Zeitumstellung EU-Parlament prüft die Sommerzeit – zieht die Schweiz nach? 

SDA/grö

8.2.2018 - 15:42

Das EU-Parlament will die halbjährliche Zeitumstellung überprüfen lassen. (Symbolbild)
Das EU-Parlament will die halbjährliche Zeitumstellung überprüfen lassen. (Symbolbild)
Source: KEYSTONE/EPA MTI/SANDOR UJVARI

Das EU-Parlament macht Druck im Streit um die halbjährliche Zeitumstellung. Die Abgeordneten forderten am Donnerstag die EU-Kommission dazu auf, Vor- und Nachteile der Zeitumstellung genau unter die Lupe zu nehmen und die Regelung gegebenenfalls abzuschaffen. Was sagt die Schweiz? 

Ein entsprechender Antrag bekam bei einer Abstimmung in Strassburg eine deutliche Mehrheit. Die Forderung des Verkehrsausschusses, die Sommerzeit ganz abzuschaffen, fand im Parlament allerdings keine Mehrheit. Dagegen stimmten vor allem Konservative und Euroskeptiker.

Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern einheitlich die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück.

Zahlreiche Studien, darunter eine des wissenschaftlichen Dienstes im EU-Parlament vom vergangenen Oktober, hätten auf «negative Folgen für die Gesundheit der Menschen» durch die Sommerzeit verwiesen, heisst es in der Entschliessung weiter.

Ähnlich hatten sich zuvor bei einer Debatte Abgeordnete aus unterschiedlichen Fraktionen geäussert. Sie kritisierten die Zeitumstellung als nicht mehr zeitgemäss und warnten vor gesundheitlichen Störungen bei vielen Menschen, aber auch bei Tieren.

Mini-Jetlag, mehr Verkehrsunfälle und weniger Milch

Von einem «Mini-Jetlag», der vor allem Kinder und Alte treffe, sprach die Spanierin Inés Ayala Sender von den europäischen Sozialdemokraten. Andere Abgeordneten warnten vor mehr Verkehrsunfällen wegen Übermüdung sowie Nachteilen für Bauern, deren Kühe nach der Umstellung zunächst weniger Milch geben. Wieder andere sprachen von übertriebenen «Horrorszenarien».

Jedes Jahr gingen beim EU-Parlament Hunderte Petitionen gegen die Zeitumstellung ein, sagte der tschechische Abgeordnete Pavel Svoboda von der konservativen Europäischen Volkspartei. «Das zeigt doch, wie dringlich das Thema ist.»

Nun liegt der Ball bei der EU-Kommission. Sie prüft Forderungen nach einer Abschaffung der Sommerzeit bereits seit längerem. Sollte sie zu dem Schluss kommen, dass der Schaden überwiegt, könnte sie den Mitgliedstaaten und dem Parlament einen Vorschlag zur Änderung der entsprechenden Richtlinie unterbreiten.

EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc stellte am Donnerstag im Parlament bereits klar, eine Abschaffung könne es nur europaweit geben. Bei einem Flickenteppich mit verschiedenen Zeitregelungen drohten Probleme im Binnenmarkt.

Was will die Schweiz? 

Die Schweiz führte die Sommerzeit in einem zweiten Anlauf bereits 1981 ein. Im Kampf gegen die Sommerzeit engagiert sich seit Jahren in der Schweiz die SVP-Nationalrätin Yvette Estermann. Sie hat zum Thema schon vier Vorstösse eingereicht. Gegenüber «Blick» erklärte sie die Beweggründe dafür: «Wir sind entweder Eulen, also Nachtmenschen, oder Lerchen, die morgens gut aus den Federn kommen.» Den «Eulen» würde im Sommer immer Schlaf fehlen. Estermann ist sich sicher: «Die Welt wird von Lerchen beherrscht.» Deshalb seien ihre Vorstösse immer abgelehnt worden.

Dass die Sommerzeit wieder zum Thema wird, kann auch Philippe Richard, Direktor des Eidgenössisches Institut für Metrologie (Metas), nachvollziehen. Laut Richard sollte die Schweiz aber nicht vorpreschen, wie «20 Minuten» ihn zitiert. «Die Schweiz würde nachziehen, sollte eine Mehrheit der Nachbarländer die Zeitumstellung abschaffen.» Dafür sprächen wirtschaftliche und praktische Gründe, wie es weiter heisst.

Zurück zur Startseite

SDA/grö