Bundesratswahlen Mehr als ein Alibikandidat

Valerie Zaslawski

3.12.2018

Hans Wicki geht für die FDP als zweiter ins Rennen um den Bundesratssitz von Johann Schneider-Ammann.
Hans Wicki geht für die FDP als zweiter ins Rennen um den Bundesratssitz von Johann Schneider-Ammann.
Bild: Keystone

Er bringt das Profil mit, das man von einem Bundesratskandidaten der FDP erwartet, hat Erfahrung in der Privatwirtschaft und in der Exekutive gesammelt: Hans Wicki. Neben der starken Karin Keller-Sutter dürfte er trotzdem kaum bestehen.

Der FDP-Bundesratskandidat Hans Wicki wird nicht nur als umgänglich, jovial und volksnah beschrieben, sondern auch – oder vor allem – als selbstbewusst. Seine Fähigkeiten würden dem Jobprofil eines Bundesrates genau entsprechen, betont er gern. Ein «Alibikandidat» möchte er nicht sein: Mit seiner Wirtschafts-, Führungs- und Exekutiverfahrung sei er vielmehr genau der richtige Mann, behauptet er.

Der 54-jährige Ökonom war von 2003 bis 2010 Geschäftsführer der Pfisterer-Gesellschaften in der Schweiz und in Südafrika, ehe er in den Verwaltungsrat wechselte. 2010 wurde er in die Nidwaldner Kantonsregierung gewählt, dort amtierte er bis 2016 als Baudirektor. Bereits seit 2015 ist er Ständerat und sitzt in der Kommission für Bildung, der sicherheitspolitischen Kommission sowie der Verkehrskommission. Seine Kollegen würden ihm deshalb die Voraussetzungen zum Bundesrat bescheinigen. Doch Wicki hat eine grosse Gegenspielerin: Und die heisst Karin-Keller Sutter, Kronfavoritin aus dem Kanton St.Gallen.

Politisch unterscheiden sich die beiden Freisinnigen kaum. Auch Wicki ist wirtschaftsliberal, steht für eine restriktive Migrations- und eine offene Aussenpolitik. Von einem Ausbau des Sozialstaates oder des Umweltschutzes will er genauso wenig wissen. Im Wahlkampf ist er zudem in so manches Fettnäpfchen getreten – es haperte nicht nur mit dem Französisch. Die Linke betitelte ihn abwechselnd als «Macho» oder «Patriarch», weil er vor der Anhörung bei Alliance F sagte, er sei «gerne mit Frauen zusammen». Dass er mit seiner Kandidatur eine Frau verhindern könnte, wird ihm ebenfalls nachteilig ausgelegt.

Auch seine Aussagen über Wirtschaftsmigranten («bei uns regnet es auch») brachten ihm Kritik ein. Besonders schwerwiegend allerdings wogen die Vorwürfe, als Regierungsrat in Interessenkonflikte geraten zu sein. Als Baudirektor entschied Wicki über die umstrittene Verschiebung eines Schutzgebietes zugunsten der Titlis-Bahnen mit. Kurz darauf trat er in den Verwaltungsrat der Firma ein.

Wicki ist Vater zweier volljähriger Kinder und Ehemann der früheren Skirennfahrerin Monika Wicki-Hess.

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