Das Tisch-Duell

Fein oder Nein?

Früchte im Fondue sind ein Frevel –
Im Gegenteil, eine Offenbarung

Fein!

Stefan Ryser

Textchef blue News

Für Textchef Stefan Ryser gehören Birnenschnitze genau so zum Fondue wie geschnittenes Brot.

Schon Ratatouille aus dem gleichnamigen Familienfilm wusste: Du hast mehr vom Leben, gehst du mit offenen Augen – und offener Nase – durch die Welt.

So richtig angekommen ist süss-sauer in der Schweiz zwar erst mit der Mövenpick-Erfindung Riz Casimir – pfui. Selber habe ich die Kombi als käseverrücktes Milchbubi entdeckt, als ich einem Bissen Himbeerkonfi-Brot ein Stück Greyerzer hinterherschob.

Es war eine Sternstunde für meinen Gaumen. Seither gehören für mich Himbeerkonfi und Gruyère zusammen wie Pfeffer und Salz.

Selbstverständlich griff ich auch nach den Birnen, als meine Mutter unseren Fondue-Horizont erweiterte. Es ist auch kein Zufall, dass manche ihr Brot noch rasch im Kirsch tunken, bevor es weiter ins Käsebad geht: Das Fruchtige macht sich einfach gut mit Rezent-Salzigem.

Klar: Ich stelle meinen Gästen immer zwei Caquelons bereit. Einen für die Brot-Puristen, einen für die Frucht-Hedonisten. Und ja: über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten. Ich freue mich schon aufs letzte Fondue der Saison und die Frage «Was, Ananas!?»

Nein!

Manuel Kellerhals

Redaktor blue News

Ein Frevel, findet sein Redaktionskollege Manuel Kellerhals. Ring frei für die erste Ausgabe von «Fein oder Nein?»

Es gibt Klassiker, die musst du nie verändern. Das kleine Schwarze ist klein und schwarz. Ein Ferrari ist am schönsten in Rot. Und ins Fondue gehört Brot – und nur Brot.

Der Legende nach fand Fondue seinen Ursprung in den Schweizer Alpen. Sennen, die den Sommer hoch oben auf der Alp verbringen mussten, sollen Lust auf etwas Variation gehabt haben.

Abgeschnitten von der Zivilisation halfen sie sich mit dem, was sie hatten: Brot und Käse. Damit stiessen sie auf etwas vom Grössten, was die Schweizer Kulinarik zu bieten hat.

Das Besondere am Fondue liegt in seiner Einfachheit.

Was gut genug für einsame Sennen auf der Alp ist, ist auch gut genug für mich.

Fondue muss nicht weiterentwickelt werden. Nicht verbessert. Nicht neu erfunden. Die einfachen Dinge im Leben sind oft die besten.

Das wird mir jedes Mal klar, wenn ich mein Brot in den geschmolzenen Käse tunke.

Fertig.