Todesstrafe droht Mord an Kim Jong Uns Halbbruder: Gericht glaubt den Angeklagten nicht

DPA/AFP/SDA

16.8.2018

Seit sechs Monaten läuft ein Verfahren gegen zwei Frauen, die Kim Jong Uns Halbbruder getötet haben sollen. Kim Jong Nam war vor fast eineinhalb Jahren bei einem Giftangriff gestorben. Für Machthaber Kim war er wohl ein unliebsamer Konkurrent.

Anderthalb Jahre nach der Ermordung von Kim Jong Nam, dem Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, hat ein Gericht in Malaysia die Fortsetzung des Mordprozesses gegen zwei junge Frauen angeordnet. Das Gericht in Shah Alam nahe der Hauptstadt Kuala Lumpur erklärte am Donnerstag, die Staatsanwaltschaft habe genügend Beweise für die Mordvorwürfe gegen die Indonesierin Siti Aisyah und die Vietnamesin Doan Thi Huong vorgebracht.

Der Entscheidung gingen monatelange Anhörungen voran, in denen die beiden Frauen die Mordvorwürfe zurückgewiesen hatten. Sie sollen Kim Jong Nam am 13. Februar 2017 am Flughafen von Kuala Lumpur mit dem Nervengift VX beschmiert haben (Bluewin berichtete). VX wird als Massenvernichtungswaffe eingestuft. 

Ihre Familien beteuern, die beiden seien durch eine Täuschung dazu gebracht worden und hätten niemals den Tod des 45-Jährigen gewollt. Nach eigenen Angaben glaubten die Frauen, an einer TV-Unterhaltungsshow mit versteckter Kamera teilzunehmen. Deren Anwälte argumentieren, die tatsächlich Verantwortlichen seien die vier flüchtigen Nordkoreaner. Die beiden Frauen seien bloss Bauernopfer.

Bei Verurteilung droht Todesstrafe

Bei einer Verurteilung droht den beiden Frauen die Todesstrafe. Südkorea hatte Nordkorea verdächtigt, hinter dem Attentat zu stecken. Kim Jong Nam war der älteste Sohn in der Kim-Familie. Seit Jahren lebte er im Ausland. Experten gehen dennoch davon aus, dass er für Kim Jong Uns Führung eine Bedrohung darstellte.

Kim Jong Nam wurde am 13. Februar auf einem belebten Airport-Terminal in Kuala Lumpur das Nervengift in Gesicht und Augen gerieben. Kim starb zwei Stunden später. «Diese Art Mord sieht man sonst nur in James-Bond-Filmen», wie der malaysische Staatsanwalt Wan Shaharuddin Ladin am Ende einer Anhörung im Juni erklärte. «Und die beiden Mädchen wurden nicht als Sündenböcke ausgewählt. Sie wussten, was sie machen, und sie erreichten es, indem sie es taten. Ein Scheitern war nicht vorgesehen. Nur ausgewählte und geschulte Individuen können den Erfolg garantieren.»

Die Frauen hätten gewusst, dass das Nervengift am schnellsten wirkt, wenn es über die Augen in den Körper eindringt, sagte der Staatsanwalt weiter. Und da sie gewusst hätten, wie gefährlich die Substanz sei, hätten sie nach dem Angriff hastig ihre Hände gewaschen. Ein Experte hatte ausgesagt, dass die Augen der beste Weg seien, um das Gift im Körper des Angegriffenen zu verteilen, und dass VX innerhalb von 15 Minuten nach dem Kontakt abgewaschen werden kann, ohne Symptome zu entfalten.

«Es wurde kriminelle Energie angewendet»

Der Staatsanwalt führte auch Gewicht und Grösse Kims - 100 Kilogramm und 1,70 Meter - als Indizien dafür an, dass er kein einfaches Angriffsziel gewesen sei. Die Frauen hätten «ihre Körperkraft» einsetzen müssen, um ihm das Gift in Augen und Gesicht zu reiben. «Es wurde kriminelle Energie angewendet», sagte er.

Videos von Überwachungskameras zeigten, dass beide gleichzeitig Kim angegriffen hätten, damit ihr Plan «mit fliegenden Fahnen gelingt». Sie seien dazu nicht gezwungen worden oder hätten während des Angriffs unter einer Gewaltandrohung gestanden. Obwohl sie angegeben hätten, gedacht zu haben, an einem harmlosen Spass mitzuwirken, sei in ihren Gesichtern während des Angriffs kein derartiger Ausdruck zu sehen. Die Ermittlungen der Polizei seien nicht perfekt gewesen, insbesondere, was nordkoreanische Hintermänner angeht. Aber die beiden Frauen seien letztlich die Mörderinnen, die Kim umgebracht hätten.

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