Alle anderen sind «Loser» FBI-Ermittlungen gegen Trump? So wie er reagiert, ist da eher etwas dran

Philipp Dahm

14.1.2019

Ist Donald Trump ein Handlanger Russlands? Neue Enthüllungen tut der US-Präsident als «beleidigend» ab, geht in Tweets aber auf die Berichte ein – und vergreift sich dabei übel im Ton.

«Die Schlagzeilen an diesem Wochenende waren nicht gut für den Präsidenten», beginnt der «CNN»-Moderator seinen Bericht über die neuesten Entwicklungen bei den Russland-Recherchen von Sonderermittler Robert Mueller. Und nicht nur jener hat Donald Trump im Visier.

Der Präsident als Handlanger Russlands?

Auch Journalisten suchen nach einer Antwort auf die Frage, wie sehr der Republikaner mit seinem russischen Pendant Wladimir Putin verstrickt ist. Und die Reporter können bereits Ergebnisse präsentieren: Die «New York Times» bringt den Stein mit einer brisanten Enthüllung ins Rollen. Demnach hat das FBI direkte Untersuchungen gegen den US-Präsidenten angestrengt, um zu klären, ob dieser «heimlich in Russlands Auftrag handelt».

Selbst wenn bei dieser Untersuchung nichts herauskommt: Dass die Bundespolizei gegen den eigenen Präsidenten ermittelt, weil der womöglich eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellt, ist wohl ein Novum in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Die Agenten interessieren sich dabei besonders für die Entlassung ihres früheren Chefs James Comey.

Trump hat den FBI-Direktor im Mai 2017 vor die Tür gesetzt: Ist das geschehen, um mögliche Untersuchungen gegen sich zu stoppen, hätte sich der 72-Jährige der Behinderung der Justiz schuldig gemacht. Gegen vier Personen aus Trumps Umfeld ermittle das FBI schon länger wegen deren Russland-Beziehungen: Diese Recherchen hätten schon vor Trumps Wahlsieg 2016 begonnen.

«Historisch nicht nur ungewöhnlich, sondern skandalös»

Was wäre Moskaus Intention, wenn es die Einflussnahme wirklich gegeben hat? «Uns als moralische Autorität zu untergraben, die demokratische Werte verteidigt», sagt die frühere FBI-Anwältin Lisa Page. Der Präsident selbst hatte zwei Tage nach Comeys Demission im «NBC»-Interview gesagt, die Russland-Ermittlungen seien der Grund für die Entlassung.

Dazu passt ein Bericht der «Washington Post» vom Sonntag, wonach es keinerlei Aufzeichnungen von den fünf Treffen zwischen Putin und Trump geben soll. Das gelte auch für Akten, die unter Verschluss sein könnten: Der Präsident habe weitreichende Schritte unternommen, um seine Konversationen abzuschirmen – auch vor den eigenen Leuten.

Das sei «historisch gesehen nicht nur ungewöhnlich, sondern skandalös», ärgert sich Strobe Talbott, der unter Präsident Bill Clinton Aussenminister war. «Es behindert die US-Regierung – also die Experten und Berater, die da sind, um den Präsdenten zu dienen – und ganz sicher gibt es Putin sehr viel mehr Spielraum, um Trump zu manipulieren.»

Stich ins Wespennest? Trump twittert zurück

Donald Trump reagierte, wie man es von ihm gewohnt ist – angriffslustig auf Twitter. James Comey sei ein «Lügner» und «totaler Abschaum» mit «wenig Führungskraft», der dem «Klüngel» der «betrügerischen» Hillary Clinton nicht beikommen konnte. Die wahren Geheimabsprachen habe es bei der Demokratin gegeben: «Ihr werdet sehen!»

Und damit nicht genug. «Es war ein grossartiger Tag für Amerika, als ich James Comey gefeuert habe. Er war ein betrügerischer Cop, der von seinen besten Freunden total beschützt worden ist: von Robert Mueller und 13 wütenden Demokraten.»

Doch wenn hier einer wütend ist, dann ja wohl der Twitter-Troll aus dem Weissen Haus, der bald darauf wie folgt nachlegt. Er sei «VIEL» härter mit Moskau ins Gericht gegangen als seine Vorgänger. Vielleicht sei kein Präsident vor ihm derart streng mit dem Kreml gewesen, so Trump.

Eine gewagte Behauptung, bedenkt man, dass es einmal einen mitunter sehr hitzigen Kalten Krieg gegeben hat. Im nächsten Tweet folgen persönliche Unterstellungen gegen «einige der Loser», die gegen ihn arbeiteten – unter anderem gegen die «New York Times»-Quelle Lisa Page. Trumps Fazit:«[Alles] Teil der Hexenjagd.»

Und auch für Jeff Bezos, den «Amazon»-Gründer und Besitzer der «Washington Post», hat Trump gleich noch ein paar warme Worte parat:

Beleidigender – und beleidigter – geht es nicht

Abgerundet wird das Gegenfeuer aus dem Capitol von einem Interview des Trumpschen Haus- und Hofsenders «Fox»: Die Moderaratorin Jeanine Piro fragt da den Präsidenten doch gänzlich unverblümt, ob er wohl für den Russen arbeite.

«Das ist die beleidigendste Sache, nach der ich je gefragt wurde. Es ist der beleidigendste Artikel, den ich je geschrieben habe», macht der Mann seiner Wut Luft, wobei er wohl eher «gelesen» sagen wollte. «Und wenn Sie den Arikel gelesen haben, wissen Sie, dass sie absolut nichts gefunden haben.»

CNN-Journalist plattgemacht

Natürlich können wir nicht wissen, wie der Stand der Dinge bei den Mueller-Ermittlungen ist – und ob die «New York Times» und die «Washington Post» richtig liegen. Doch man darf getrost spekulieren: Wer so viel Effort in persönliche Angriffe der Beteiligten steckt, ist zumindest nervös.

Andererseits sind persönliche Angriffe unter der Gürtellinie inzwischen auch schlechte Tradition im Weissen Haus. 2017 hat Donald Trump ein Fake-Video retweetet, in dem er Hillary Clinton einen Golfball in den Rücken schlägt. Sein Sohn tritt nun in die Fussstapfen: Donald Trump Jr. vebreitete ein Video, in dem «CNN»-Reporter Jim Acosta überfahren wird – von einem Golfmobil.

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