Das Netz spottet über Putin-Besuch «Ein Erfolg, wenn Nehammer unvergiftet nach Hause kommt»

tafi/gbi

11.4.2022

Österreich: Putin soll «Realität ausserhalb des Kremls» anerkennen

Österreich: Putin soll «Realität ausserhalb des Kremls» anerkennen

Die EU-Aussenminister beraten in Luxemburg über weitere Reaktionen auf den Krieg in der Ukraine. Der österreichische Aussenminister Alexander Schallenberg äusserte dort zum Besuch von Bundeskanzler Karl Nehammer in Moskau, der als erster Regierung

11.04.2022

Das Gespräch sei «sehr direkt, offen und hart» gewesen, sagt Karl Nehammer über sein Treffen mit Wladimir Putin. Im Netz nimmt man dem österreichischen Kanzler diese Einschätzung nicht ab.

tafi/gbi

Am Nachmittag traf Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer in Moskau Kremlchef Wladimir Putin. Der ÖVP-Politiker war damit der erste westliche Regierungschef, der seit dem Kriegsbeginn vor gut sechs Wochen zu Putin reiste. Die Unterredung in Putins Residenz in Nowo-Ogarjowo im Moskauer Gebiet sei nach einer Stunde beendet worden, teilte das österreichische Bundeskanzleramt mit.

Ein gemeinsames Foto und eine Pressekonferenz seien von vornherein nicht geplant gewesen. Über die Reaktion Putins nach dem Gespräch mit Nehammer war demnach zunächst nichts bekannt. Vom österreichischen Regierungschef hiess es laut einer Mitteilung: «Das Gespräch mit Präsident Putin war sehr direkt, offen und hart.»

Die wichtigste Botschaft des Wiener Regierungschefs an den russischen Präsidenten sei gewesen, dass dieser Krieg aufhören müsse, denn im Krieg gebe es auf beiden Seiten nur Verlierer. Nehammer habe die Kriegsverbrechen in Butscha und anderen Orten angesprochen und betont, dass all jene, die dafür verantwortlich sind, zur Rechenschaft zu ziehen seien.

Fachleute und Politiker hatten Nehammers Blitzbesuch in Moskau deutlich kritisiert. In den sozialen Medien wurde hingegen vor allem gefrotzelt.

Ein Ergebnis bei diesem Treffen hatte nicht einmal Karl Nehammer erwartet. Es gab aber wohl trotzdem eins.

Die russischen Medien wurden über das Treffen offenbar informiert.

Natürlich waren auch die traditionell guten Beziehungen österreichischer Politiker*innen zu Wladimir Putin ein Thema. So hatte sich die damalige Aussenministerin Karin Kneissl 2018 an ihrer eigenen Hochzeit tief verbeugt, bevor sie mit ihrem Ehrengast einen Walzer tanzte.

Putins XXL-Tisch kommt natürlich auch zu Ehren, wobei das Treffen diesmal in der Residenz des russischen Herrschers stattfand und nicht im Kreml.

Immerhin, nicht alle sehen die Russland-Reise des Bundeskanzlers so hämisch.

Andere wiederum vermuten ein innenpolitisches Ablenkungsmanöver. Die sogenannte «Cobra-Libre»-Affäre geistert bereits seit Tagen durch die österreichischen Medien. Die Kurzfassung: Bodyguards der Kanzlerfamilie haben betrunken einen Autounfall gebaut. Die Versionen, wie es dazu kam, ändern sich aber dauernd. Die Personenschützer sollen aber im Kanzlerheim gezecht haben.

Das internationale Gewicht Österreichs sorgt ebenfalls für Spott – und erinnert an die Bergungsarbeiten der letztjährigen «Ever Given»-Havarie im Suezkanal. 

Aber ja: Am Ende hat der kleine Bagger geholfen, den Containerriesen wieder flottzukriegen. Man darf also ja wohl noch hoffen dürfen – wobei dieser Tweet nur so vor österreichischem Schmäh trieft. 

Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.