22 Sonntags-Fragen Joachim B. Schmidt: «Ich würde weltweit das Militär abschaffen»

Von Bruno Bötschi

27.2.2022

«Mein Schriftsteller-Wochenplan ist sehr unregelmässig und wetterabhängig. Manchmal arbeite ich sonntags, wenn ich unter der Woche zu faul war oder das Wetter schlecht ist»: Joachim B. Schmidt.
«Mein Schriftsteller-Wochenplan ist sehr unregelmässig und wetterabhängig. Manchmal arbeite ich sonntags, wenn ich unter der Woche zu faul war oder das Wetter schlecht ist»: Joachim B. Schmidt.
Bild: Eva Schram/Diogenes Verlag

Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten? Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel? Heute stellen wir unsere Fragen Schriftsteller Joachim B. Schmidt.

Von Bruno Bötschi

Jeden Sonntag stellt blue News einem Menschen aus Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik 22 Fragen, um zu erfahren, was sie oder er am Wochenende tut oder lässt – und was der schönste Moment in den vergangenen sieben Tagen war.

Heutiger Gast ist Joachim B. Schmidt.

Der in Island lebende Schweizer Autor legt dieser Tage mit «Tell» seinen neuen Roman vor. Der 40-Jährige greift darin nach den Schweizer Kronjuwelen und macht aus der Nationalheld-Saga einen Thriller.

1. Joachim B. Schmidt, was bedeutet Wochenende für Sie – in einem Wort?

Kinderprogramm.

2. Was war der schönste Moment in den vergangenen Wochen?

Ich fuhr in guter Gesellschaft mit dem Auto durch den verschneiten Walfjord. Das Zwielicht war unglaublich schön, die Berge glühten aprikosengoldig, das Meer hatte eine dunkle Türkisfarbe. Magisch.

3. Wenn Sie Macht hätten, zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit?

Eigentlich nicht, ich mag Demokratie, aber das Militär würde ich ohne mit der Wimper zu zucken weltweit abschaffen – auch in der Schweiz. Und die Elternzeit würde ich auf neun Monate pro Elternteil verlängern.

4. Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel?

Äpfel, Bananen und Broccoli. Schoggi würde auch draufstehen, aber das kann ich mir merken.

5. Bei welcher Modedesignerin, bei welchem Modedesigner lassen Sie Ihr Geld?

Wenn Sie mir jemals begegnet wären, würden Sie diese Frage elegant überspringen. Ich habe nämlich keine Ahnung von Mode, und ich glaube, das ist nicht zu übersehen.



6. Mit wem würden Sie gern einmal zu Abend essen? Die Person darf auch bereits tot sein.

Mit meinem Grossvater mütterlicherseits! Ich sehe ihn nur in Schwarzweiss vor mir, er ist stets elegant gekleidet mit Zigarette im Mundwinkel. Er starb ein paar Jahre, bevor ich zur Welt kam.

7. Wer ist der beste James-Bond-Darsteller? Und warum?

Daniel Craig natürlich, komische Frage. Er ist der glaubhafteste Bond, dreidimensional, verletzlich, aber auch wunderbar brachial. Als ich ihn in seiner ersten Verfolgungsjagd durch eine Wand rennen sah, verliebte ich mich sofort in ihn.

8. Welche TV-Serie schauen Sie gerade?

Ich habe eben die neue Staffel von «Ozark» (Netflix) beendet – zu meinem grossen Wehleiden! «Boba Fett» (Disney+) und «Verbúðin» (Rúv) trösten mich über den Verlustschmerz hinweg.

9. Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Das muss letzten Sommer gewesen sein. Die isländische Rapperin Cell7, die manchmal auch in der Schweiz anzutreffen ist, machte mitten auf der Strasse ein Konzert. Unnur Sara sah ich in einem Café. Die singt mit total süssem isländischen Akzent französische Chanson. Müssen Sie sich unbedingt mal auf Spotify anhören!

10. Bei welchem Song lassen Sie sofort alles stehen und liegen und stürmen die Tanzfläche?

«Virtual Insanity» von Jamiroquai.

