Die Zahl der Diabetiker steigt weiter – in der Schweiz ist rund eine halbe Million Menschen von der Stoffwechsel-Erkrankung betroffen. Immerhin gibt es in der Therapie Fortschritte.
«Zucker» ist schon lange eine Volkskrankheit: Ungefährt 500'000 Menschen sind laut Diabetesschweiz betroffen. Mehr als 90 Prozent davon leiden unter dem Typ 2, der mit Übergewicht in Verbindung steht.
Für viele heisst das: regelmässig den Blutzucker checken, regelmässig Medikamente nehmen, eventuell Insulin spritzen und immer auf eine Unterzuckerung vorbereitet sein. Medikamente mit einem neuartigen Wirkmechanismus können die bisherige Therapie der Stoffwechselerkrankung verbessern – und zum Teil das Risiko für gefürchtete Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall minimieren.
Insulinausschüttung wird angeregt
Die Rede ist von sogenannten Inkretin-Analoga. Sie wirken nicht wie etwa die etablierte Insulin-Therapie selbst Blutzucker senkend, sondern regen die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse an – wie es auch die Inkretin-Hormone aus dem Darm gesunder Menschen tun. Die ersten Präparate dieser Wirkstoffklasse sind bereits seit 2007 auf dem Markt. «Seitdem gab es eine sprunghafte Entwicklung, die die Qualität der Medikamente noch einmal deutlich verbessert hat», sagt Michael Nauck, Leiter der klinischen Forschung am Diabetes-Zentrum im deutschen Bochum/Hattingen, mit Blick auf ein Experten-Treffens zur Inkretin-Forschung in Bochum, das am 24. Januar begonnen hat.
Die Präparate sind ausschliesslich für Typ-2-Diabetiker geeignet – die Mehrheit aller Diabetiker. Typ-2-Diabetes ist eine klassische Zivilisationskrankheit. Sie entsteht meist infolge ungesunder Ernährung, zu wenig körperlicher Bewegung und damit zusammenhängend von Übergewicht. Weil die Bauchspeicheldrüse der Betroffenen nicht mehr genügend Insulin produziert und/oder die Körperzellen nicht mehr auf dieses Hormon reagieren, steigt der Blutzuckerspiegel an.
Viele Patienten können ihre Blutzuckerwerte durch eine Lebensumstellung in den Griff bekommen, indem sie sich gesünder ernähren und mehr Sport treiben. Reicht das nicht aus, können zunächst Tabletten helfen, die Blutzuckerwerte zu normalisieren, etwa mit dem Wirkstoff Metformin. Bei schätzungsweise mindestens 1,5 Millionen Menschen ist auch das nicht genug. Sie müssen Insulin spritzen.
Nachahmung von Inkretin-Hormonen
Die neueren Inkretin-Analoga wirken anders als Insulin. Sie imitieren die Inkretin-Hormone aus dem Darm. Von diesen weiss man bereits seit Längerem, dass sie den Blutzuckerspiegel nach der Nahrungsaufnahme regulieren, etwa das Hormon GLP-1. GLP-1-Analoga ahmen dieses Hormon nach und regen die Bauchspeicheldrüse zur Bildung von Insulin an. Zudem hemmen sie die Ausschüttung von Glucagon, das den Blutzuckerspiegel steigen lässt, und verlangsamen die Entleerung des Magens. Sie wirken auch im Gehirn, vermindern Hunger und verstärken das Sättigungsgefühl.
Es sind bereits mehrere Varianten der GLP-1-Analoga verfügbar, die sich unter anderem dadurch unterscheiden, wie häufig sie eingenommen werden müssen. Das Spektrum reicht von zweimal täglich bis zu einmal pro Woche. Allen Präparaten gemein ist, dass sie keine Unterzuckerungen auslösen können. Bei einer Insulin-Therapie bestehe immer das Risiko einer Unterzuckerung, die Dosis müsse ständig ausbalanciert werden, erläutert Juris Meier, Chefarzt des Diabetes-Zentrum Bochum/Hattingen. «Das ist mit den Inkretin-Analoga nicht nötig.»
