US-Präsidentschaftswahl Diese Demokraten wollen Trump das Weisse Haus strittig machen

AP/tjb

27.4.2019

Mit dem Einstieg des früheren US-Vizepräsidenten Joe Biden ins Rennen ums Weisse Haus 2020 dürfte das Feld der Kandidaten für die Präsidentschaftsnominierung der Demokraten nun weitgehend komplett sein.

So vielfältig war es wohl noch nie: die Altersspanne der Bewerber reicht von 37 bis 77 Jahre, Linke und Moderate sind genauso vertreten wie Senatoren, Gouverneure, Bürgermeister – und eine beispiellos hohe Zahl von Frauen und Angehörigen von Minderheiten. Für die Partei gilt es, einen Kandidaten zu küren, der Amtsinhaber Donald Trump im kommenden Jahr schlagen soll. Kurze Steckbriefe über die 20 Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten.

Joe Biden

Bekannt wurde Biden (76) vor allem als Stellvertreter von Ex-Präsident Barack Obama. Das Amt bekleidete er von 2009 bis 2017. Für den Staat Delaware sass er zuvor von 1973 bis 2009 im US-Senat.

Grösste Stärke: In ganz Amerika kennt man Biden. Und er ist in einigen Orten beliebt, die seine Partei zuletzt verloren geben musste, etwa in den von Arbeitern geprägten Staaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania, die keine klare Präferenz für die Demokraten oder die Republikaner erkennen lassen. In Pennsylvania wurde Joseph Robinette «Joe» Biden junior geboren.

Grösste Schwäche: Der Politveteran blickt auf eine fast ein halbes Jahrhundert lange Karriere zurück, die seine politischen Gegner nach potenziell schädlichem Material durchpflügen könnten. Und das in einer Zeit, in der viele seiner Parteikollegen lieber einer neuen Generation die Zügel übergeben wollen. Der als äusserst redselig geltende Ex-Senator hat sich zudem schon so manchen verbalen Fehltritt geleistet. Und erst unlängst konfrontierten ihn einige Frauen mit Vorwürfen, sie ungebeten - wenn auch nicht in sexueller Absicht - berührt und damit Grenzen überschritten zu haben.

Cory Booker

Seine Sporen verdiente sich Cory Booker (49) als Bürgermeister der Stadt Newark. Aktuell ist er US-Senator für den Staat New Jersey. Im vergangenen Jahr machte er Schlagzeilen, als er sich im umstrittenen Prozedere um die Bestätigung von Brett Kavanaugh – Trumps Kandidat für den Obersten Gerichtshof – über Senatsregeln hinwegsetzte, wonach vertrauliche Dokumente nicht offengelegt werden dürfen.

Grösste Stärke: In einer Zeit tiefer politischer Gräben könnte Bookers optimistische Botschaft der nationalen Eintracht und Versöhnung bei Wählern gut ankommen.

Grösste Schwäche: Er könnte es schwer haben, die Wähler davon zu überzeugen, dass er tough genug ist, um es mit Trump aufzunehmen.

Pete Buttigieg

In Erscheinung ist Buttigieg (37) bisher als Bürgermeister von South Bend getreten, einer mittelgrossen Stadt im Staat Indiana. Früher war er Geheimdienstoffizier bei der US-Marine.

Grösste Stärke: Wähler und auch viele Skeptiker hat er mit seiner Intelligenz und eloquenten, aber zugleich einfachen Ausdrucksweise für sich eingenommen. Buttigieg schafft es zudem, mit einer Botschaft der Hoffnung und «einer neuen Generation der Führung» Wähler verschiedenen Alters anzusprechen. Und er hat Millionen mehr an Spendengeld gesammelt als viele seiner demokratischen Rivalen.

