Angst vor Kriegs-Technologie Google-Mitarbeiter verlangen Austritt aus Kriegs-Technologie

Pascal Landolt

6.4.2018

Google ist an einem Projekt des US-Verteidigungsministerium beteiligt, in dem es um die automatische Auswertung von Drohnen-Aufnahmen geht. Dagegen wehren sich nun tausende Mitarbeiter in einem offenen Brief an die Geschäftsleitung.

Lange gab es innerhalb des Internetkonzerns Google eine Losung, mit der sich viele Mitarbeiter identifizierten: «Don't be evil» - «Sei nicht böse».

Genau diese Worte tauchen nun auch in einem Brief auf, der an Google-Chef Sundar Pichai adressiert ist und von etwa 3100 Angestellten des Konzerns unterschrieben wurde.

In dem Schreiben protestieren die Mitarbeiter dagegen, dass der Konzern das Pentagon bei der Weiterentwicklung von Drohnen unterstützt. «Lieber Sundar», beginnt der Brief, den die New York Times veröffentlicht hat, «wir glauben, dass Google nicht am Geschäft mit dem Krieg teilnehmen sollte.»

Künstliche Intelligenz für Drohnenbilder

Auslöser für die Bedenken der «Googler» ist das Engagement des Internet-Konzerns am Projekt «Maven», das seit Frühling 2017 existiert. Im Rahmen dieses Abkommens unterstüzt Google das Pentagon bei der Auswertung von Drohnenbildern mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI). Die Analyse könnte dabei helfen, dass Waffen besser ihre Ziele treffen.

Die Mitarbeiter betonen in ihrem Brief weiter, dass Google nicht vom Geschäft mit dem Krieg profitieren sollte und fordern, ihr Unternehmen solle sich umgehend vom «Project Maven» zurückziehen und grundsätzlich verkünden, niemals Kriegstechnik herzustellen oder sich daran zu beteiligen.

Die Forschungsergebnisse der Internet-Konzerne werden auch fürs Militär interessant. Hier beispielsweise ein Roboter der Firma «Boston Dynamics», die nach dem Aufbau durch Google vom Tech-Konzern Softbank übernommen wurde.
Die Forschungsergebnisse der Internet-Konzerne werden auch fürs Militär interessant. Hier beispielsweise ein Roboter der Firma «Boston Dynamics», die nach dem Aufbau durch Google vom Tech-Konzern Softbank übernommen wurde.
US Marine Corps

Internet-Technologie wird für Militär interessant

Die besorgten «Googler» befürchten irreparable Imageschäden für die Firma und einen Verlust des Vertrauens seiner Milliarden Nutzer weltweit, sollte die Militär-Kooperation weiter anhalten. Dabei helfe der Umstand auch nicht, dass Amazon und Microsoft ebenfalls beteiligt seien.

Da die Tech-Riesen weltweit Milliarden Dollar in die Weiterentwicklung von vernetzten Datenbasen und KI investieren, werden ihre Anwendungen auch zunehmend interessanter für militärische Zwecke. Dass sich Anfragen aus Washington häufen, wundert also nicht. Ältere Tech-Unternehmen wie IBM und Oracle unterhalten schon lange enge Beziehungen mit dem US-Verteidigungsministerium.

Der erste Schritt zur «Terminator-Apokalypse»?

Besonders Brisant ist das Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz mit Drohnen und anderen selbständig fahrenden oder fliegenden Militärgeräten. Riesiges Echo hat der Kurzfilm «Slaughterbots» eines US-Uniprofessors in Zusammenarbeit mit dem «Future of Life Institute» ausgelöst. Darin wird aufgezeigt, was passieren könnte, wenn Drohnen selbständig «Gegner» identifizieren und Entscheide zur «Neutralisierung» dieser Ziele treffen.

Voraussetzung dafür ist, dass die Roboter ihre Umgebung erkennen und potenzielle Ziele identifizieren können. Genau an dieser «Image Recognition» - der «Bilderkennung» arbeiten Tech-Firmen wie Google mit Hochdruck. Das Potenzial dieser Technologie, um der Gesellschaft zu helfen, ist riesig, ebenso andererseits auch die Gefahr des Missbrauchs für Endzeit-Szenarien mit tötenden Robotern ohne Gewissen.

Tut der Google-Chef jetzt «Das Richtige?»

Als der Google-Konzern 2015 umstrukturiert und in «Alphabet, Inc.» umbenannt wurde, änderte der Internet-Konzern übrigens seinen Leitspruch in «Do the right thing» um - «Tu' das Richtige». CEO Pichai wird seinen Kollegen nun zeigen müssen, was er darunter versteht.

Pichai ging zwar zuerst nicht direkt auf das umstrittene Drohnen-Projekt ein, reagierte aber indirekt auf die Kritik der Mitarbeiter. «Jede militärische Nutzung von maschinellem Lernen weckt naturgemäss berechtigte Sorgen», schrieb er. Man setzte sich für eine umfassende Diskussion des Themas ein. Auf die Forderung der Mitarbeiter, sich aus dem Projekt zurückzuziehen, ging Pichai nicht ein.

Google-CEO Sundar Pichai, hier an einer Konferenz in China, fordert seine Mitarbeiter regelmässig auf, ihre Gedanken und Anliegen offen zu kommunizieren. Nun wird sich zeigen, wie er auf die Kritik zum militärischen Engagement reagieren wird.
Google-CEO Sundar Pichai, hier an einer Konferenz in China, fordert seine Mitarbeiter regelmässig auf, ihre Gedanken und Anliegen offen zu kommunizieren. Nun wird sich zeigen, wie er auf die Kritik zum militärischen Engagement reagieren wird.
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