Deutlich nachgelassen Schweiz fällt im Klima-Ranking hinter Ägypten zurück

tafi/SDA

14.11.2022

Beim Klimaschutz steht die Schweiz im internationalen Vergleich schlechter da als zuletzt.
Beim Klimaschutz steht die Schweiz im internationalen Vergleich schlechter da als zuletzt.
KEYSTONE

Klimapolitik, Treibhausgas-Emissionen, Energieverbrauch: Beim Klimaschutz steht die Schweiz im internationalen Vergleich schlechter da als zuletzt. In einem Länder-Vergleich büsst sie sieben Plätze ein.

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Die Schweiz hat sich im jährlichen internationalen Klima-Rating um sieben Ränge verschlechtert. Das zeigt der am Montag an der UNO-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh veröffentlichte Jahresbericht «Climate Change Performance Index» (CCPI). Die Schweiz fällt neu hinter Litauen, Ägypten und die EU zurück und rangiert nun auf dem 22. Platz.

In das jährliche Rating fliessen die Klimapolitik, Treibhausgas-Emissionen, der Energieverbrauch und Massnahmen für erneuerbare Energien. In allen Bereichen rangiert die Schweiz im Mittelfeld. Wie die Schweiz bei einzelnen Kriterien abgeschnitten hat, hänge mit dem Abschneiden anderer Länder zusammen und dürfe daher nicht zu hoch bewertet werden, sagte Klima-Experte von Greenpeace Georg Klingler der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

«Schweiz betreibt Greenwashing»

Dass die Schweiz aus den Top 20 gefallen sei, sei das Resultat ihrer blockierten Klimapolitik, sagte Klingler. Er wirkte als einer von 450 internationalen Experten am Bericht mit. Doch ausgerechnet im Teilbereich Klimapolitik machte die Schweiz Plätze gut, nachdem sie im vergangenen Jahr nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes um 28 Plätze abgerutscht war.

Die Verbesserung im Ranking bezeichnete Klingler als überraschend. «Die Schweiz hat sich nicht verbessert», sagte er. Würden alle Länder wie die Schweiz handeln, bedeutete dies eine Erderwärmung von 3 Grad und damit doppelt so viel wie das durch das Pariser Klimaabkommen angestrebte Ziel von 1,5 Grad.

Für Klingler setzt die Schweiz bei der Reduktion ihrer Treibhausgas-Emission einen falschen Fokus. Im Ausland unterstütze sie Projekte, um ihre CO2-Emissionen zu senken. Dies sei an sich sinnvoll. Es solle aber nicht als Ersatz für Projekte in der Schweiz dienen. «Das ist ‹Greenwashing›», sagte Klingler.

Vergangene Woche gab es diesbezüglich auch international Kritik. «Die Schweiz bezahlt arme Länder, um ihre eigenen Emissionen zu senken», titelte die «New York Times».

Umweltministerium zeigt sich einsichtig

Das Ranking verstehe man als klares Zeichen, teilte das UVEK der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Man gehöre nicht zu den besten und ambitioniertesten Ländern in Sachen Klimaschutz, wie das im Land selbst oft wahrgenommen werde.

Mit dem Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative und dem revidierten CO2-Gesetz halte die Schweiz aber an ihren Klimaschutz-Zielen fest. Sie erfülle die Empfehlungen des Weltklimarates. Man halte an der Halbierung der Emissionen bis 2030 und dem Netto-Null-Ziel bis 2050 fest, betonte das Uvek in seiner Stellungnahme. Diese jüngsten Bestrebungen der Schweizer Politik sind noch nicht im aktuellen Ranking berücksichtigt worden.

Den Vorwurf des «Greenwashing» durch Projekte im Ausland wies das Departement zurück. Die bilateralen Abkommen mit anderen Ländern ersetzen nicht Anstrengungen im Inland. Es sei klar, dass die Emissionen zum grossen Teil in der Schweiz selbst sinken müssten. Es gehe um Projekte, die sonst nicht realisiert würden.

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Schweiz zieht durchzogene Bilanz

Insgesamt fällt die Zwischenbilanz der Schweiz zur UNO-Klimakonferenz gemischt aus. Leider habe man es nicht geschafft, das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, auf der Tagesordnung der Verhandlungen zu halten. Dasselbe gelte für das Ziel, dass alle Finanzströme klimafreundlich ausgerichtet werden sollten, teilte das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) am Sonntag mit.

Man sei jedoch zufrieden, dass die Hilfe für die ärmsten Länder beim Umgang mit Schäden aus dem Klimawandel endlich Thema sei. In der zweiten Woche müssten nun konkrete Entscheide getroffen werden.

Dem Klimawandel könnten nur alle Staaten gemeinsam entgegentreten, so das UVEK. Die Schweiz setze sich deshalb dafür ein, dass die Sektoren und Länder mit dem grössten Ausstoss in die Pflicht genommen würden. Dazu gehörten auch Länder, die nach dem Pariser Klimaabkommen als Entwicklungsländer gälten, unter ihnen China, Brasilien, Indonesien und Indien.

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