Krippe zwischen Trümmern Bethlehem gleicht an Heiligabend einer Geisterstadt

Melanie Lidman, AP

24.12.2023

Eine Krippe, die zu Ehren der Opfer im Gazastreifen geschmückt ist, steht am Heiligabend auf dem Krippenplatz in der Nähe der Geburtskirche in Bethlehem, die traditionell als Geburtsort Jesu gilt.
Eine Krippe, die zu Ehren der Opfer im Gazastreifen geschmückt ist, steht am Heiligabend auf dem Krippenplatz in der Nähe der Geburtskirche in Bethlehem, die traditionell als Geburtsort Jesu gilt.
Bild: Mahmoud Illean/AP

Die Bewohner*innen von Bethlehem sind an diesem Tag eigentlich Menschenmassen und eine festliche Kulisse gewohnt. Wegen des Gaza-Kriegs sieht es ausserhalb der Geburtskirche ganz anders aus.

Melanie Lidman, AP

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Krieg in Nahost überschattet die Feierlichkeiten in Bethlehem.
  • Normalerweise drängen sich an Weihnachten auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche zahllose Gläubige.
  • In diesem Jahr ist die Stadt im Westjordanland wie ausgestorben.

Normalerweise wäre in Bethlehem an Heiligabend viel los, doch in diesem Jahr wurden die örtlichen Feierlichkeiten zur Geburt Jesu Christi wegen des Gaza-Kriegs abgesagt. Die Stadt im Westjordanland, in der nach christlichem Glauben Jesus zur Welt kam, wirkte am Sonntag wie verlassen. Es fehlten eine festliche Beleuchtung und ein Weihnachtsbaum, die normalerweise auf dem Platz vor der Geburtskirche zu sehen sind. Zudem fehlten die vielen ausländischen Touristen, die sich dort an Heiligabend aufhalten. Auf dem Platz patrouillierten Dutzende palästinensische Sicherheitskräfte.

«Dieses Jahr, ohne den Weihnachtsbaum und ohne Lichter, gibt es nur die Dunkelheit», sagte der Franziskanermönch John Vinh aus Vietnam, der in Jerusalem wohnt. Er komme immer zu Weihnachten nach Bethlehem, aber in diesem Jahr sei die Erfahrung sehr ernüchternd. Er blickte auf eine Krippenszene, bei der die Figur des kleinen Jesus in ein weisses Tuch gehüllt war - eine Erinnerung an Hunderte Kinder, die im Gaza-Krieg getötet worden sein sollen. Die Gegend war von Stacheldraht umgeben.

Stille Weihnachten

«Wir können es nicht rechtfertigen, einen Baum aufzustellen und wie normal zu feiern, wenn einige Leute (im Gazastreifen) nicht einmal Häuser haben, in die sie gehen können», sagte ein Besitzer eines Falafel-Restaurants nahe dem Platz, Ala'a Salameh.

Für gewöhnlich sei Heiligabend der Tag des Jahres mit dem meisten Betrieb in Bethlehem. «Normalerweise kannst du keinen einzigen Stuhl zum Hinsetzen finden, wir sind von morgens bis Mitternacht voll», sagte Salameh. Diesmal war nur ein Tisch besetzt. Dort sassen Journalisten, die dem Regen entkommen wollten. Salameh ging davon aus, dass es nach dem Ende des Kriegs ein weiteres Jahr dauern werde, bis der Tourismus in Bethlehem wieder zur Normalität zurückgekehrt sei.

Hotels machen zu

Die Absage der Feierlichkeiten versetzt der Wirtschaft von Bethlehem einen schweren Schlag. Der Tourismus macht etwa 70 Prozent der örtlichen Einnahmen aus. Die meisten davon werden in der Weihnachtszeit erzielt. Nach örtlichen Angaben mussten mehr als 70 Hotels vor Ort zumachen, wodurch Tausende Menschen arbeitslos wurden.

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ist es schwieriger geworden, Bethlehem und andere palästinensische Städte im Westjordanland zu erreichen. Fahrer finden sich in langen Schlangen wieder, weil sie Checkpoints des Militärs passieren müssen.