«Klima der Angst und Verfolgung» Drohbriefe, Zerstörung, Einbruch – Spannung in Landgemeinde eskaliert

Sven Ziegler

30.1.2025

In Montfaucon JU eskaliert die Situation.
In Montfaucon JU eskaliert die Situation.
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In Montfaucon JU brodelt es: Der Gemeindepräsident berichtet von zunehmendem Vandalismus, anonymen Drohungen und einer Kampagne gegen die Gemeindebehörden. Der Rücktritt eines langjährigen Amtsträgers verschärft die Krise weiter.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Bürgermeister von Montfaucon JU prangert eine Welle von Vandalismus, Drohungen und Einschüchterungen an.
  • Der Vizepräsident der Gemeindeversammlung legt sein Amt aus Angst nieder.
  • Der Kanton sieht keine rechtliche Grundlage für eine Intervention.

In Montfaucon, einer Gemeinde im Kanton Jura, kam es kürzlich zu einer Reihe von Vorfällen. Einige Bürger erhielten anonyme Drohbriefe, es wurden verschiedene Sachbeschädigungen begangen, und es gab einen Einbruchversuch im Gemeindehaus, berichtet der «Quotidien Jurassien». 

Bei der Gemeindeversammlung am Montagabend nahm der Gemeindepräsident Xavier Schaffter kein Blatt vor den Mund: Zunehmender Vandalismus, Drohungen gegen Gemeindebeamte und sogar versuchte Einbrüche hätten die Situation eskalieren lassen.

«Es wird nicht besser, sondern schlimmer», erklärte Schaffter. Früher hätten sich Angriffe vor allem gegen die Behörden gerichtet, doch mittlerweile betreffen die Einschüchterungen auch normale Bürger. Die Gemeinde sehe sich jetzt gezwungen, rechtliche Schritte zu prüfen.

Was genau hinter der mysteriösen Serie steckt, wird bislang nicht ganz klar. Der Gemeindepräsident betont, dass die Behörden offen für Gespräche seien, um die Spannungen abzubauen. Er vermutet jedoch, dass einige Personen gezielt versuchen, den Gemeinderat zum Rücktritt zu bewegen.

«Wir sind offen für einen Dialog. Manche Leute wollen uns schaden und vielleicht den Gemeinderat ins Wanken bringen, damit wir zurücktreten. Aber das wird nicht der Fall sein. Es wäre ein Eingeständnis von Schwäche, zurückzutreten», so Schaffter.

Rücktritt erschwert Situation

Zusätzlich spitzte sich die Lage durch den Rücktritt von Denis Farine, dem Vizepräsidenten der Gemeindeversammlung, weiter zu. In seinem Abschiedsbrief sprach er von einem «Klima der Angst und der Verfolgung», das ihn zum Aufgeben bewegt habe.

«Das ist ein Drama für unsere Gemeinde», reagierte Schaffter betroffen. Farine sei sein ganzes Leben lang in Montfaucon aktiv gewesen und habe sich stark für die Dorfgemeinschaft engagiert. «Wenn Menschen, die nie Probleme gemacht haben und einfach helfen wollten, gezwungen werden zu gehen, ist das skandalös.»

Die Gemeindebehörden haben sich nicht direkt an die Kantonsregierung gewandt, um Unterstützung zu erhalten. Der Délégué für kommunale Angelegenheiten, Christophe Riat, erklärte, dass der Kanton nur bei rechtlichen oder administrativen Unregelmäßigkeiten eingreifen könne. Die Spannungen in Montfaucon seien hingegen politischer und strafrechtlicher Natur – und somit nicht in seinem Zuständigkeitsbereich.

Am Ende der Versammlung wurde dennoch ein formeller Beschluss gefasst: Die Gemeindeversammlung stimmte dem Budget 2025 einstimmig zu – trotz eines prognostizierten Defizits von über 23'000 Franken.