Kate Moss hat sie auch mal getragen und damit den Trend erst ausgelöst – aber jedermanns Sache sind Ugg Boots wahrlich nicht. Doch was sagt Papa Orthopäde?
Jetzt mal ehrlich, Ugg Boots sind die Crocs des Winters. Sie sind genauso hässlich und genauso polarisierend. Man liebt sie für ihre Bequemlichkeit oder man hasst sie für ihre seltsame Form. Dazwischen gibt es nichts. Sie sehen so klobig aus, als hätte Mickey Mouse einen Stiefel erfunden. Gut, Kate Moss hat sie auch mal getragen und damit den Trend erst ausgelöst. Aber das war Anfang der 2000er-Jahre, ist also auch schon bald 20 Jahre her. Unter echten Modeexperten sind die Dinger jedenfalls so out, dass sie lieber in Sommersandalen erfrieren würden, als sich im Winter in Ugg-Boots blicken zu lassen. Ich sehe das übrigens genauso.
Die Faulheit fördernd
Fairerweise muss man sagen: Der Stiefel an sich ist weniger das Problem, eher ist es die «Schlafanzug-Mentalität», die man mit ihm verbindet. Ugg-Boots werden ja eher selten zu schicker Kleidung getragen, sondern gern zu ausgebeulten, pyjama-artigen Klamotten. Das wiederum scheint eine gewisse Trägheit auszulösen. Es scheint so, als wären Fans von Ugg-Boots zu faul, ihre Füsse beim Gehen zu heben und könnten sich nur mehr schlurfend fortbewegen – ähnlich wie in ausgelatschten Flip Flops.
Die wenigsten wissen: Der Stiefel war auch nie dafür gedacht, ein echter Schuh zu sein und dem Fuss Halt zu geben. Die Boots der australischen Marke wurden ursprünglich von Surfern getragen, die sich ihre kalten Füsse nach dem Wellengang kurz aufwärmen wollten. Schwer vorzustellen, dass jene damit anschliessend über einen Weihnachtsmarkt geschlurft wären.
Dem Orthopäden ist's recht
Die australische Airline Quantas scheint meine Ansicht übrigens zu teilen. Sie hat letztes Jahr einer Dame in Uggs den Zutritt zur Business Lounge verweigert, weil diese dort mittlerweile als «Schlafbekleidung» gelten und somit in der Lounge verboten sind.
Um jedoch meine Abneigung noch mit ein paar fundierten Fakten zu untermauern, habe ich einen Experten gefragt – meinen Papa. Der hat zwar keine Ahnung von Mode, ist aber Orthopäde, kennt sich also mit gutem Schuhwerk aus. «Diese Schlumpfschuhe» (O-Ton) findet er aus ästhetischer und medizinischer Sicht zwar eine Zumutung, dennoch kann er ihnen etwas abgewinnen. Denn spätestens im Frühling würden die Spreiz- und Senkfüsse dann wieder zahlreich in seiner Praxis sein. Und das sei einfach gut fürs Geschäft.
Künftig gibt es hier an jedem Freitagmorgen eine Autoren-Kolumne –abwechselnd zu den Themen Mode, Essen, E-Mobility und Mutter. Heute: Mode.
Zur Autorin: Julia Wagner besuchte als Chefredaktorin von miss und später als Leiterin von Stylebook.de alle wichtigen Fashionweeks dieser Welt. Jetzt pendelt sie als Freelancerin ständig zwischen Berlin, Zürich und Wien – und trägt fast nur noch Hipster-Look: Sneaker, Jeans & Rucksack. Das liegt vor allem daran, dass die Haute Couture nicht ins Handgepäck passt.