Bötschi fragtNina Burri: «Die wichtigste Regel ist: keine Hemmungen haben»
Von Bruno Bötschi
27.10.2020
Nina Burri, 43, ist die älteste Schlangenfrau der Welt. Wegen der Corona-Pandemie muss sie pausieren – und gibt Auskunft über ihre spektakuläre Beweglichkeit und warum Aufhören für sie kein Thema ist.
Zürich, eine Bar im Hauptbahnhof, elf Uhr morgens: Nina Burri bestellt ein Mineralwasser und lächelt. Dabei ist die Situation zum Weinen. Die Coronazahlen in der Schweiz steigen und steigen und steigen – bereits reden manche von einem nächsten Lockdown.
So schnell lässt sich die Berner Schlangenfrau jedoch nicht ins Bockshorn jagen. Auch wenn ihr in den vergangenen Wochen und Monaten Dutzende von Auftritten gestrichen wurden und sie ihr Erspartes anzapfen musste.
Der Journalist hat ganz viele Fragen. Na dann: Los! Nina Burri sieht fit und frisch und fröhlich aus. Die Spannung steigt, weil man schöne Menschen doch öfter unterschätzt.
Frau Burri, wir machen ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle Ihnen in den nächsten 30 Minuten möglichst viele Fragen – und Sie antworten möglichst schnell und spontan. Passt Ihnen eine Frage nicht, sagen Sie einfach ‹weiter›.
Okay.
Bern oder Berlin?
Das ist eine schwierige Entscheidung. Die Mischung macht es: In Bern ist die Vernunft daheim, in Berlin die Kunst, Kultur und das Wagnis.
Zum Autor: Bruno Bötschi
Bild: zVg
«Blue News»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.
Schlange oder Spinne?
Spinne mag ich nicht besonders, aber es verirren sich regelmässig welche in meine Wohnung. Schlangen finde ich interessant, aber ein bisschen unheimlich. Ich hatte mehrere Shootings mit Schlangen – manche wollten sofort wieder weg, andere schlangen sich derart stark um meinen Körper, dass ich fürchten musste, Schaden zu nehmen. Schlangen sind schwer lesbare Tiere.
Was entgegnen Sie Menschen, die den Beruf Schlangenfrau für einen glamourösen Beruf halten?
Das ist natürlich Blödsinn. Diese Leute sehen nur die fünf Minuten Fame auf der Bühne oder lesen die Geschichten, die ab und zu über mich in den Medien erscheinen. Sie vergessen aber, dass ich täglich vier Stunden trainiere, die Büroarbeit, die Reiserei und dass ich meine Freundinnen und Freunde oft wochenlang nicht sehen kann. Schlangenfrau ist ein exotischer Beruf, und mir macht er extrem viel Spass.
Sie mochten scheinbar schon als Kind den grossen Auftritt. So sollen Sie mehrere Monate mit einem Schirm in den Kindergarten gegangen sein – egal, ob es regnete oder die Sonne schien.
Ach, Sie haben sich aber gut vorbereitet auf unser Interview. Selber kann ich mich nicht mehr daran erinnern, aber meine Mutter erzählte mir später, dass ich von meinem Götti einen Schirm geschenkt bekam und ihn nicht mehr hergeben wollte. Ich war als Kind ein ziemliches Modepüppli, wollte immer nur rosarote Kleider tragen.
Trauma Flötenunterricht?
Definitiv – ich war total unbegabt. Aber meine Mutter wollte unbedingt, dass ich Flöte lerne. Früher musste das jedes Kind lernen. Sie doch sicher auch?
Ja.
Zu allem Übel konnte ich nicht richtig Noten lesen. Ich hasste das Flötenspielen. Ich wollte damals nur eines: Ballett tanzen.
Ihr Verhältnis zur Musik im Allgemeinen?
Musik entspannt, Musik ist Inspiration. Hin und wieder höre ich einen Song und weiss sofort, was ich dazu für eine Schlangenfrau-Nummer kreieren werde.
Ihre Lieblingssängerin?
Ich habe kürzlich Lissie entdeckt. Die US-amerikanische Folk-Rock-Sängerin hat auf ihrem Album ‹When I'm Alone: The Piano Retrospective› bekannte Countrylieder reduziert auf ein Klavier und ihre Stimme. Wunderbar!
