Nebenwirkungen nach Covid-19-ImpfungBund zahlt Impfgeschädigten bis heute keine Genugtuung
dmu
29.5.2024
In manchen Fällen führte die Impfung gegen Covid-19 zu schweren Gesundheitsschäden. Anders als in Deutschland warten Betroffene in der Schweiz bis heute auf eine Entschädigung.
dmu
29.05.2024, 18:30
Dominik Müller
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Hunderte erhielten in Deutschland seit März 2023 eine Genugtuung für Gesundheitsschäden nach einer Corona-Impfung.
Anders in der Schweiz: Von den rund 300 Gesuchen, die beim Bund eingegangen sind, ist noch keines bewilligt worden.
Betroffene erzählen von teilweise schweren Nebenwirkungen.
Impfungen trugen weltweit dazu bei, die Corona-Pandemie einzudämmen. Bei manchen Menschen haben sie allerdings schwere Nebenwirkungen ausgelöst, unter denen Betroffene teilweise bis heute leiden.
Gemäss einer Schätzung der Universitätsklinik Marburg haben von 100'000 Geimpften 20 bis 30 Personen schwere Gesundheitsschäden davongetragen. Rechnet man diesen Wert auf die Geimpften in der Schweiz hoch, könnten zwischen 1200 und 1800 Personen einen Impfschaden erlitten haben.
In Deutschland eilte der Staat den Betroffenen zu Hilfe: Seit März 2023 erhielten Hunderte eine Entschädigung. Hierzulande ist indes aber noch kein Geld geflossen, wie SRF berichtet.
300 Gesuche beim Bund
Dabei ist das gemäss Epidemiengesetz auch in der Schweiz möglich – kommt aber offenbar nicht zur Anwendung: «Bis jetzt sind rund 300 Gesuche beim Generalsekretariat des EDI eingegangen. Bis heute wurden keine Entschädigungen gesprochen», schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von SRF.
Gregor Haab, Präsident des Vereins Post Vakzin Syndrom Schweiz, hat für dieses Verhalten kein Verständnis: «Über drei Jahre nach Beginn der Impfkampagne wird das Thema nach unserem Empfinden unter den Tisch gewischt.»
Haabs Familie ist ebenfalls betroffen: Seine Tochter hat seit der Impfung an Schwindel, Migräneattacken und Gleichgewichtsproblemen gelitten. Jede Anstrengung verursache einen kleinen Crash.
Seine Ehefrau leidet mit chronischen Sichteinschränkungen, Schwindelanfällen und einer schweren Müdigkeit an ähnliche Beschwerden.
BAG kontert Vorwürfe
Mit ihren Anliegen sei der Verein Post Vakzin Syndrom Schweiz bislang bei den Gesundheitsbehörden auf taube Ohren gestossen. «Für Post-Vac wird nichts getan», so Gregor Haab.
Das BAG widerspricht: «Wir nehmen das Thema sehr ernst und pflegen den Austausch mit verschiedenen Stakeholdern», wird das Bundesamt von SRF zitiert.
Von den eingereichten Gesuchen auf Entschädigung seien etwa 30 noch hängig. So auch jenes von Michael Hirt, dessen Frau seit der Corona-Impfung im April 2021 praktisch voll invalide sei.
Hirt hat vor anderthalb Jahren ein Gesuch für seine Frau eingereicht und wartet noch auf Bescheid.
Hirt: «Mein Frau verbringt 18 Stunden im Tag liegend»
«Sie verbringt 18 Stunden im Tag liegend, die restlichen Stunden im Rollstuhl», so der selbstständige Berater zu SRF. Sie könne nicht für sich selbst sorgen, sei auf Betreuung angewiesen.
Die Ärzte diagnostizierten bei der heute 57-Jährigen das POTS-Syndrom: Ihr Puls fängt an, zu rasen, sobald sie aufrecht sitzt oder steht. Zudem leide sie unter den Symptomen Benommenheit und Schwindel. Die gleiche Diagnose erhielt der Sohn des Ehepaars. Er musste deshalb sein Studium beenden.
Familie Hirt habe sich inzwischen so eingerichtet, dass ein lebenswertes oder lebenswerteres Leben für die Ehefrau und den Sohn möglich wird. Was das genau bedeutet, ist unbekannt. Mit dem Bundesamt gebe es jedenfalls seit Juni 2023 keinen Kontakt.
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