Das Tisch-Duell

Fein oder Nein?

Aromat gehört aufs Osterei –
Nein, das ist eine Sauerei

Fein!

Stefan Ryser

Textchef blue News

Für Textchef Stefan Ryser gehört Aromat zu Ostern wie Nüssli und Mandarinli zum Samichlaus.

Es gibt Dinge, die bleiben einfach gut. Etwa Eiertütschen mit meinen Liebsten am Ostersonntag: Das Ei möglichst gut in der Faust umschliessen, dann gewinnst du praktisch immer.

Und dann vor jedem Bissen eine gehörige Portion Aromat darüber streuen, wahlweise noch mit einem Güpfli Mayonnaise garniert: Es gibt für mich an Ostern nichts Besseres und Vertrauteres.

Okay, die Zuckergelée-Häsli sind auch nicht ohne, und die Müüsli mit dem Zuckerfondant finde ich halt schon auch – pardon – geil. Solange kein Papier-Gras dranklebt.

Besonders gut schmeckt so eine Süssigkeit nach einem Osterei mit reichlich Aromat. Nach Früchten im Fondue die zweitgeilste Süss-Sauer-Party des Jahres.

Es ist sozusagen die Schweizer Quintessenz an Ostern: Auf Aromat und Ei kann und will ich nicht verzichten, der Schweizer Geschmacksverstärker schmeckt auf dem hartgesottenen Ei einfach zu gut.

Und ja; es ist auch ein Stück Identität, eine vertraute Kindheitserinnerung.

Apropos: Auch meine Kinder sind längst angefixt. Feiern wir Ostern auf dem Maiensäss, ist das Aromat fix im Gepäck mit dabei.

Nein!

Stefan Michel

Redaktor blue News

Geht gar nicht, findet sein Redaktionskollege Stefan Michel. Ring frei für die zweite Ausgabe von «Fein oder Nein?»

Natürlich habe auch ich Aromat geliebt. Als Kind. Aber irgendwann sind wir doch einfach zu alt für diese nichtssagende Glutamat-Streu.

Irgendwann habe ich erkannt, dass ein Rindshohrücken viel mehr bietet als ein Minipic und ein korrekt gebrühter Espresso den gesüssten Instant-Cappucino an Geschmack weit hinter sich lässt.

Meine Mutter hat versucht, uns Kindern beizubringen, Eier ganz ohne Gewürz zu essen. Ein gutes Ei brauche keine zusätzlichen Aromen. So bin ich dann doch nicht. Die klassische Kombination Salz und Pfeffer verleiht dem Ei die Würze, die dem unverdorbenen Gaumen behagt.

Kollege Ryser veredelt sein Aromat-gepudertes Ei mit Mayonnaise. Wie wär's mit ein paar Spritzern Ketchup dazu? Und gefriergetrocknete Röstzwiebeln als Topping?

Um das klarzustellen, ich gönne allen ihren Genuss und ich halte niemanden davon ab, seine Geschmacksknospen mit Industriearomen stillzulegen.

Und natürlich scheitere ich schon am Familientisch mit meiner Mission, die Schändlichkeit des Pulvers aus der gelb-grünen Dose zu verbreiten. Meine Kinder werden es hoffentlich später selber erkennen und authentische, natürliche Aromen schätzen lernen.