Ihr Lieblingssänger?
Nach dem Interview werden mir sicher ganz viele Namen in den Sinn kommen, im Moment jedoch habe ich keine Idee. Ich mag Singer-Songwriter sehr … Ach, ich mache ein bisschen Werbung in eigener Sache: Mit Nils Burri, Singer-Songwriter aus dem Berner Oberland, gab ich während des vergangenen Sommers mehrere Balkon- und Terrassenkonzerte. Das war grossartig. Auch wenn wir uns den gleichen Nachnamen teilen, sind wir aber weder verheiratet oder sonst wie verwandt. Nils' Stimme tönt international, aber gleichzeitig auch sehr bodenständig.
Auf einer Skala von eins bis zehn Punkten: Wie hoch schätzen Sie Ihre Gesangskünste ein?
Sieben Punkte. In der Gruppe bin ich sehr brauchbar. Müsste ich jedoch solo singen, gäbe es ein paar Dinge, an denen ich arbeiten müsste. Ich singe gern hohe Töne, aber wenn es um das Raue und Schmetternde geht, also das ‹Belting›, das im Musical gefragt ist, bin ich weniger stark.
Ihre Erklärung, warum Menschen unter der Dusche singen?
Sie fühlen sich unter der Dusche wahrscheinlich unbeobachtet und relaxt und denken, es hört sie niemand. Ich zum Beispiel singe oft während des Staubsaugens.
Ihr Verhältnis zu Zahlen?
Meine Lieblingszahl ist 21. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, denke ich: Päng, jetzt passiert etwas Gutes.
Wann ist die 21 das erste Mal in Ihr Leben gekommen?
Ich bin ursprünglich Balletttänzerin. Am Anfang meiner Karriere musste ich extrem oft vortanzen – und wurde immer wieder abgelehnt. Irgendwann wusste ich nicht mehr weiter. Mit 21 tanzte ich dann bei Maurice Béjarts ‹École-Atelier Rudra Béjart› in Lausanne vor. In der Nacht davor träumte ich, ich bekäme beim Vortanzen die Nummer 21.
Bekamen Sie sie?
Ja – als ich die Nummer 21 sah, wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich musste mein ganzes Können zeigen und so tun, als wäre ich die beste Tänzerin der Welt. An diesem Tag getraute ich mich, auf der Bühne mehr zu sein, als ich in Wirklichkeit draufhatte.
Ihr Verhältnis zu Buchstaben?
Ich liebe Sprachen und rede Deutsch, Englisch und Französisch fliessend. Ich verstehe Menschen nicht, die jahrelang in einem Land leben können und die dortige Sprache nicht lernen. Ich finde das ziemlich ignorant.
Heute können viele Kinder, wenn Sie in die Schule kommen, bereits schreiben. Wie war das bei Ihnen?
Damals war das noch nicht so aktuell. Ich habe erst mit sieben die Buchstaben kennengelernt. Ich stelle fest, heute können die Kinder zwar oft schon mit vier oder fünf lesen und schreiben, aber dafür sind sie Bewegungslegastheniker, weil sie dauernd vor dem Tablet sitzen.
Ihr Lieblingsbuchstaben?
Habe ich keinen.
Mit welchem Buchstaben haben Sie am meisten Mühe?
Im ‹Löwen›-Musical singen wir den ‹ABC›-Song. Er wird extrem schnell gesungen. Bei den drei Buchstaben X, Y, Z sind in einem Satz derart viele komplizierte Wörter gepackt, dass ich anfänglich ein ziemliches Chrüsimüsi im Kopf hatte.
Mögen Sie Ihre Handschrift?
Ich schon, aber meine Mitmenschen nicht besonders. Ich sage dann immer, ich hätte eben eine künstlerische Handschrift.
Schreiben Sie noch oft Briefe von Hand?
Nein. Als ich einmal meinem Ex-Mann einen Liebesbrief schrieb, konnte er meine Schrift nicht entziffern. Ich sass neben ihm und bin fast verzweifelt.
Postkarten aus den Ferien – ja oder nein?
Selten.
