die Weitergabe von Waffen nichts mit der Schweizer Neutralität zu tun. «Die Folge ist, dass wir damit die Unterstützung anderer Länder für die Ukraine blockieren», sagt Burkart. Mit dem Verbot sei man nicht neutral, sondern helfe Russland.
Auch eine hauchdünne Mehrheit der sicherheitspolitischen Kommission will das Wiederausfuhrverbot von Schweizer Waffen kippen und schreibt in ihrer Begründung: Die Schweiz muss ihren Beitrag zur europäischen Sicherheit leisten.
Hinsichtlich des Neutralitätsrechts hat die Kommission keine Bedenken. So werde nicht die Ausfuhr von Waffen an Kriegsparteien erlaubt, sondern das Verbot der Wiederausfuhr gekippt. Mit den Grünen ist man sich einig, dass die Einfuhr von Schweizer Kriegsmaterial einen marginalen Einfluss auf den Verlauf des Kriegs haben würde.
Contra
Aus Sicht der Polparteien im Schweizer Parlament ist der Nutzen einer Lieferung von Schweizer Waffen an die Ukraine viel geringer, als es der Schaden ist.
Grüne und SVP – sowie eine Minderheit der SP – lehnen sich dagegen auf, dass Schweizer Kriegsmaterial über Drittländer in die Ukraine geliefert werden darf. Dies aber aus unterschiedlichen Gründen. Aline Trede, die Fraktionspräsidentin der Grünen, sagt im «Tages-Anzeiger», dass die Schweiz den Hebel lieber bei der Finanzierung der russischen Kriegsmaschinerie ansetzen sollte. Schliesslich laufe 80 Prozent des russischen Rohstoffhandels über die Schweiz. In anderen Worten: Die Schweiz solle dort helfen, wo sie stark ist – mitunter auch in der Diplomatie. Zudem würden die Waffen keinen grossen Unterschied machen: «Bei den drei hängigen Gesuchen Deutschlands, Spaniens und Dänemarks geht es gerade mal um 12’000 Schuss Munition, zwei Fliegerabwehrkanonen und 20 alte Panzer. Mit den paar Schweizer Waffen gewinnt die Ukraine keine Schlacht.»
Der Vorschlag der sicherheitspolitischen Kommission, wonach das Weitergabeverbot fallen würde, falls a) der Waffenkauf länger als fünf Jahre zurückliegt und b) das Empfängerland die Schweizer Werte teilt, steht in der Kritik. In einer Mitteilung bezeichnete Aussenminister Ignazio Cassis den Vorschlag als «neutralitätsrechtlich problematisch».
Denn gemäss dem Gleichbehandlungsgebot müsste die Schweiz auch Gesuchen stattgeben, die eine Waffeneinfuhr nach Russland erlauben. Und die SVP? Sie sieht die Neutralität der Schweiz schon länger in grosser Gefahr.
Konkret seit die Schweiz Sanktionen gegen Russland im Nachzug des Angriffs von vor einem Jahr übernommen hat. Daher lancierte das mit SVP-Persönlichkeiten bestückte Komitee Pro Schweiz die Neutralitäts-Initiative. Demnach soll es der Schweiz verboten werden, sich Militärbündnissen und Sanktionen anzuschliessen.