Grösste Schwäche: Seine Jugend und sein Mangel an politischer Erfahrung dürften etliche Wähler nachdenklich stimmen. Als Amtsträger hat er schliesslich bisher nur Verantwortung für eine Gemeinde mit 100'000 Einwohnern. Zudem bräuchte Buttigiegs Kampagne noch mehr Schub – und er müsste mehr tun, um Minderheiten anzusprechen, damit der Schwung der Frühphase auch anhält.

Julian Castro

Bekannt wurde Castro (44) als Minister für Wohnungsbau und Städteentwicklung in der zweiten Amtszeit von Ex-Präsident Obama. Fünf Jahre lang war Castro zudem Bürgermeister der texanischen Stadt San Antonio.

Grösste Stärke: Sein jugendliches Auftreten und der Umstand, dass er der einzige Bewerber mit lateinamerikanischen Wurzeln im Rennen um die Parteinominierung ist. Im Vorwahlkampf könnte ihm das Stimmen von Demokraten einbringen, die sich nach einem neuen Gesicht sehnen.

Grösste Schwäche: Beim Spendensammeln hinkt Castro anderen Bewerbern stark hinterher.

John Delaney

Delaney (56) ist ein früherer Kongressabgeordneter aus Maryland.

Grösste Stärke: Er macht sich vor allem für ländliche Gebiete in den USA stark. Zu seinen politischen Vorhaben gehört die Förderung von Farmerfamilien und dörflichen Infrastrukturprojekten. Anklang finden könnte dies in hart umkämpften US-Staaten im sogenannten Rust Belt, der grössten und ältesten Industrieregion im Nordosten, die sich bei der Wahl 2016 noch Trump gesichert hatte.

Grösste Schwäche: John Delaney dürfte sein geringer Bekanntheitsgrad zu schaffen machen.

Tulsi Gabbard

Die Amerikaner kennen Tulsi Gabbard (38) als Abgeordnete für Hawaii. In den Kongress gewählt wurde sie als erste US-Bürgerin samoanischer Herkunft und als erste Hindu.

Grösste Stärke: Im Wahlkampf könnte ihr zupass kommen, dass sie mit der Nationalgarde von Hawaii ihren Militärdienst im Irak und in Kuwait leistete.

Grösste Schwäche: Gabbard steht in der Kritik wegen ihrer Reise nach Syrien im Jahr 2017, wo sie Präsident Baschar al-Assad traf, dem Kriegsverbrechen und sogar Völkermord vorgeworfen werden. Sie sah sich zudem zu einer Entschuldigung für ihren früheren Widerstand gegen die Rechte von Homosexuellen gezwungen.

Kirsten Gillibrand

Gilliabrand (52), Senatorin von New York, gilt in der Kongresskammer als eine der lautesten Stimmen bei Themen wie sexuelle Belästigung, sexuelle Übergriffe im Militär, Lohngleichheit für Frauen und Männer sowie bei der Einführung von Familienurlaub.

Grösste Stärke: In der #MeToo-Ära scheut sich Gillibrand nicht, eigenen Parteifreunden die Stirn zu bieten. Schon früh forderte sie etwa den Rücktritt ihres Senatskollegen Al Franken wegen Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens. Und sie war der Meinung, dass Bill Clinton wegen einer Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky freiwillig auf die Präsidentschaft hätte verzichten sollen.

Grösste Schwäche: Spenden kommen eher spärlich herein, seitdem sie selbst für einige unangenehme #MeToo-Schlagzeilen sorgte. So musste Gillibrand einräumen, dass es bei Untersuchungen von Vorwürfen sexuellen Fehlverhaltens gegen etliche Mitarbeiter durch ihr Senatsbüro im Nachgang zu «menschlichen Fehlern» gekommen sei.

Kamela Harris

Früher war Kamala Harris (54) Justizministerin von Kalifornien. Inzwischen vertritt sie als die jüngere von zwei Senatorinnen ihren Heimatstaat in Washington. Im Oberhaus macht sie mit rigorosen Fragen an Trumps Wunschkandidaten für wichtige Ämter von sich reden.