Wann zuletzt einen Brief zerrissen?
Ich bin schon ziemlich oft umgezogen in meinem bisherigen Leben und muss deshalb hin und wieder reinen Tisch machen. Beim letzten Umzug habe ich einen Haufen alter Weihnachtskarten zerrissen und weggeschmissen.
Sind Sie im Kopf genauso beweglich wie mit dem Körper?
Das muss ich sein. Gerade in der heutigen Zeit ist es extrem wichtig, flexibel zu sein.
Schlängeln Sie sich als Schlangenmensch auch durchs Leben?
Im Alltag funktioniere ich ziemlich normal und vernünftig. Aber was heisst das schon, sich durchs Leben schlängeln? Ich habe immer meinen Weg gefunden, hatte nie eine Mentorin oder einen Mentor, die oder der sagte: ‹Komm Nina, ich zeige dir, wie alles geht, und dann wirst du erfolgreich.› Bei mir war vieles Learning by Doing. Manchmal hat es funktioniert, manchmal nicht. Ich machte natürlich auch immer wieder Fehler, aus denen ich viel gelernt habe.
Wirklich wahr, dass Sie im Alltag zuweilen schusselig sind?
Ich stolpere über eine Stufe, lasse Dinge fallen. Deshalb fahre ich Zug. Mit dem Auto hätte ich wohl schon einige Unfälle gebaut.
Machen Männer oft schmierige Bemerkungen wegen Ihrer Beweglichkeit?
Es kommt vor, dass Männer in den sozialen Medien meine Aktbilder kommentieren und ihre Fantasien preisgeben. Ich denke dann jeweils: Hallo Freunde, seid ihr dumm? Das können doch alle anderen auch lesen. Im Grossen und Ganzen halten sich die Kommentare allerdings im Rahmen. Aber ich weiss von Frauen, die ähnlich exponiert sind wie ich, die ganz viele Hasskommentare bekommen – interessanterweise auch oft von Frauen selber. Das kenne ich zum Glück nicht.
Kontorsionistin, also Schlangenfrau, wurden Sie mit 30. In nur sechs Monaten haben Sie sich diese Technik in einer Artistenschule in Peking erarbeitet. Woher nahmen Sie die Motivation, damals etwas zu beginnen, was in China bereits Kinder lernen?
Wissen Sie was, ich habe mich gar nicht richtig auf diese Ausbildung vorbereitet. Das letzte Engagement als Balletttänzerin hatte ich in Tokio. Ich zeigte dort eine Nummer, die einige Akrobatikelemente enthielt. Ich hatte extrem Spass daran und entschied mich in der Folge, statt ein Angebot für ein Vortanzen beim Musical ‹Cats› in Tokio anzunehmen, die Artistenschule in Peking zu besuchen. Ich wollte weiter vertiefen, was mir Spass machte. Die Ausbildung war hart und funktionierte nur, weil ich als professionelle Balletttänzerin einen entsprechend biegsamen Körper besass und schon seit Langem Yoga praktizierte.
Wie erlebten Sie den chinesischen Drill?
Ich litt nicht darunter, weil die 20-jährige Lehrerin uns Erwachsene oft nicht beachtet hat. Die dachte wohl, was wollen diese alten Menschen lernen? Unschön hingegen war ihr Umgang mit den Kindern. Manchmal wurden sie mit Stöcken auf die Finger geschlagen oder sie wurden gezwungen, 20 Minuten im Handstand zu stehen.
Was fällt Ihnen leichter: das Vorbeugen oder das Zurückbeugen der Wirbelsäule?
Generell ist Zurückbeugen einfacher. Das konnte ich sogar noch tun, als ich einmal Hexenschuss hatte.
Wie fühlt es sich an, in einer so verdrehten Pose zu verharren?
Entspannend. Es ist wahrscheinlich ähnlich mit dem Autofahren: Wer das einmal gelernt hat, verlernt es kaum mehr.
Keine Rückenschmerzen?
Zum Glück nicht.
Durchschnittlich wie viele Stunden Schlaf?
Acht.
Wie verbrachten Sie die Zeit während des Lockdowns?
