TraditionsfirmaJelmoli-Haus in Zürich schliesst Ende 2024
SDA, amo
6.2.2023 - 08:04
Die Besitzerin des Jelmoli-Hauses an der Zürcher Bahnhofstrasse baut ihre Liegenschaft um. Ende 2024 wird auch das Warenhaus geschlossen – wie die Zukunft für Jelmoli aussieht, ist offen. Es geht um über 800 Stellen.
06.02.2023, 08:04
06.02.2023, 13:12
SDA, amo
Der Immobilienkonzern Swiss Prime Site (SPS) baut das Jelmoli-Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse um. Weil nach langer Suche niemand gefunden wurde, der das Luxus-Warenhaus übernehmen will, gibt die SPS das vor 14 Jahren übernommene Geschäft Ende 2024 auf.
Rund 850 Mitarbeitende im Warenhaus sind von diesen Plänen betroffen, 550 Jelmoli-Mitarbeitende sowie 300 Angestellte von im Warenhaus eingemieteten Marken. Diese wurden am Montagvormittag über die Pläne informiert.
Durch die frühe Ankündigung des Umbaus erhielten die betroffenen Personen «Zeit für die allfällige berufliche Neuorientierung», heisst es in der Mitteilung vom Montag weiter. Dabei würden sie begleitet.
Verändertes Konsumverhalten bereitet Jelmoli Probleme
Als Grund für den Umbau und die Neupositionierung der Jelmoli-Liegenschaft nennt Swiss Prime Site den dynamischen Onlinehandel und das sich ändernde Konsumverhalten, die Läden verstärkt in Bedrängnis brächten. «Dieser Strukturwandel schlug sich deutlich in der Wirtschaftlichkeit des Warenhauses Jelmoli nieder», schreibt das Immobilienunternehmen.
Mit dem Umbau, in den über 100 Millionen Franken investiert werden, werde die Jelmoli-Liegenschaft an die heutigen Marktbedürfnisse angepasst. Bis Ende 2024 wird Jelmoli noch weiterbetrieben wie bisher. Von 2025 bis 2027 wird das Haus dann umgebaut.
Vorgesehen ist eine deutliche Verkleinerung der Verkaufsflächen im Jelmoli-Gebäude. Diese sollen von heute rund 24'000 auf 10'000 Quadratmeter verkleinert und auf das Unter- und Erdgeschoss beschränkt werden.
Im ersten, zweiten und dritten Stock wird es jedoch keine Läden mehr geben wie bisher. Dort richtet SPS stattdessen Büroräumlichkeiten ein. Die Pallas-Kliniken, die sich bereits heute im vierten Stock befinden, bleiben im Gebäude, ebenso das Fitnesscenter Holmes Place im obersten Stockwerk.
Weiterhin soll es zudem Gastronomieangebote in dem Gebäude geben, dies sei etwa auf dem Dach denkbar, sofern die Stadt solchen Plänen zustimme, sagte ein Sprecher der Immobilienfirma SPS zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Es soll wie eine kleine Stadt in der Stadt werden.»
SPS hat zuletzt einen Käufer gesucht, der das Verkaufsgeschäft – nicht aber das Gebäude – übernehmen wollte, ist dabei allerdings nicht fündig geworden. «Die intensiven Gespräche mit zahlreichen möglichen Partnern führten bis heute nicht zum erwünschten Erfolg», heisst es in der Mitteilung.
Laut dem Sprecher war ein Grund dafür unter anderem die sehr grosse Verkaufsfläche, die viele Interessenten als nicht zeitgemäss empfunden hätten. Denn heutzutage bevorzugten die Kunden kleinere Läden.
Wer die Verkaufsflächen im umgebauten Gebäude übernimmt, ist derzeit noch unklar. Es wäre denkbar, dass ein Käufer die Flächen als Ganzes übernimmt und vielleicht sogar als «Jelmoli» weiterführt. Es könnten aber etwa auch einzelne Anbieter eine Fläche mieten, sagte der Sprecher.
Auch Jelmoli-Läden am Fughafen müssen schliessen
Jelmoli hat nebst dem Haupthaus an der Bahnhofstrasse noch ein Lager in Otelfingen und zwei Filialen am Zürcher Flughafen. Laut dem Sprecher werden auch diese Ende 2024 geschlossen. Die Verträge, die dann auslaufen, würden nicht verlängert.
Dabei hat sich Jelmoli erst 2019 im neuen Prestige-Gebäude «The Circle» am Flughafen eingemietet. Kurz nach der Eröffnung ist allerdings die Corona-Pandemie ausgebrochen und die Verkäufe liefen nie so richtig an.
Auch der Onlineshop, in den zuletzt viel investiert wurde, wird per Mitte Jahr wieder geschlossen, wie der Sprecher sagte. Dieser wurde aufgebaut, als die Verkäufe durch die Pandemie gebremst wurden. Leider sei er nicht so eine Ertragsstütze gewesen wie erhofft, sagte der Sprecher.
Die Chefin geht
Das Ende des Traditions-Warenhauses, das im 19. Jahrhundert gegründet wurde, wird zudem ohne seine aktuelle Chefin Nina Müller eingeläutet. Sie werde das Unternehmen auf eigenen Wunsch im Frühling oder bis spätestens Ende Juni 2023 verlassen, heisst es im Communiqué weiter. Die ehemalige Swarowski- und Christ-Managerin Müller war Anfang 2020 bei Jelmoli angetreten und hatte in ihrer Rolle als CEO auch Einsitz in der Geschäftsleitung von SPS.
Sie hatte das Warenhaus mit grossen Elan in die Zukunft führen wollen und richtete es neu aus, unter anderem, indem sie es auf Nachhaltigkeit trimmte. Dass die Besitzer das Warenhaus nun aufgeben, dürfte nicht in ihrem Sinne gewesen sein.
Der derzeitige Chief Merchandise Officer Reto Braegger werde neu die Leitung von Jelmoli übernehmen, bis das Warenhaus Ende 2024 endgültig seine Türen schliesst.
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