Abtreibungsverbot in Irland Abtreibungsverbot in Irland: Fällt die letzte Bastion der katholischen Kirche?

DPA

25.5.2018

Eine Nonne protestiert mit anderen Frauen gegen die Streichung des Abtreibungsverbots.
Eine Nonne protestiert mit anderen Frauen gegen die Streichung des Abtreibungsverbots.
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Die Iren stimmen heute über die Streichung des Abtreibungsverbots in der Verfassung ihres Landes ab. Im katholisch geprägten Irland gilt eines der strengsten Verbote von Schwangerschaftsabbrüchen in der Europäischen Union. Wer gegen das Verbot verstösst, kann mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden.

Selbst nach einer Vergewaltigung ist in Irland ein Schwangerschaftsabbruch untersagt. Das Gesetz war 2014 gelockert worden. Seitdem ist eine Abtreibung zulässig, wenn das Leben der Schwangeren bedroht oder sie selbstmordgefährdet ist.

Per Verfassungszusatz von 1983 sind ungeborene Kinder genauso in ihrem Recht auf Leben geschützt wie ihre Mütter. Das macht Kritikern zufolge Abtreibungen in dem Land faktisch unmöglich. Durch das Referendum soll dem Parlament die Möglichkeit gegeben werden, Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche zu legalisieren. In Meinungsumfragen lagen die Befürworter einer Gesetzeslockerung zuletzt vorne. Zehntausende im Ausland lebender Iren sollen Berichten zufolge für das Referendum in ihre Heimat gereist sein.

Die Wahllokale sind von 8 Uhr bis 23 Uhr MESZ geöffnet. Wahlberechtigt sind rund 3,2 Millionen Menschen. Auf einigen abgelegenen Inseln im Westen des Landes begann die Abstimmung bereits am Donnerstag.

Vor dem Referendum in Irland: Colleen Ui Fhioruisce, mit ihrer Tochter Saoirse auf dem Arm, gibt in einem Wahllokal auf Gola Island im County Donegal vor der irischen Westküste ihre Stimme ab. 
Vor dem Referendum in Irland: Colleen Ui Fhioruisce, mit ihrer Tochter Saoirse auf dem Arm, gibt in einem Wahllokal auf Gola Island im County Donegal vor der irischen Westküste ihre Stimme ab. 

Die Auszählung der Stimmen beginnt erst am Samstagmorgen, mit einem Ergebnis wird nicht vor Samstagnachmittag gerechnet. In den Umfragen lagen die Befürworter einer Lockerung zuletzt vorne, viele Stimmberechtigte waren aber noch unentschlossen.

Fall Amanda Mellet

Die Kampagne gegen das Abtreibungsverbot erhielt Auftrieb durch den Fall von Amanda Mellet, die für die Abtreibung eines tödlich missgebildeten Fötus ins benachbarte Grossbritannien ausweichen musste - wie viele andere Irinnen auch. Mellet brachte den Fall vor die Uno-Menschenrechtskommission, welche die Angelegenheit als Verstoss gegen die Grundrechte einstufte.

Im irischen Parlament gibt es eine Mehrheit für das Ende des Abtreibungsverbots. Auch Ministerpräsident Leo Varadkar ist dafür, die Bevölkerung ist allerdings gespalten. Die katholische Kirche hielt sich in der Kampagne sehr zurück.

Die Regierung plant im Falle eines Siegs des Ja-Lagers, Abtreibungen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen straffrei zu stellen. Bei bestimmten Indikationen soll sie bis zum sechsten Monat erlaubt sein.

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