Ich habe das Gleiche gemacht wie davor: Ich trainierte täglich vier Stunden. Anders als Roger Federer, der weiss, dass das nächste Australian Open im Januar 2021 stattfindet, und er muss dann fit sein, wusste ich nicht, wann es weitergeht, wann ich zum nächsten Mal auftreten darf.
Tat die Coronapause Ihrem Körper gut?
Seit November 2019 arbeitete ich nonstop, tanzte im Frühling zudem noch in der SRF-Show ‹Darf ich bitten?› mit. Danach ging es mit dem ‹Löwen›-Musical weiter. Wegen des Lockdowns gab es nur drei Aufführungen. Dazu hatte ich mehrere Galabuchungen und wäre zudem noch für eine Schiffsreise als Moderatorin gebucht gewesen. Ab Juni hätte ich sowieso eine Pause gebraucht. Der Stopp war hart, aber gleichzeitig wurde mir rasch bewusst: Ich habe jetzt Zeit, meine Wehwehchen richtig auszukurieren.
Von welchen körperlichen Leiden sprechen Sie?
Ich habe mich vor einiger Zeit an der Hüfte verletzt. Im vergangenen Sommer konnte ich endlich in die Physiotherapie und der Sache auf den Grund gehen. Zum Glück handelte es sich nur um ein muskuläres Problem.
Und wenn Sie einmal keine Lust haben, zu trainieren …
Das gibt es bei mir nicht, ausser ich habe einmal zu viel gegessen. Dann teile ich das Training in zwei Teile auf. Das Verbiegen mit vollem Bauch ist der Horror. Kontorsionistin sein ist für mich mehr als ein Beruf, es ist eine Berufung, eine Lebensphilosophie. Gleichzeitig weiss ich aber auch, dass ich im Herbst meiner Karriere bin. Eigentlich wäre 2020 ein Jahr voller Höhepunkte gewesen. Ich hatte extrem viele Engagements, die jetzt wegen des Virus abgesagt oder verschoben worden sind.
Dachten Sie gar daran, Ihre Karriere als Schlangenfrau zu beenden und etwas Neues aufzubauen?
Nein, ich mache sicher keinen Abgang im stillen Kämmerli.
Auf einer Skala von eins bis zwölf Punkten: Wie verrückt ist die Welt gerade?
Elfeinhalb Punkte – und wenn man Donald Trump noch dazu rechnet, sind es zwölf Punkte.
Wie verrückt sind Sie?
Ich denke, manch einer findet mich total verrückt, weil ich mit 43 nach wie vor als Kontorsionistin auftrete. Für mich jedoch ist es eine ganz normale Tätigkeit. Ich gebe mir deshalb sechs Punkte.
Wie lange vor einem Auftritt essen Sie nichts mehr?
Acht Stunden.
Im Circus Knie traten Sie 2013 oft zwei-, manchmal sogar dreimal pro Tag auf. Wie machten Sie es damals mit dem Essen?
Da ass ich zwischen den Auftritten meistens nur ein bisschen Schoggi. Die ist leicht verdaulich und gibt einem einen zusätzlichen Kick. Aber zu viel Zucker ist natürlich auf die Länge nicht gesund. Sehr gut als Zwischenmahlzeit funktioniert übrigens Babybrei.
Waren Sie heuer auch schon im Circus Knie?
Ja. Der ‹Knie› hat sich technisch enorm weiterentwickelt. Als ich auf Tournee war, musste für mich jedes Mal ein Podest in die Manege hineingetragen werden. Jetzt schwebt die Bühne vom Zeltdach herunter, wenn sie für eine Nummer gebraucht wird.
Gelb oder Blau?
Blau.
Ursus oder Nadeschkin?
Beide zusammen. Ich schätze es ungemein, wenn Clowns oder Comedians nicht nur das Publikum veräppeln oder sonst Blödsinn machen, sondern auch ihr artistisches Können präsentieren. Nadeschkin zeigt eine grossartige Seiltanznummer, Ursus glänzt mit den Hula-Hoop-Reifen.
