Mundart im Chat «Yasss!!! OMG, zu hyped» – sprechen Sie «Digilekt» ?

Nicolai Morawitz

26.2.2019

«Yasss!!! OMG, zu hyped»

«Yasss!!! OMG, zu hyped»

Der Basler Schüler und Poetryslammer Max Kaufmann weiht in seinen «Digilekt» ein, den er im Chat nutzt.

21.02.2019

Mundart und Englisch spielerisch miteinander vermischen – für viele junge Menschen gehört das in den sozialen Medien zum Alltag. Schüler und Poetryslammer Max Kaufmann hat für «Bluewin» seinen «Digilekt» vorgestellt.

Komplett unverständlich oder kreative Sprachneuschöpfung? Die Meinungen zum «Digilekt» gehen häufig auseinander. In der Wissenschaft ist die Mundartschreibe im Netz schon Gegenstand von Untersuchungen geworden. Schwierig ist bei der Analyse, welche Plattformen genau genutzt werden und welche Personen — vor allem aus welchen Altersgruppen — miteinander kommunizieren.

Der Baseldeutsch schreibende Max Kaufmann sieht in seinem Alltag, dass der gesprochene Dialekt durch die Chatsprache leicht beeinflusst wird. Er gibt das englische Wort «Safe» als Beispiel. Wenn er sich mit einem Kollegen verabredet, dann sagt er nicht mehr unbedingt «Ja, das machen wir so», um seine Zustimmung zu geben. 

Am Rhein im Nachrichtenfluss: Max Kaufmann.
Am Rhein im Nachrichtenfluss: Max Kaufmann.
Bluewin/mn

Stattdessen gibt er dem Bekannten mit «Safe» grünes Licht für ein Treffen – ein Wort, das ursprünglich ausschliesslich im Chat verwendet wurde. Sein Klassen-Chat sei ein grosses «Sprachen-Chaos», sagt Kaufmann. Dort würde sich Deutsch mit Englisch abwechseln, und es seien auch französische Muttersprachler unter ihnen.

Was die Mundart anbelange, so seien auch in der geschriebenen Sprache regionale Unterschiede erkennbar. «Ich musste auch schon für einen Freund auf Berndeutsch geschriebene Nachrichten übersetzen, weil er sie nicht verstanden hat», sagt der 18-Jährige. 

Emojis sind out

Die Mundartschreibe im Netz entwickelt sich rasch weiter: Kaufmann erinnert sich, dass er vor fünf Jahren noch an fast jeder Stelle ein Emoji verwendet habe – diese Zeiten seien längst vorbei. Auch ultrakurze Konversationen, in denen «Was machst du?» einfach mit «Wm?» abgekürzt wurde, gehörten der Vergangenheit an.

Trotz dieser raschen Entwicklungen sieht Kaufmann keine Gefahr, dass sich nicht einmal die Angehörigen einer Generation ohne Probleme verständigen können. Der Schüler ist auch Sprachkünstler und erfasst aufmerksam, wie sich sein Umfeld ausdrückt und welche auch skurillen Momente dann entstehen. Im vergangenen Jahr konnte er sich gar den Schweizer Meistertitel der unter 20-jährigen Poetryslammer sichern. «Sprache verändert sich immer, und das ist auch gut so», sagt Kaufmann, der auch auf der Theaterbühne zu sehen ist.

Ein Leben also, in dem er sprachlich aus dem Vollen schöpft und mit Leichtigkeit die Stile und Register wechselt? Max Kaufmann würde wahrscheinlich mit «Safe» antworten.

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