Auswirkung auf den Stoffwechsel
Deshalb sei auch die tägliche Bestimmung des Blutzuckerspiegels – meist über einen Piekser in die Fingerkuppe – überflüssig, ergänzt Nauck, der an der Erforschung der Therapeutika massgeblich mitgewirkt hat. Die Einstellung mit den Medikamenten sei so stabil, dass eine vierteljährliche Kontrolle des Langzeit-Blutzuckerwerts ausreiche.
Ein weiterer entscheidender Vorteil: Klinische Studien haben gezeigt, dass die
GLP-1-Analoga das Risiko für einige gefürchtete Folgeerkrankungen des Typ-2-Diabetes senken können, für Herzinfarkt oder Schlaganfall etwa.
«Die neuen Präparate werden Insulin in der Diabetes-Therapie nicht verdrängen», sagt Nikolaus Scheper, der eine diabetologische Praxis in Marl betreibt. «Aber wir haben mit den Mitteln einen besser gefüllten Werkzeug-Koffer für die Behandlung zur Verfügung.»
Einen zentralen Vorteil der GLP-1-Analoga sieht der Mediziner, der auch erster Vorsitzender des deutschen Verbandes der niedergelassenen Diabetologen ist, in der Tatsache, dass die meisten Patienten bei Beginn der Therapie abnehmen, in etwa vier bis fünf Kilo. «Das hat direkte Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Jedes Kilo zählt.»
Auch Meier sieht in dem Gewichtsverlust eine Riesenchance. «Das motiviert die Patienten erheblich. Wir haben schon erlebt, dass Patienten, die teilweise schon Insulin gespritzt haben, mit Inkretin und einer begleitenden Schulung zur Lebensstiländerung davon wieder weggekommen sind.»
Weiterer Durchbruch erwartet
Nauck geht davon aus, dass die Präparate der nächsten Generation sogar noch effektiver auf das Gewicht wirken und auch den Blutzucker stärker senken. Zudem seien Medikamente kurz vor Beantragung einer Zulassung, die oral eingenommen werden können, also nicht mehr gespritzt werden müssen. «Das ist ein richtiger Durchbruch.» Eine sehr kleine, noch nicht veröffentlichte Studie sei zu dem Ergebnis gekommen, dass auch bei dieser Art der Einnahme das Risiko von Herzkreislauf-Folgeerkrankungen gesenkt werde.
Für etwa fünf bis zehn Prozent seiner Patienten komme die Inkretin-Therapie aufgrund der Nebenwirkungen nicht infrage, sagt Diabetologe Scheper. Das sind vor allem Völlegefühle und Übelkeit bis hin zum Erbrechen. Für diese Patienten stehen eine Reihe etablierter Präparate zur Verfügung, nicht zuletzt Insulin.
Auch Patienten, die Inkretin-Analoga bekommen, müssen eventuell irgendwann auf Insulin umsteigen. Ist der Punkt erreicht, an dem die Bauchspeicheldrüse selbst nicht mehr ausreichend Insulin produziert, muss dieses von aussen verabreicht werden, wie Scheper sagt. «Diabetes ist eine chronische und eine fortschreitende Erkrankung. Die bringt man nicht einfach so zum Stillstand.»
Volle Verbrennung statt Sparflamme: So heizen Sie Ihren Stoffwechsel ein
Volle Verbrennung statt Sparflamme: So heizen Sie Ihren Stoffwechsel ein
Die Ausrede: «Mein Stoffwechsel ist einfach zu langsam» zählt nicht mehr, wenn Sie die folgenden Lebensmittel auf Ihren Speiseplan setzen und einige Aktivitäten in Ihren Alltag einbauen. Welche das sind, erfahren Sie in der Galerie.