Fredy Knie jun. ist ein sehr netter und eher stiller Mensch. Ich glaube, er hat mich als Artistin respektiert, weil er wusste, ich liefere jeden Tag die geforderte Leistung ab. Er hätte ja auch irgendeine Schlangenfrau aus China holen können, die das Gleiche macht wie ich. Er tat es nicht und das war Kompliment genug für mich. Ich fand es grossartig, dass er mir nach meinen Auftritten in der ersten Staffel von ‹Die grössten Schweizer Talente› eine Chance gab und mich für den ‹Knie› engagiert hat.
Wann sind Sie zuletzt an einer Herausforderung gescheitert?
Letztes Jahr wollte ich mit dem Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried, SBB-Chef Andreas Meyer und anderen prominenten Schweizern 1'600 Kilometer durch Äthiopien radeln. Unser Ziel war es, eine Million Schweizer Franken für die Stiftung Schweizer Chirurgen in Äthiopien zusammenzubringen. Bevor wir abgeflogen sind, musste jede und jeder von uns mindestens 20'000 Franken an Spenden einnehmen. Ich habe es mit dem Verkauf meines alljährlichen Kalenders auf 36'000 Franken gebracht. Was ich nicht geschafft habe, ist die Biketour in Äthiopien.
Warum nicht?
Nach einer vierstündigen Testfahrt in der Schweiz musste ich realisieren: Ich schaffe das nicht. Ich bin mit 17 zum letzten Mal Bike gefahren. Auf der Testfahrt kam ich total an meine Grenze. Ich hatte das Ganze total unterschätzt. Ich reiste dann zwar mit nach Äthiopien, aber ohne Bike.
Vor Kurzem haben Sie Ihren Kalender 2021 lanciert. Welche Organisation unterstützen Sie diesmal mit dem Verkaufserlös?
Diesmal gehen die Einnahmen ins Crowdfunding für die Webserie ‹Airbnb Secrets›, in der ich selber mitspiele und die ich zudem mitproduziere. Davide Romeo und Simone Ganser, zwei Schauspieler aus dem Tessin, haben die fünfteilige Serie im vergangenen Sommer realisiert. Jetzt gibt es eine Fortsetzung und dafür sammeln wir noch bis Ende Oktober Geld.
Was ist schlimmer: beschuldigt oder bemitleidet zu werden?
Bemitleidet werden ist schlimmer.
So grundsätzlich: Was vergibt zuerst, der Kopf oder das Herz?
Das Herz – der Kopf studiert meistens noch etwas länger über ein Problem nach. Ich habe mir jedoch eine Methode angeeignet, wie ich damit besser umgehen kann. Wenn ich heute eine E-Mail bekomme, die mich nervt, dann warte ich immer einen Tag, bevor ich antworte. Einmal darüber schlafen hilft meistens.
Wegen was zuletzt einen Lachanfall bekommen?
Ach, ich habe fast jeden Tag einen Lachanfall.
Das schönste Kompliment, das Sie je zu Ihrer Figur erhalten haben?
Wahrscheinlich wegen des Alters – die meisten meinen, ich sei viel jünger, als ich in Wirklichkeit bin. Aber weil ich jeden Tag trainiere und keine Kinder habe, fällt es mir wahrscheinlich auch leichter, körperlich fit zu bleiben.
Aktfotos habe ich schon viel früher gemacht, das wusste nur niemand, denn auf Facebook darf ich die Bilder ja nicht posten. Körper von Tänzerinnen und Tänzern eignen sich meines Erachtens besonders gut für diese Art von Bildern. Aber ich habe klare Grenzen – obszöne Bilder sind ein No-Go. Ich würde mich niemals mit offenen Beinen fotografieren lassen.
Es käme darauf an, wie viel Geld der ‹Playboy› mir bietet. Für jeden ziehe ich mich nicht aus.
Ihr Idealgewicht?
56 Kilos – aber ich bin, ehrlich gesagt, schon seit Jahren nicht mehr auf einer Waage gestanden. Wenn ich zu viel Gewicht habe, merke ich das als Allererste an meinen Brüsten. Sie kommen mir dann bei gewissen Kontorsions-Bodenübungen in den Weg. Deshalb erübrigt sich auch die Frage, ob ich gemachte Busen habe! Nein, die würden stören.
Wo liegen die sogenannten Problemzonen?
Ich finde meinen Po nicht besonders erotisch.