Joachim B. Schmidt legt dieser Tage mit «Tell» seinen neuen Roman vor. Der 40-jährige Bündner lebt seit mehreren Jahren in Island.
Joachim B. Schmidt legt dieser Tage mit «Tell» seinen neuen Roman vor. Der 40-jährige Bündner lebt seit mehreren Jahren in Island.
Bild: Eva Schram/Diogenes Verlag

11. Wie lange bleiben Sie am Sonntag im Bett, nachdem Sie aufgewacht sind?

Nicht sehr lange. Ich bin der Frühaufsteher in der Beziehung, und das habe ich leider meinen Kindern vererbt. Wenn die sich um 7.30 Uhr in die Stube schleichen, bleibe auch ich nicht viel länger liegen.

12. Frühstück im Bett – ja oder nein?

Nein. Natürlich nicht. Ich schlafe ja auch nicht auf dem Küchentisch.

13. Wann sind Sie zuletzt in ein Gotteshaus gegangen?

Kürzlich in Berlin in die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am Bahnhof Zoo. Fantastische Architektur. Den lieben Gott habe ich aber auch da nicht gefunden.

14. Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten?

Wahrscheinlich die Apple-TV-Fernbedienung.

15. Gibt es ein Ritual, das Sie jeden Sonntag pflegen?

Nein, eigentlich nicht. Mein Schriftsteller-Wochenplan ist sehr unregelmässig und wetterabhängig. Manchmal arbeite ich sonntags, wenn ich unter der Woche zu faul war oder das Wetter schlecht ist.

16. Freiburger Fondue Moitié-Moitié oder Tessiner Risotto?

Wollen Sie mich quälen? Jetzt bekomme ich nämlich grad Lust auf ein Fondue! Ich muss es immer in meine Wahlheimat Island importieren. Und nach Weihnachten-Neujahr sind meine Reserven aufgebraucht.



17. Das beste Fortbewegungsmittel, das Sie je besessen haben?

Meine zwei Beine. Die sind unersetzbar. Aber auch an mein erstes Auto muss ich manchmal denken; ein rostiger Toyota Tercel 4x4. Auf den war Verlass, ganz besonders auf den isländischen Strassen.

18. Locarno oder Lugano?

Locarno. Früher machten wir gleich gegenüber in Vira Ferien. Ich spüre die Sommerwärme noch heute auf meiner Haut.

19. Wenn Sie das Wort Romandie hören: Woran denken Sie?

Ich denke nicht, ich spüre. Sehnsucht! In Estavayer-le-Lac habe ich das 10. Schuljahr gemacht, an der Expo 02 habe ich einen Teil meines Zivildienstes absolviert und am Paléo-Festival in Nyon habe ich als Jugendlicher filmreife Momente erlebt. Ich vermisse das Welschland sehr.

20. Was tun Sie am Wochenende zu wenig?

Die Apple-TV-Fernbedienung weglegen, draussen sein, im Freien, wandern. Ich bin ein schlimmer Stubenhocker.

21. Welches hartnäckige Gerücht über Sie ist schlichtweg nicht wahr?

Gerüchte kenne ich keine, aber falsche Vermutungen schon. Dass ich der Liebe wegen nach Island ausgewandert bin etwa, oder dass ich gern Risiken eingehe und mutig bin, wahrscheinlich weil ich den Mut hatte, auszuwandern. Dabei bin ich ein Schisshas. Das können meine Freunde bestätigen.

22. Ihr Lieblingswitz?

Ein Reporter interviewt einen Bauern: Wie viel Milch pro Tag gibt Ihre Kuh?  – Bauer: «Meinen Sie die Braune oder die Schwarze?» – Öh, egal. Die Braune. «25 Liter.» – Und die Schwarze? – «Auch 25 Liter.» – Und wie viel essen die Kühe? – «Die Braune oder die Schwarze?» – Die Braune. – «Etwa 100 Kilo pro Tag.» – Und die Schwarze? – «Auch etwa 100 Kilo.» – Wieso fragen Sie mich eigentlich ständig, welche Kuh ich meine, wo doch beide genau gleich sind!? – «Na, weil die Braune mir gehört!» – Und die Schwarze? – «Die gehört auch mir.»

Joachim B. Schmidt füllte den Fragebogen schriftlich aus.


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