Neue Bestattungsart in den USA Kompostierung von Leichen: Zurück bleiben zwei Schubkarren Erde 

tafi

17.5.2019

Katrina Spade hat ein Verfahren entwickelt, um Verstorbene innert 30 Tagen zu zwei Schubkarren voll Erde zu kompostieren.
Katrina Spade hat ein Verfahren entwickelt, um Verstorbene innert 30 Tagen zu zwei Schubkarren voll Erde zu kompostieren.
Keystone

In den USA dürfen Verstorbene demnächst kompostiert werden, die Erde dürfen die Hinterbliebenen danach mitnehmen. Kommt die neue und ökologische Bestattungsart auch in die Schweiz?

Es gibt ja diesen alten Witz: «Katholiken werden begraben, Protestanten kremiert, und Grüne kompostiert.» In den USA wird die letztere Option jetzt Realität, nicht nur für Grüne. Der Gouverneur des Bundesstaates Washington im Nordwesten des Landes wird aller Voraussicht nach in der kommenden Woche ein Gesetz unterzeichnen, dass die Kompostierung von Verstorbenen als Bestattungsmethode erlaubt, wie unter anderem die «Los Angeles Times» berichtet. Das Parlament hat das Gesetz bereits verabschiedet.

Die Idee, dass aus einem geliebten Menschen ein Haufen Erde wird, mag auf den ersten Blick befremdlich wirken. Das weiss auch Hans-Joachim Möller. «Ich kann mir das aus emotionalen, sittlichen und moralischen Gründen im Moment schwer vorstellen», sagt der Geschäftsführer des deutschen Bundesverbandes unabhängiger Bestatter auf Anfrage von «Bluewin».



Obwohl er der Idee grundsätzlich offen gegenübersteht und «an der Technologie grundsätzlich nichts auszusetzen ist», sei Kompostierung als Bestattungsmethode in unserem Kulturkreis schwer zu vermitteln.

Zurück bleiben 750 Liter Erde

Dabei gibt es durchaus gute Gründe dafür: Vor allem ist die Kompostierung bedeutend umweltfreundlicher als herkömmliche Bestattungsmethoden. Feuerbestattung, die laut SRF bei 85 Prozent der Verstorbenen angewandt wird, verunreinigt die Luft und Erdbestattung die Böden, zudem verbraucht sie Land.

Bei der Methode, die in den USA angewandt werden soll, wird hingegen ein Leichnam innert 30 Tagen vollständig zersetzt. Zurück bleiben etwa 750 Liter Erde, die die Angehörigen mitnehmen oder an Naturschutzorganisationen spenden können.

Mikroben zersetzen den Leichnam in 30 Tagen

«Es ist eigentlich der gleiche Prozess, der auf dem Waldboden abläuft, wenn Laub, Streifenhörnchen und Äste zersetzt werden und sich in Humus umwandeln», erklärte Katrina Spade vor kurzem in der «Washington Post». Die Gründerin der gemeinnützigen Firma Recompose hat das Verfahren bereits während ihres Studiums entwickelt.

Dabei wird die Leiche zusammen mit einer kohlenstoff- und stickstoffreichen Mischung aus Holzspänen, Luzerne und Stroh in einen Behälter gelegt. Ein Lüftungssystem sorgt für die nötige Sauerstoffzufuhr, damit die Mikroben den Körper zersetzen können. Durch die hohen Temperaturen beim Zersetzungsprozess werden Krankheitserreger abgetötet. Nach einem Monat sind von dem Verstorbenen «zwei Schubkarren» voll Erde übrig, die dem natürlichen Kreislauf wieder zugeführt werden können.

Keine Kompostierung von Verstorbenen in der Schweiz

Auch wenn es derzeit durchaus noch einen «Wäh»-Faktor geben mag, werde sich ihre Methode etablieren, gibt sich Spade sicher, weil sich das Nachhaltigkeitsbewusstsein der Menschen ändert. Für die Kompost-Bestattung verlangt Recompose etwa 5500 Franken, das ist mehr als eine Kremierung kostet, aber weniger als eine Erdbestattung im Sarg.

Laut Spade gibt es bereits Anfragen aus der ganzen Welt: In der Schweiz ist die neue Bestattungsmethode allerdings nicht erlaubt. Darauf wies der Schweizerische Verband der Bestattungsdienste auf telefonische Anfrage hin. Dort habe man von der Methode noch nicht einmal gehört. Auch in Deutschland und Österreich ist die Kompostierung von Verstorbenen nicht erlaubt.

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