Sich in einem Körper wohlfühlen: Wie geht das?
Das Allerwichtigste ist: sich selber zu akzeptieren. Was bringt es, wenn ich mich selber immer kleinmache? Ich bin deshalb auch kein Fan von Schönheitsoperationen. Ich würde mich nie unters Messer legen, um jünger auszusehen.
Volkswahn Abnehmen?
Fakt ist: Diäten funktionieren nicht oder nur in seltenen Ausnahmen. Wir wissen heute zwar ganz genau, welche Ernährung uns guttut und welche nicht, trotzdem werden wir Menschen immer dicker und dicker. Irgendetwas läuft schief.
Ihre letzte Diät?
Sagen wir es so: Wenn ich weiss, dass ich in einer Woche ein Aktshooting habe, esse ich in den Tagen davor sicher keine Pizza oder Süssigkeiten.
Wer ist die schönste Frau der Schweiz?
Ach, es gibt so viele schöne Schweizerinnen.
Wer ist die schönste Frau im Schweizer Fernsehen?
Jennifer Bosshard, die Moderatorin von ‹Glanz & Gloria›, hat ein sehr schönes Gesicht. Ich glaube, wenn es die Miss-Schweiz-Wahlen noch gäbe, hätte sie alle Chancen zu gewinnen.
Simonetta-Sommaruga-Fan?
Wenn ich die Schweizer Politik mit den Verhältnissen in den USA vergleiche, kann ich nur sagen: Wir haben es wirklich gut, die sieben Bundesrätinnen und Bundesräte machen alle einen ordentlichen Job.
Seit zwölf Jahren sind Sie Schlangenfrau. Was war der peinlichste Auftritt?
Bei meinem allerersten Wettbewerb als Artistin auf der Insel Sylt, also kurz nach meiner Ausbildung in China, trug ich ein brandneues Kostüm. Kurz vor Ende meiner Performance macht es ratsch und der Reissverschluss ging auf. Ich bin nicht prüde, aber einen Moment lang war ich total unsicher, wie ich jetzt aus dieser Situation rauskommen soll. Ich trug zudem einen ganz schrecklichen BH. Zum Glück passierte das Unglück am Ende der Nummer – ich ging dann einfach rückwärts von der Bühne. Innerlich bin ich fast im Boden versunken.
Sie wurden im August 43. Sie sind wahrscheinlich die älteste Schlangenfrau der Welt. Wahr oder nicht?
Bei den Männern gibt es aber noch zwei, die etwas älter sind als ich. Aber als Frau im Profibereich bin ich wohl die älteste.
Wie lange wollen Sie den Beruf als Schlangenfrau noch ausüben?
Bis 45 will ich sicher weiter turnen. Ich habe auch bereits Anfragen für das Jahr 2022. Schön wäre es natürlich, ich könnte so etwas wie eine Abschiedstournee machen – aber das würde nur in einer Zeit ohne Corona gehen. Vielleicht mache ich aber auch noch länger weiter, aber in etwas anderer Form.
Wollen Sie mehr verraten?
Ich könnte mir vorstellen, komödiantische Elemente in meine Nummer einzubauen. Die Show wäre dann weniger körperlich, dafür müsste nicht mehr alles total perfekt aussehen.
Ein Schlangenclown?
Genau – oder wer weiss, vielleicht trete ich künftig öfter in Musicals auf oder arbeite mehr als Schauspielerin. Ich bin total offen für neue Herausforderungen.
Ist Älterwerden ein Scheiss?
Nein, ich finde es spannend.
Ihre letzte Tat, bevor Sie die Nachttischlampe ausknipsen?
Ich stretche mich ein letztes Mal.
Wie?
Ich ziehe die Füsse zum Kopf hoch.
Musical «Der Löwe, der nicht schreiben konnte»: Im Zürcher Bernhard Theater hätten ab 7. November neben Nina Burri unter anderem auch Jan Oliver Bühlmann, Ronja Borer und Lucas Fischer auf der Bühne zu sehen und zu hören sein sollen. Wegen der Massnahmen gegen die Corona-Pandemie müssen die Vorstellungen jedoch verschoben werden. Mehr Infos gibt es hier.
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