SVPler trommelte dagegen Schule in Stäfa ZH streicht ihren traditionellen Gender-Tag

uri

11.5.2023

Es kam zu Drohungen: Die Sekundarschule Obstgarten in Stäfa ZH.
Es kam zu Drohungen: Die Sekundarschule Obstgarten in Stäfa ZH.
Bild: Google Streetview Roland Zumbuehl

Die Schule in Stäfa ZH hatte für den 15. Mai einen Gender-Tag für Sekundarschüler*innen geplant. Weil dagegen rechtskonservative Politiker Stimmung machten, ist das pädagogische Format abgesagt worden.

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  • Die Sekundarschule Stäfa ZH hat einen für kommende Woche geplanten «Gender-Tag» nach Drohungen abgesagt.
  • In den sozialen Medien hatte sich zuvor eine Empörung über den «Gender-Tag» breitgemacht.
  • SVP-Nationalrat Andreas Glarner hatte auf Twitter die Entlassung der Schulleitung angeregt.
  • Die Schule führte den Tag bereits seit mehreren Jahren durch – das Thema gehört zum Lehrplan.

Wie der Schulleiter der Sekundarschule Stäfa Marcel Stähli auf Anfrage mitteilte, habe der «Gender-Tag» an der Schule für Missverständnisse gesorgt. «Umso wichtiger ist es zu betonen, dass wir den Jugendlichen keine Meinung aufdrücken wollen.» Es gehe vielmehr um einen offenen Austausch über «gesellschaftliche Rollenbilder, über Stereotypen, Sexualität und Beziehungen».

All das seien im Lehrplan 21 vorgegebene Themen, so der Pädagoge. Mit dem Tag habe man entsprechendes Fachwissen vermitteln wollen. Auch habe er «die Jugendlichen stärken und so zum Schutz vor sexuellem Missbrauch beitragen» sollen.

Weil die Themen wichtig blieben, werde man sie in den zweiten Sekundarklassen weiterhin behandeln, so Stähli. Wie das abgesagte Format weiterentwickelt werde, prüfe die Schule nun intensiv. Ziel sei dabei, «wieder einen Rahmen für diese Themen zu schaffen, der offenen Austausch zulässt.»

Bewährtes Format wird falsch dargestellt

Zuvor hatte das Foto einer Einladung zum Gender-Tag hohe Wellen in den sozialen Medien geschlagen, wie der «Blick» berichtete. Unter anderem hatte auch SVP-Nationalrat Andreas Glarner ein Bild auf Twitter geteilt und die Frage gestellt: «Wer greift durch und entlässt die Schulleitung?»

Laut dem Bericht seien bei der Schulverwaltung und Sozialarbeitern zudem zahlreiche empörte Anrufe von Unbekannten eingegangen. Teilweise war es offenbar auch zu Drohungen gekommen.

Schulpräsidentin Daniela Bahnmüller erklärte dem «Blick» unterdessen, dass die Schule in Stäfa den Gender-Tag für Schüler der zweiten Sekundarklassen bereits seit zehn Jahren durchführe.

Sie sagte auch: «Wir bedauern sehr, dass dieses bewährte Format nun in den sozialen Medien aus dem Zusammenhang gegriffen und falsch dargestellt wurde. Das zeigt, wie emotional diese Diskussion teilweise noch geführt wird.»

Auch stellte Bahmüller klar, dass das Thema bei allen Schulen im Kanton Zürich behandelt werde, weil es zum Lehrplan 21 gehöre.