Bild: Pexels.com
Ja, Sie können es nicht mehr hören, aber es stimmt und ist so einfach: Trinken Sie viel Wasser. Warum? 1. Wer andere Getränke durch Wasser ersetzt, spart 100 Prozent Kalorien, denn Wasser ist kalorienlos. 2. Studien zeigten: 0,5 Liter Wasser beschleunigen den ruhenden Stoffwechsel um 10 bis 30 Prozent in einer Stunde.
Bild: Pexels.com
3. Kaltes Wasser muss vom Körper erwärmt werden und verbrennt dabei Energie. 4. Eine halbe Stunde vor dem Essen getrunken, sorgt Wasser dafür, dass wir weniger Nahrung zu uns nehmen. Aber auch ...
Bild: Paul Kane/Getty Images
... warm getrunken, hilft Wasser dem Stoffwechsel auf die Sprünge. Vor allem, wenn man es morgens auf nüchternen Magen trinkt und Ingwer und Zitrone hinzugibt, kommt der Körper auf Trab. Zum Frühstück oder vor dem Sport bietet sich ...
Bild: Pexels.com
... ein Frucht-Smoothie an. Vor allem Beeren boosten den Stoffwechsel und versorgen uns zudem mit Vitaminen, Antioxidantien sowie Ballast- und Mineralstoffen. Gemixt werden sie am besten mit Pflanzenmilch aus Soja, Kokos oder Mandeln.
Bild: Pexels.com
Unser Körper benötigt Protein, um Muskelaufbau und Körperprozesse am Laufen zu halten. Dieses kann etwa aus Bohnen, Eiern oder magerem Bio-Fleisch stammen. Letzteres ...
Bild: foodiesfeed.com
... am besten mit scharfen Gewürzen servieren. Denn Kurkuma, Chili und Co heizen dem Metabolismus ein.
Bild: Pexels.com
Das Geniale an einer Ananas ist: Sie enthält Enzyme, die unsere Verdauung unterstützen. Wichtig: Am besten pur und morgens verzehren, damit der Effekt erzielt wird und der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft.
Bild: Pexels.com
Wer bisher dachte, Mandeln sind viel zu fetthaltig, um regelmässig geknabbert zu werden, der darf sich freuen: Selbst der Diätcoach der Stars, David Kirsch, empfiehlt zehn Stück am Nachmittag. Sie helfen sogar beim Abnehmen und spenden gesunde Pflanzenenergie, wertvolle Fette und Vitamine.
Bild: Pexels.com
Kaffee tritt unserem Stoffwechsel ordentlich in den Allerwertesten - sofern er schwarz getrunken wird. Denn Zucker oder Milch machen den ankurbelnden Effekt zunichte. Sie mögen keinen Kaffee? Dann trinken Sie ...
Bild: Pexels.com
... grünen Tee. Der macht zudem wach und stoppt den Heisshunger auf Süssigkeiten. Als Kaltgetränk eignet sich als Stoffwechselanregung hingegen ...
Bild: Pexels.com
... Kokoswasser. Ein echter Alleskönner! Die supergesunden Inhaltsstoffe helfen unter anderem beim Abnehmen, kicken den Stoffwechsel und beugen einer Übersäuerung des Körpers vor. Das ist vor allem wichtig nach dem ...
Bild: Pexels.com
... Sport. Sorry, aber ohne Bewegung ist es einfach sehr schwer, den Stoffwechsel zu beschleunigen. Sie müssen keinen Marathon laufen und auch keine Muckibude besuchen, aber ein 30-minütiger strammer Spaziergang täglich oder Training mit dem eigenen Körpergewicht helfen, um in Schwung zu kommen.
Bild: Pexels.com
Wie gesagt, Sie müssen nicht zum Bodybuilder werden, aber je mehr Muskelmasse Sie haben, desto schneller läuft Ihr Stoffwechsel. Nach einem Workout, schläft es sich auch besser - und die körperliche Erholungsphase ist ebenso wichtig, denn ...
Bild: Pexels.com
... wer über einen längeren Zeitraum zu wenig schläft, nimmt Studien zufolge schneller zu, verlangsamt den Stoffwechsel und isst ungesünder. Mal abgesehen davon, dass man träger ist und sich weniger zum Sport aufraffen kann.