Grösste Stärke: Als schwarze Frau im Kandidatenfeld und könnte sie Netzwerke wie traditionell afroamerikanische Colleges und Universitäten ansprechen.

Grösste Schwäche: Ihre Bilanz als Staatsanwältin steht auf dem Prüfstand. Hintergrund ist eine Initiative für eine umfassende Strafrechtsreform.

John Hickenlooper

Die Bekanntheit von Hickenlooper (67) gründet sich auf einem ungewöhnlichen Lebenslauf: Von einem als schräg geltenden Kneipenbesitzer mauserte er sich spät im Leben zum Politiker – und wurde Gouverneur von Colorado.

Grösste Stärke: Er gilt als politisch unorthodoxe Figur. Und er hat Wahlerfolge in einem sogenannten Swing-Staat vorzuweisen, der eigentlich traditionell mal den Demokraten, mal den Republikanern zuneigt. Zudem ist Hickenlooper einer der wenigen Gouverneure in einem sonst eher mit Senatoren und Washington-Politveteranen gespickten Kandidatenfeld.

Grösste Schwäche: Erst kürzlich witzelte er, dass er eigentlich zu moderat sei, um sich die Nominierung der Demokraten fürs Weisse Haus zu sichern. Als Gouverneur stiess er etwa einige Umweltschützer vor den Kopf, weil er dem Energiesektor keine weiteren Zügel anlegte.

Jay Inslee

Bekannt ist Inslee (68) als Gouverneur des US-Staats Washington, früher war er Kongressabgeordneter.

Grösste Stärke: Seine Kampagne legt den Fokus auf den Kampf gegen den Klimawandel, den er als wirtschaftliche Chance und moralische Pflicht zugleich darstellt.

Grösste Schwäche: Er geht mit seinem Schwerpunkt das Risiko ein, als Kandidat abgestempelt zu werden, der nur ein Thema zu besetzen weiss.

Amy Klobuchar

Klobuchar (58), Senatorin aus dem US-Staat Minnesota im Mittleren Westen mit Schweizer Wurzeln, erweiterte ihren Bekanntheitsgrad durch einen Auftritt während einer Anhörung von Kavanaugh. Sie fragte den umstrittenen Juristen, ob er einmal so viel getrunken habe, dass er sich nicht mehr an ein Geschehen erinnern könne. «Haben Sie?», antwortete der.

Grösste Stärke: Sie ist eine pragmatische Abgeordnete, die zur Zusammenarbeit mit den Republikanern bereit ist.

Grösste Schwäche: Ihr Pragmatismus könnte ihr bei den Vorwahlen schaden, wenn Wähler der Demokraten sich linken Einstellungen zuwenden. Es hat auch Berichte gegeben, Klobuchar habe Mitarbeiter schlecht behandelt.

Wayne Messam

Messam (44) ist Bürgermeister von Miramar in Florida.

Grösste Stärke: Er hebt seine Erfahrung als Bürgermeister darin hervor, für Regulierungen der Regierung zum Schutz der Umwelt einzutreten und gleichzeitig Unternehmen Spielraum für Wachstum zu geben.

Grösste Schwäche: Der Name ist kaum bekannt.

Seth Moulton

Der Irakkriegs-Veteran Moulton (40) machte in den USA auf sich aufmerksam, indem er innerhalb der Demokratischen Partei einen Versuch mit anführte, Nancy Pelosi das Amt als Vorsitzende des Repräsentantenhauses zu verweigern. Moulton ist Kongressabgeordneter aus Massachusetts.

Grösste Stärke: Er kann Erfahrung in Militär und Kongress aufweisen.

Grösste Schwäche: Sein Name ist ebenfalls kaum bekannt.

Beto O'Rourke

Der frühere Kongressabgeordnete O'Rourke (46) verlor knapp die Wahl um einen Senatssitz an den Republikaner Ted Cruz in Texas 2018.

