Der Kreml wird nervösLiefert der Westen Kampfpanzer, droht Moskau mit Atomkrieg
Von Andreas Fischer
24.1.2023
Rheinmetall könnte Ukraine insgesamt 139 Leopard-Panzer liefern
Rheinmetall könnte Ukraine insgesamt 139 Leopard-Panzer liefern
24.01.2023
Putins Vasallen tönen immer schriller: Aus Angst vor Leopard, Challenger und anderen Kampfpanzern drohen sie einmal mehr mit der Atombombe, um den Westen einzuschüchtern. Wie ernst sind die neuen Drohungen?
Von Andreas Fischer
24.01.2023, 14:03
Andreas Fischer
Einige Länder haben bereits Kampfpanzer zugesagt, und dass die Ukraine trotz des Zögerns der deutschen Bundesregierung auch Leopard-Panzer bekommt, scheint nur noch eine Frage der Zeit: Polen hat Deutschland heute Vormittag offiziell um die entsprechende Ausfuhr-Erlaubnis gebeten.
‼ NOWY NUMER WPROST ‼ Scholz w roli strusia, megakapłan wśród Wojowników Maryi i zaufani ludzie Tuska. O czym jeszcze piszemy?
📌 Awantury w Konfederacji 📌 Drugi Polak w kosmosie 📌 Terlikowski o ratowaniu Kościoła
Die Panzerdebatte im Westen und die zunehmend konkreteren Schritte hin zu einer Lieferung an Kiew scheinen den Kreml ziemlich nervös zu machen – und das nicht von ungefähr: «Mit der Lieferung von Kampfpanzern würde der Westen von seiner bisherigen Politik abrücken. Kampfpanzer sind Offensivwaffen, mit denen die russische Armee vom besetzten Territorium zurückgedrängt werden könnte», erklärt Ulrich Schmid, Professor für Russische Kultur und Gesellschaft an der Universität St. Gallen, auf Anfrage von blue News.
Schrille Töne aus Moskau
Schon seit Tagen drohen russische Propagandisten daher mit Vergeltung und schlagen in Talkshows und Nachrichtensendungen des staatlich kontrollierten Fernsehens immer schrillere Töne an. So fragte sich etwa Dmitri Kisseljow, eines der bekanntesten Fernsehgesichter Russlands: «Eine Atommacht kann ohnehin nicht besiegt werden – warum sollten dann die Ukrainer überhaupt noch Panzer bekommen?»
Aber nicht nur Wladimir Putins Propaganda-Elite schwingt die Atomkeule. Auch der Chef der russischen Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, droht mit drastischen Massnahmen: «Mit ihren Entscheidungen führen Washington und Brüssel die Welt in einen schrecklichen Krieg: eine ganz andere Art der Kriegsführung als heute, wo ausschliesslich das Militär und die kritische Infrastruktur des Kiewer Regimes angegriffen werden», schreibt er auf seinem Telegram-Kanal.
Putin will vor allem einschüchtern
Die Ankündigung einer nuklearen Eskalation ist indes nicht neu in diesem Krieg. Schon zu Beginn der Invasion der Ukraine hatte Russlands Präsident den Westen vor «nie gesehenen Konsequenzen» im Fall einer Einmischung gewarnt.
«Die Drohung eines Atomwaffeneinsatzes wird selbst als Waffe eingesetzt», ordnet Russland-Experte Schmid die Glaubwürdigkeit der wiederholten Drohungen aus Moskau ein. «Der Westen und vor allem die westliche Öffentlichkeit sollen damit eingeschüchtert werden.»
Dazu gehöre auch die Vorstellung von angeblichen «Wunderwaffen», wie dem neuartigen Nukleartorpedo «Poseidon»: «Auch hier steht die militärische Propaganda im Vordergrund. Putin hat mehrfach darauf hingewiesen, dass Russland angeblich einen Rüstungsvorsprung vor dem Westen habe.» Dieser Vorsprung würde dann «angeblich als letzte Garantie für einen russischen Sieg stehen.»
Für unglaubwürdig hält auch die US-Denkfabrik «Institute for the Study of War» (ISW) die aktuelle Abschreckungsrhetorik aus Moskau. Das ISW gehe «weiterhin davon aus, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass Russland in der Ukraine Atomwaffen einsetzen wird, und dass es ausserordentlich unwahrscheinlich ist, dass es sie gegen den Westen einsetzen wird.»
Atomwaffen wurden jahrelang ignoriert
Mahnende Stimmen befürchten allerdings, dass ein Einsatz von Atomwaffen durch Wladimir Putin keineswegs auszuschliessen ist. Für den Stanford-Historiker Niall Ferguson ist in einem Interview mit der «Aargauer Zeitung» die entscheidende Frage: «Könnte Putin Atomwaffen einsetzen, wenn er sieht, dass er den Krieg in der Ukraine nicht gewinnen kann?»
Ähnlich hatte sich Sicherheitsexperte Oliver Thränert vom Center for Security Policy der ETH Zürich zu Beginn des Ukraine-Krieges im Gespräch mit blue News geäussert: «Es gibt viele Militärplaner bei allen Atommächten, die sich täglich mit der Frage beschäftigen, wie man einen Krieg führen und beenden kann mit dem Einsatz von Atomwaffen. Das wollte in den vergangenen 30 Jahren nur kaum jemand wahrhaben.»
Mehr Nuklearmächte, grössere Gefahr
Die Menschheit unterschätzt die wachsenden Risiken von Massenvernichtungswaffen, meint auch Niall Ferguson: «Wir haben im Jahr 1991 aufgehört, über die nukleare Gefahr nachzudenken – bis zum Krieg in der Ukraine.» Nun aber drohe ein neues nukleares Zeitalter.
Dies hänge ursächlich mit dem Krieg gegen die Ukraine zusammen: «Die offensichtlichste Lehre daraus ist doch: Gib nie deine Atomwaffen ab! Und falls du keine hast, beschaff dir welche», erklärt Ferguson. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verfügte die Ukraine selbst über Atomwaffen: Im Ausgleich für die Abgabe dieser Atomwaffen wurde ihr 1994 im Budapester Memorandum der Schutz ihrer territorialen Souveränität zugesichert.
Für Ferguson ist daher klar, dass es in den nächsten Jahren eine signifikante Erhöhung der Nuklearmächte geben wird. «Und eine Welt mit vielen atomar hochgerüsteten Ländern ist eine gefährliche Welt. Wenn es mehr Atomwaffen gibt, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese tatsächlich eingesetzt werden.» Der 58-jährige Ferguson wettet sogar darauf, dass er noch einen Atomkrieg erleben werde.