Militärische Optionen Darum will Israel Syriens Berg Hermon nicht mehr hergeben

Philipp Dahm

30.1.2025

Israelische Soldaten besetzen am 8. Dezember den Hermon.
Israelische Soldaten besetzen am 8. Dezember den Hermon.
IDF

Israels Militär wird nicht vom Berg Hermon abziehen. Er ermöglicht der israelischen Armee, schneller auf Luftangriffe zu reagieren und Damaskus mit der Artillerie ins Visier nehmen. Und: Der Iran muss jetzt zittern.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Israel hat den Sturz von Baschar al-Assad genutzt, um eine Pufferzone in Syrien einzurichten, die auch den Berg Hermon umfasst.
  • Syriens höchster Berg hat zuvor einen Radarschatten geworfen, der Israels Militär Mühe gemacht hat.
  • Nun kündigt Jerusalem an, die Truppen würden auf dem Hermon bleiben.
  • Israel hat den Umsturz auch genutzt, um Syriens Luftwaffe sowie Radaranlagen und Luftabwehrsysteme zu zerstören.
  • Das ermöglicht Jerusalem nun, Tankflugzeuge in Nordsyrien zu platzieren, die einen Luftangriff auf den Iran ermöglichen.

Als das Regime von Baschar al-Assad in Syrien zusammenbricht, rückt die israelische Armee vor. Sie errichtet eine Pufferzone zu den Golanhöhen, aber sie dringt auch nach Norden bis zum Hermon vor. Syriens höchster Berg misst gut 2800 Meter – und ist ein militärischer Trumpf. 

Bis dato hat es die Erhebung mit ihrem Radarschatten iranischen Drohnen erlaubt, im Tiefflug unentdeckt bis in die Nähe der Grenze zu Israel zu fliegen. Auch Raketen, die aus dieser Richtung angeflogen sind, wurden erst spät entdeckt. Nicht zuletzt ist der Hermon auch eine Quelle für Wasser, das in der Region ein rares Gut ist.

Es ist also kein Wunder, dass Israel in den Zeiten des Umsturzes in die Offensive geht: Die Eliteeinheit Schaldag nimmt den Berg am 8. Dezember 2024 ein. Ein weiterer Vorteil: Vom Hermon aus ist Damaskus nur 40 Kilometer entfernt. Syriens Hauptstadt liegt damit nun in Reichweite der israelischen Artillerie.

Israels Invasion in Syrien 2024.
Israels Invasion in Syrien 2024.
Commons/Ecrusized

Verteidigungsminister Katz bezeichnet Mitte Dezember den Berg Hermon als «die Augen des Staates Israel», die «nahe wie entfernte Bedrohungen» entdecken könnten, berichtet die «Times of Israel». Kiritk von UN-Sprecher Stéphane Dujarric, dass die Pufferzone gegen das Waffenstillstandsabkommen von 1974 verstosse, lässt Jerusalem kalt.

Hermon: Israel ist gekommen, um zu bleiben

Und nun steht fest: Die Israelis sind gekommen, um zu bleiben. Das Militär wird nach Angaben des Verteidigungsministers «auf unbegrenzte Zeit» nicht aus den Hermon-Stellungen weichen. Bei einem Truppenbesuch sagte Katz, Israel werde es feindlichen Kräften nicht erlauben, sich in dem Gebiet im Süden Syriens zu etablieren.

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«Wir werden nicht von anderen für unsere Verteidigung abhängig sein – hier oder anderswo», zitiert ihn die Zeitung «Haaretz». Gleichzeitig kündigte er an, es sollten Kontakte zu den Einwohnern der Umgebung aufgebaut werden, insbesondere zu den Drusen. Container dienen nun den israelischen Soldaten als Bleibe. Der Aufbau eines Radargerätes ist im Gange.

Dieses ermöglicht der Armee einen Rundumblick, der auch Angriffe über die Grenze zum Libanon erschwert. Gleichzeitig dürfte es für Jerusalem mit der Besetzung einfacher werden, Agentinnen und Agenten im Libanon und in Syrien einzuschleusen.

Lufthoheit über Syrien ermöglicht Angriff auf den Iran

Für das Militär ist Assads Sturz Ende letzten Jahres noch aus einem anderen Grund ein Volltreffer: Bei der Operation Pfeil von Baschan hat Israels Luftwaffe Hunderte Angriffe gegen Ziele in Syrien geflogen. Alleine in den ersten 48 Stunden gab es 480 entsprechende Einsätze, bei denen vor allem strategische Waffen und Produktionsstätten angegriffen worden sind.

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Dabei wurde nicht nur die syrische Marine versenkt, sondern vor allem auch die Luftwaffe des Nachbarlandes dezimiert. Dazu zählen auch Flughäfen, Luftabwehrstellungen und Radaranlagen: Heute kann Damaskus den eigenen Luftraum weder überwachen noch sichern. Dafür hat Jerusalem am Himmel über Syrien nun freie Hand.

Israel kann in Nordsyrien nun Tankflugzeuge fliegen lassen, die einen Luftangriff auf den Iran ermöglichen.
Israel kann in Nordsyrien nun Tankflugzeuge fliegen lassen, die einen Luftangriff auf den Iran ermöglichen.
YouTube/Caspian Report

Und das eröffnet Israel mit Blick auf Teheran neue Möglichkeiten, hält Caspian Report fest. Zuvor war ein Luftangriff wegen der Entfernung von mindestens 3000 Kilometern auf den Iran nur schwer durchführbar – Die F-35 hat nur eine Reichweite von etwa 2100 Kilometern.

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Würden die Jets Aussentanks mitführen, würde sie das auf dem Radar sichtbarer machen. Und: Auch so hat die F-35 maximal 2700 Kilometer Reichweite. Doch nun kann Israel Tankflugzeuge über Nordsyrien platzieren: Nun wäre ein Angriff auf den Iran ohne fremde Hilfe möglich.