Grösste Stärke ist sein Wahlkampfstil: Er füllt lange Tage mit zahlreichen Programmpunkten und lässt spontane Diskussionen mit Wählern zu. Dabei spricht O'Rourke etwa über seine Vergangenheit als Punkrock-Gitarrist und schwärmt für seine Heimat an der Grenze zwischen den USA und Mexiko.

Grösste Schwäche: Er hat mehr Enthusiasmus als konkrete Vorstellungen. Seine Herangehensweise im Wahlkampf, bei der Stil wichtiger als Substanz ist, könnte die anfangs hohen Spenden langfristig bremsen.

Tim Ryan

Ryan (45), Kongressmitglied aus Ohio, versuchte erfolglos 2016, die Nachfolge von Nancy Pelosi als Vorsitzende der Demokraten im Repräsentantenhaus anzutreten.

Grösste Stärke: Ryan hat sich als Kandidat präsentiert, der eine Brücke zwischen Progressiven und Vertretern der Arbeiterklasse bei den Demokraten bauen kann, um das Weisse Haus zu gewinnen.

Grösste Schwäche: Der Name ist kaum bekannt.

Bernie Sanders

Sanders (77) trat 2016 bei den Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten gegen Hillary Clinton an. Dies ebnete den Weg für einen Linksruck der Partei in der Trump-Ära. Sanders bezeichnet sich als demokratischen Sozialisten.

Grösste Stärke: Der Senator aus Vermont, der nicht der Demokratischen Partei angehört, hat bislang die höchsten Spenden unter allen Bewerbern gesammelt, die um die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei buhlen.

Grösste Schwäche: Er hat Probleme dabei, über seine Anhängerschaft von mehrheitlich weissen Wählern hinaus an Beliebtheit zu gewinnen.

Erci Swalwell

Alter: 38 Jahre

In den Fernsehnachrichten ist Swalwell (38), Kongressabgeordneter aus Kalifornien, häufig dabei zu sehen, wie er Trump kritisiert.

Grösste Stärke: Swalwell kennt sich mit Medien aus und hat etwas Jugendliches, das jungen Wählern gefallen könnte.

Grösste Schwäche: Sein Name ist wenig bekannt.

Elizabeth Warren

Die 69-jährige Senatorin aus Massachusetts und frühere Jura-Professorin an der Harvard University hat mehr Schutz von Verbrauchern gefordert, was zur Gründung des Consumer Financial Protection Bureau unter Präsident Obama geführt hat.

Grösste Stärke: Warren hat zahlreiche politische Ideen präsentiert, etwa die Abschaffung existierender Schulden bei Studentenkrediten für Millionen von Amerikanern sowie das Aufbrechen von Monopolen in der Agrarwirtschaft und von Technologieunternehmen. Warren hat auch vorgeschlagen, eine «Vermögenssteuer» auf Haushalte mit hohem Nettovermögen einzuführen und eine allgemeine Kinderbetreuung anzubieten.

Grösste Schwäche: Sie wird als eine am weitesten links stehende Bewerberin im Feld der Demokraten gesehen. Das könnte ihren Chancen bei Moderaten schaden.

Marianne Williamson

Williamson (66) ist Bestsellerautorin und spiritueller Guide.

Grösste Stärke: Sie ist eine Aussenstehende, die Wähler anziehen könnte, die ihre Bücher lieben.

Grösste Schwäche: Ihr Name ist kaum bekannt und sie hat wenig politische Erfahrung.

Andrew Yang

Der 44-jährige Unternehmer hat mit seinem Vorschlag für Aufsehen gesorgt, ein allgemeines Grundeinkommen für Amerikaner einzuführen, so dass jeder 1000 Dollar pro Monat bekommt.

Grösste Stärke ist seine robuste politische Agenda. Ausserdem gilt er als technik- und computererfahren.

Grösste Schwäche: Sein Name ist wenig bekannt. Auch er kann kaum politische Erfahrung aufweisen.

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