Bild: Pexels.com
Um zu einer gesunden Nachtruhe zu finden, sollten Sie im Schlafzimmer für genügend Dunkelheit sorgen, eine bequeme Matratze haben, sämtliche elektronischen Geräte sowie schnarchende Partner verbannen und so früh wie möglich kein Koffein mehr konsumieren oder andere aufputschenden Stoffe. Dann doch lieber einen beruhigenden Schlaftee trinken, Sex haben und friedlich einschlummern.
Bild: dpa/ Christin Klose
Anstatt Butter zu verwenden, setzen Sie auf Kokosöl als Fett in der Küche. Die Mineralstoffbombe beschleunigt nicht nur den Metabolismus, sondern macht auch von innen und aussen schön, zum Beispiel als Cellulite mindernde Bodylotion oder Glanz spendende Haarkur.
Bild: Pexels.com
Viele Diäten raten, fünf bis zwölf kleine Mahlzeiten pro Tag zu sich zu nehmen - unter anderem mit der Begründung, dass dadurch der Stoffwechsel am besten arbeitet. Studien zeigten jedoch, dass es am Ende des Tages auf die Gesamtkalorienzufuhr, die Inhaltsstoffe der Lebensmittel und den individuellen Grundumsatz ankommt. So sind zwei oder drei Mahlzeiten ebenso möglich wie zeitweilige Fastenphasen.
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
Eine Netflix-Doku erzählt die Transformation-Geschichte des Zehnkampf-Olympiasiegers Bruce Jenner. Transfrau Nadia Brönimann hat sich «Untold: Caitlyn Jenner» angeschaut und erklärt, was sie von der öffentliche Inszenierung hält.
04.10.2021
«Es gibt Armut in der Schweiz, das wollen viele nicht wahrhaben»
Die Armut ist hierzulande kaum sichtbar. Aber es gibt sie. Betroffene haben oft das Gefühl, von einer ansteckenden Krankheit befallen zu sein. «blue News»-Redaktor Bruno Bötschi besuchte eine Abgabestelle der Lebensmittel-Hilfe Tischlein deck dich.
13.09.2021
Hüfthoch in den Fluten – Feuerwehr: Schutz von Leib und Leben hat Prämisse
Augsburg/Pfaffenhofen an der Ilm , 02.06.2024: Es sind erschreckende Bilder aus dem Süden Deutschlands. Hüfthoch stehen Menschen in den Fluten.
In Teilen Bayerns spitzt sich die Hochwasserlage zu: In mehreren Orten sind Menschen aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen.
Ein 42 Jahre alter Feuerwehrmann ist laut Landratsamt bei einem Einsatz in Oberbayern in Pfaffenhofen an der Ilm verunglückt.
Unterdessen ist nun auch die Bundeswehr im Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen a.d. Donau unterstützten nach Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken.
Und der Deutsche Wetterdienst erwartet weiteren Regen. Die Unwetter der vergangenen Tage haben mancherorts binnen 24 Stunden mehr Regen fallen lassen, als im Durchschnitt in einem Monat erwartet wird.
In Baden-Württemberg atmen unterdessen die ersten Einsatzkräfte vorsichtig auf. Ein ICE, der im Schwäbisch Gmünd wegen eines Erdrutsches in der Nacht engleiste, soll im Laufe des Mittags geborgen werden. Verletzt wurde niemand.
In Bayern ist die Lage weiter angespannt. Ein Vertreter der Feuerwehr sagt, im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm herrsche aktuell ein unberechenbares Hochwasser, das man so auch noch nie verzeichnen habe. Die Prämisse laute nun: Schutz von Leib und Leben.
03.06.2024
Nadia Brönimann: «Deswegen wird sie in der Trans-Community angefeindet»
«Es gibt Armut in der Schweiz, das wollen viele nicht wahrhaben»
Hüfthoch in den Fluten – Feuerwehr: Schutz von Leib und Leben hat Prämisse